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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Erscheinung. Fürstin Antillus war auf zudringliche, gefährliche Weise eine Schönheit gewesen. Natürlich hatte sie jung gewirkt, wie alle Wasserwirker. Sie hatte stets Seide im Blau des Hauses Antillus getragen, und ihr dunkles Haar war lang und wunderschön gewesen.
    Jetzt trug sie ein Gewand aus einfachem Stoff, schlicht und grob genäht. Das Haar hatte sie deutlich kürzer geschnitten, auf eine praktische Länge, und es mit einem Lederband zusammengebunden. Ihre Heilerschürze war mit dem scharlachroten Blut von Aleranern, aber auch vom dunkleren der Canim verschmiert. Geschminkt hatte sie sich nicht - so hatte Tavi sie noch nie gesehen. Und sie hatte auch keinerlei Schmuck angelegt.
    Bis auf den glänzenden Züchtigungsring um den Hals.
    »Es wird noch einen Moment dauern, Erster Speer, Hauptmann Scipio«, sagte sie, und ihre Stimme klang so voll, wie Tavi
sie in Erinnerung hatte. »Entschuldigt, dass ich mich nicht früher um ihn kümmern konnte, doch meine Dienste wurden zuerst bei den Schwerstverwundeten benötigt.«
    Tavi starrte sie einen Augenblick lang an. Ihm fehlten die Worte. »Hohe Fürstin Antillus. Guten Abend.«
    Sie sah auf und lächelte, nicht ohne Ironie. »Ach bitte, Scipio. Die Hohe Fürstin Antillus ist eine Verräterin, die darauf wartet, in den Grauen Turm geworfen, vor Gericht gestellt und hingerichtet zu werden. Sie würde dir bestimmt nicht helfen, oder - der Anzahl der Messer in seiner Kleidung nach - einem Kursor der Krone.«
    Tavi runzelte die Stirn. »Nein, vermutlich nicht.«
    »Du kannst mich Dorotea nennen«, sagte sie. Tavi spürte ein gewisses Bedauern in ihrer Stimme, und gleichzeitig wieder diese tiefe Erfüllung. »Ich bin Heilerin. Das ist jetzt mein Beruf. Wenn du mich nun entschuldigst.« Sie beugte sich wieder über die Wanne und schloss die Augen.
    Tavi schüttelte den Kopf und blickte Durias an.
    »Sarl ist es gelungen, sie vor zwei Jahren gefangen zu nehmen«, erklärte der Zenturio mit respektvoll gesenkter Stimme. »Er hat ihr den Züchtigungsring selbst angelegt und ihr befohlen, sie dürfe niemandem Schaden zufügen, sie müsse jenen gehorchen, denen sie untergeben sei, und sie müsse diejenigen heilen, die der Heilung bedürfen.«
    Tavi holte tief Luft, als er begriff. »Nur Sarl hätte den Ring abnehmen können.«
    »Und er ist gestorben«, sagte Durias leise. In den Augen des jungen Zenturios zeichneten sich ehrlicher Schmerz und Mitgefühl für die einstige Hohe Fürstin ab. »Sie kann ihn nicht abnehmen. Wenn doch, wird sie sterben.«
    Tavi seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Du wirst sie nicht bekommen«, sagte Durias. »Das soll ich dir ausrichten.«
    »Nun, ist das nicht ein wenig widersprüchlich von euch, wenn
ihr euch weigert, einem Sklaven mit Ring die Freiheit zu schenken? Oder ist das eure Vorstellung von Gerechtigkeit, Durias?«
    Der junge Mann verzog das Gesicht. »Darum geht es nicht, bei den großen Elementaren, nein. Ich weiß, was sie durchmacht. So wie viele andere Menschen hier. Aber für uns ist sie zu wertvoll - und sie verdient es, unter Menschen zu sein, die wissen, wie es ist, mit einem Züchtigungsring zu leben. Wir werden sie nicht quälen.« Er schüttelte den Kopf. »Obwohl das durchaus vorgekommen ist, in den ersten Wochen, ehe der Befehl erteilt wurde.«
    Tavi wurde allein bei dem Gedanken übel. Sicherlich war die Hohe Fürstin Antillus nie eine Verkörperung von Gnade und Güte gewesen, aber trotzdem verdiente niemand eine Vergeltung, wie sie die befreiten, führerlosen Sklaven ausgeübt haben mochten. »Es geht mir nicht um das, was sie getan hat, oder um die Toten, die sie auf dem Gewissen hat. Es geht um ihren Sohn.«
    Von Dorotea erreichte Tavi ein stechender Schmerz, eine Sehnsucht, ein Traurigkeit, ein Bedauern und eine große, große Liebe. Sie blickte ihn an. »Crassus?«, fragte sie. »Geht es ihm gut?«
    »Als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, ja«, antwortete Tavi. »Er weiß, was du getan hast. Mit mir will er nicht darüber sprechen, aber ich glaube, er macht sich Sorgen um dich. Er fragt sich, was aus dir geworden sein mag.«
    Ehren hatte wieder Farbe im Gesicht bekommen, und seine Brust hob und senkte sich ganz normal. Dorotea griff aufgeregt an ihren Ring und nahm die Hand zurück. »Ich …« Sie schloss die Augen. »Vielleicht ist es das Beste, wenn die Fürstin Antillus im Kampf gefallen ist.« Sie schlug die Augen auf und suchte Tavis Blick. »Eigentlich ist sie das ja auch.«
    »Ich …« Tavi

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