Der Protektor von Calderon
Stelle, an
der du jetzt bist - als Hauptmann der Ersten Aleranischen. Liefere ihm keinen Vorwand, dich von deinem Posten zu entlassen.«
Tavi blinzelte und konnte Gaius nur mit großen Augen anstarren.
»Tut mir leid, dass ich nicht mehr für dich tun konnte, Junge«, fuhr der Erste Fürst fort. »Mit meiner Unterstützung ist es heutzutage nicht mehr so weit her wie früher, fürchte ich. Heute bin ich fast nur noch ein Möbelstück in Sitzungssälen.«
»Ich konnte denen nicht mal erzählen, was Ehrens Verbindungsleute in Erfahrung gebracht und welche Schlüsse wir daraus gezogen haben.«
Gaius presste die Lippen zusammen. »Er will es überhaupt nicht hören. Arnos und seine Freunde haben ihre Pläne für die Gegend hier längst fertig, und diese Pläne lassen wenig Raum für so kleine Unannehmlichkeiten wie Tatsachen.«
Tavi knirschte mit den Zähnen. »Er ist ein Dummkopf.«
»Er ist ein Dummkopf mit der Rückendeckung des Senats«, berichtigte Gaius ihn. »Und er ist der rechtmäßige Befehlshaber der Senatsgarde - und der Ersten Aleranischen, möchte ich hinzufügen. Er wird den Befehl in diesem Gebiet übernehmen, und Ritter Cyril wird sein wichtigster Berater.«
Tavi holte tief Luft. »Was hat das mit mir zu tun?«
»Zu deinem Besten«, sagte der Erste Fürst, »rate ich dir, arbeite mit Ritter Cyril zusammen. Verhindere den schlimmsten Schwachsinn des Senators. Rette so vielen Menschen das Leben, wie du nur kannst.«
»Falls Arnos wirklich in die Tat umsetzt, was er da sagt, wird Nasaug uns übel zusetzen, Majestät. Sehr übel.«
»Drei Monate«, meinte Gaius. »Halte die nächsten drei Monate durch.«
»Wie?«, fragte Tavi leise und verwirrt. »Warum drei Monate?«
»Bis dahin wird der Krieg mit Kalarus und die Rebellion vorüber sein, und wir können wieder richtige Legionskommandanten erübrigen. Damit ist dann auch die ›außergewöhnliche
Notlage‹ des Senats vorbei, und Arnos kann wieder Soldaten im Sandkasten hin und her schieben.«
Tavi blinzelte. »Wie soll das vonstattengehen, Majestät?«
Der Erste Fürst zog eine seiner ergrauenden Augenbrauen hoch. Tavi fiel zum ersten Mal auf, dass sie sich inzwischen auf gleicher Augenhöhe befanden.
In Gaius’ Augen funkelte kurz düstere Belustigung. »Damit würde ich ein Geheimnis verraten.« Er betrachtete den Tumult, den Arnos’ Bemerkungen ausgelöst hatten. »Um die Aufgabe, die ich dir anvertraue, bist du nicht zu beneiden. Bist du in der Lage, sie auszuführen?«
Tavi blickte zu dem streitenden Senator hinüber und kniff die Augen zusammen. Er kannte nur allzu gut den Preis, den die Legionares zahlen mussten, wenn ihre Anführer auch nur den kleinsten Fehler begingen. Was Arnos vorschlug, grenzte an Wahnsinn, und das Leid, das Zivilisten aufgrund seiner Entscheidungen in den besetzten Gebieten würden erdulden müssen, konnte sich der junge Hauptmann noch nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen ausmalen.
Dagegen musste man einschreiten.
»Ja, Majestät«, sagte Tavi leise. »Ich kann es.«
4
»Also«, flüsterte Amara dem Ersten Fürsten zu, als sie das Kommandogebäude verließen. »Das hätte besser laufen können.«
»Eigentlich«, erwiderte Gaius, »ist es genau so verlaufen wie erwartet.« Er schritt zielstrebig auf den Bereich zu, den die Ritter
Aeris zum Landen und Abflug nutzten. Dieser Teil des Lagers wurde sorgfältig von Schutt und Müll freigehalten, damit durch die Windströme der Flieger keine Gegenstände umhergewirbelt wurden.
Amara musste sich beeilen, um mit dem größeren Ersten Fürsten Schritt zu halten. »Ich dachte, der junge Hauptmann habe sich recht gut gehalten.«
»Eher zu gut«, meinte Gaius gereizt. »Bei den großen Elementaren, Arnos braucht jemanden, der sein Selbstwertgefühl auf normales Maß zusammenstutzt, aber Scipio ist nicht der Richtige dafür. Ich brauche ihn an der Stelle, an der er ist.«
Amara schüttelte den Kopf. »Ich war gestern Abend ein bisschen in der Stadt unterwegs und habe mich ein wenig in den Weinschenken umgehört.«
»Amara«, schalt Gaius sie, »du bist jetzt meine Verbindungsfrau und nicht mehr meine Spionin.«
»Alte Gewohnheit, Majestät«, sagte Amara. »Seine Männer glauben, dass in seinen Fußabdrücken frisches Gras wächst und Blumen blühen, wo er hinspuckt. Seine Entlassung würden sie sich nicht bieten lassen.«
Gaius brummte nachdenklich. »Tatsächlich? So hoch wird er geschätzt?«
»Ich habe drei Prügeleien zwischen Legionares der
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