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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schüttelte den Kopf. »Dafür habe ich jetzt keine Zeit.«
    Dorotea errötete, senkte den Blick und neigte demütig den Kopf. »Wo ist er?«

    »Ich habe ihm den Befehl über die Erste Aleranische übertragen.«
    Ihr Gesicht wurde blass, und Tavi musste sich Kraft vom Stahl der Klinge leihen, um sich gegen das Entsetzen zu wappnen, das plötzlich von ihr ausstrahlte, als sie den Kopf in Richtung der belagerten Ruinen drehte.
    »Wie ich schon sagte«, meinte Tavi, »meine Zeit ist knapp. Ich brauche Ritter Ehren.«
    »Ja«, erwiderte sie, »gewiss.« Sie legte Ehren die Hand auf den Kopf, neigte den eigenen kurz und murmelte: »Erwache.«
    Ehren blinzelte ohne großes Aufhebens. »Hm? Wie?« Er riss die Augen auf. »Ah!«, sagte er und holte erst vorsichtig und dann richtig tief Luft.
    »Oh, wirklich, viel besser. Ich danke den großen Elementaren, dass …«
    Er wandte sich der Heilerin zu, erkannte die Hohe Fürstin Antillus und schrie auf. Er fuchtelte mit den Händen um den nackten Körper herum, suchte vermutlich ein Messer, und verspritzte blutiges Wasser.
    »Ehren«, sagte Tavi. »Ehren!«
    Der junge Mann beruhigte sich. Er riss den Blick von der Fürstin los, sah erst Durias an und dann Tavi. Bei jedem Halt gingen die Augen ein wenig weiter auf. »Ach. Gut. Scheint ja einiges passiert zu sein in der Zwischenzeit.«
    »Ja«, bestätigte Tavi. »Und du hast wieder diesen Ausdruck im Gesicht.«
    »Ich kann auch nichts dagegen tun«, meinte Ehren. »Es scheint, du wirst frühstücken gehen, gleichgültig, wer dir im Weg steht, oder?«
    »Ja«, erwiderte Tavi.
    Ehren seufzte. »Also lass hören.«
    Tavi erklärte ihm den Plan.
    »Das ist verrückt«, sagte Ehren.
    »Es könnte gelingen.«

    »Diesmal wird niemand kommen, der dich raushaut«, stellte Ehren fest.
    Tavi grinste. »Bist du dabei?«
    »Der Plan ist verrückt«, meinte Ehren. »Und du bist genauso verrückt.« Er blickte sich im Zelt um. »Und ich bräuchte eine Hose.«

51
    Tavi ritt auf dem besten Pferd, das die Freie Aleranische Legion zu bieten hatte, den Hügel hinauf, und Ehren ritt neben ihm.
    Zwar hatte man die meisten Gefallenen geborgen, doch manche hatte man im Kampf und in der anschließenden Dunkelheit übersehen, und etliche Körperteile waren ebenfalls liegen geblieben. Deshalb hörte man überall in der Nacht die raschelnden Flügel und rauen Schreie der allgegenwärtigen schwarzen Krähen, die sich über die Toten hermachten.
    Ehren trug eine Fackel und murmelte: »Hoffentlich wusste Nasaug, wovon er sprach, als er uns gezeigt hat, welchen Teil der Mauer die Erste Aleranische verteidigt. Sonst könnten wir leicht einem nervösen Bogenschützen zum Opfer fallen.«
    »Verfluchte Krähen«, entgegnete Tavi, als sie die zerschmetterte Palisade erreichten. »Sieh dir dieses Chaos an. Haben die ernsthaft versucht, diesen Zaun gegen einen Sturmangriff zu halten?«
    »Kommt immer wieder vor«, sagte Ehren. »Besonders, wenn eine Legion besiegt wurde. Die Wachen sind nervös. Müde. Schlafen halb. Dann hören sie etwas. Zack bumm. Und anschließend rufen sie: ›Wer da?‹, während du schon verblutest.«

    »Sieh dir all die Helme an«, meinte Tavi. »Und die Löcher darin. In antiken romanischen Schriften in Appia wird eine Waffe beschrieben, die dazu in der Lage ist - eine so genannte Falx.«
    »Sind die alten Romaner jemals versehentlich im Dunkeln erschossen worden?«, fragte Ehren. »Mir würde es gar nicht gefallen, wenn meine Akte im Amtszimmer des Kursor Legatus damit geschlossen würde.«
    Tavis geliehenes Pferd scheute vor einem Pulk schnarrender Krähen. Vögel schrien in die Nacht, und Tavi lächelte. »Deine Sorgen gehen in die falsche Richtung.«
    »Ach?«, gab Ehren zurück.
    »Ja, ich würde mir lieber Sorgen machen, ob nicht irgendein vorwitziger junger Cane die Befehle von Varg und Nasaug nicht mitbekommen hat und uns ein Balestrum in den Rücken schießt.«
    Ehren sah Tavi sauer an. »Sehr tröstlich. Wie gut, dass ich das Licht trage, dann werden sie bestimmt zuerst auf dich schießen.«
    »Das ist der richtige Geist«, sagte Tavi. Er zügelte sein Pferd fünfzig Fuß vor der Mauer und hob eine Hand zum Gruß. »Hallo, jemand da?«
    »Keinen Schritt näher!«, rief ein Legionare . »Wir schießen!«
    Tavi spähte zur dunklen Mauer. »Schultus? Bist du das?«
    Es folgte ein kurzes, verblüfftes Schweigen. »Hauptmann? Hauptmann Scipio?«
    »Ja«, knurrte Tavi. »In Begleitung von Ritter Ehren. Ist ein bisschen kalt hier

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