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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Senatsgarde und der Ersten Aleranischen mit angesehen. Und jedes Mal ging es mit einer Bemerkung über Scipio los.«
    »Wie haben sich seine Männer geschlagen?«
    »Dreimal gewonnen.« Amara schüttelte den Kopf. »Das ist ein zäher Haufen, Majestät.«
    »Nach zwei Jahren allein hier draußen erwartet man auch nichts anderes«, murmelte Gaius. »Ich wollte ihnen Hilfe schicken, aber der Druck von allen Seiten war einfach zu groß. Besonders von der Schildmauer.«
    Amara blickte sich um und vergewisserte sich, dass niemand in unmittelbarer Nähe war.

    »Und dadurch war Scipio natürlich auch vom Rest des Reiches abgesondert.«
    Gaius sah sie scharf an.
    Amara zuckte mit den Schultern. »Es gibt Gerüchte, Majestät.«
    »Gerüchte«, sagte Gaius.
    »Über Scipio. Und darüber, wer möglicherweise sein Vater gewesen sein könnte.« Amara holte tief Luft. »Den Gerüchten zufolge ist er dem Princeps Septimus bemerkenswert ähnlich, Majestät. Und es heißt, ein Mann namens Araris - bei dem es sich um Araris Valerian handeln könnte - ist sein persönlicher Singulare.«
    »Gerüchte, Gräfin«, erwiderte Gaius.
    »Das habe ich auch gedacht«, sagte sie. »Bis ich das Gesicht von Hauptmann Miles gesehen habe, als T…, als Scipio hereinkam.« Sie blickte den Ersten Fürsten an. »Er wirkte, als habe er ein Gespenst gesehen.«
    Gaius wiederholte, ein wenig härter: »Gerüchte, Gräfin.«
    »Gerüchte, denen du Auftrieb geben wolltest«, sagte sie ruhig. »Deshalb hast du diese Sitzung hier abgehalten, statt alle in die Hauptstadt zu rufen. Hier draußen, wo er von seinen Männern umgeben ist, selbstbewusst auftreten kann und offensichtlich den Befehl hat, wo niemand sich über ihn stellt und du die Situation bestens überblicken kannst. Du bereitest sie darauf vor, ihn als etwas Größeres anzunehmen, als er gegenwärtig darstellt.«
    Der Erste Fürst sah sie von oben an, und seine Mundwinkel zuckten, obwohl seine Stimme ernst blieb. »Ich wusste auch vorher schon, wie klug du bist, Gräfin. Du brauchst es mir nicht zu beweisen. Gehört es nicht zum guten Ton, solche Dinge unausgesprochen zu lassen?«
    Amara unterdrückte ein Lächeln und neigte nur ernst den Kopf. »Gewiss, Majestät. Ich werde es mir merken.«
    Gaius schaute über die Schulter zurück zum Kommandogebäude. »Halten sie wirklich so viel von ihm?«
    »Sie lieben ihn«, sagte sie.

    Gaius trat hinaus auf die sauberen Steine des Flugplatzes. »Bei Septimus war es genauso, weißt du«, sagte er leise.
    Amara legte den Kopf schief und hörte schweigend zu.
    »Er hatte diese Eigenschaft. Die Menschen haben ihn geliebt. Er hat ihnen … etwas gegeben.« Gaius schüttelte den Kopf. »Etwas, durch das sie sich fühlten, als könnten sie mehr schaffen als je zuvor in ihrem Leben. Etwas, das sie erhöht hat. Sie größer gemacht hat. Er gab ihnen …«
    »Hoffnung«, schlug Amara vor.
    »Ja«, sagte Gaius ruhig, und seine Stimme klang plötzlich verwirrt. »Es hatte nichts mit Elementarkräften zu tun. Es steckte in ihm. Ich habe nie verstanden, wie er es angestellt hat.« Der Erste Fürst zuckte mit den Schultern. »Er muss es von seiner Mutter gehabt haben.«
    »Majestät …«, begann Amara.
    Gaius hob müde die Hand. »Ich bin nicht wie Septimus. Oder wie Scipio. Manche haben allerdings immer noch Respekt vor mir. Die meisten jedoch haben nur noch Angst.« Sein Blick ging ins Leere, seine Stimme klang nachdenklich. »Ich bin kein guter Mensch, Amara. Als Erster Fürst habe ich angemessenen Erfolg gehabt, aber … ich verfüge nicht über ihr Mitgefühl. Nur über Entschlossenheit.«
    Amara starrte den Ersten Fürsten schweigend an. Nur selten sprach er über sich, über seine Persönlichkeit. In Momenten wie diesen spürte Amara den großen Altersunterschied … Denn obwohl Gaius aussah wie ein Mann Mitte vierzig, der vielleicht mit frühem Silberhaar gesegnet war, näherte er sich in Wirklichkeit dem achtzigsten Lebensjahr. Er hatte sein Leben lang Intrigen und Verrat gesehen, und er hatte einige persönliche Tragödien überstehen müssen. Sie hatte sich an das Bild gewöhnt, das er nach außen zeigte, das Bild eines Mannes mit fantastischen Kräften, einem übermenschlichen Willen und unangestrengter Anmut in politischer und privater Hinsicht.
    In Augenblicken wie diesem wurde sie daran erinnert, was er
eigentlich war - ein müder und beinahe unerträglich einsamer alter Mann.
    Amara hatte in ihrem jungen Leben schon genug Fehler gemacht, um ihre eigene

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