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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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jemand trat mit schweren Schritten ein.
    »Stell das Frühstücktablett auf das Regal«, sagte Tavi abwesend. »Und bitte heute keine Nörgelei. Ich kümmere mich darum, sobald ich Zeit habe.«
    Es folgte kurzes, drückendes Schweigen, in dem man lediglich das Kratzen von Tavis Feder auf Papier hörte.
    »Entschuldigung?«, sagte eine Frau. Mit ihrer leisen Stimme war sie es vermutlich gewohnt, sanft und im Flüsterton zu sprechen, aber für Isanas Ohren schwang darin eine so große Boshaftigkeit und schlecht verhohlene Wut mit, dass sie unwillkürlich zurückwich.
    »Oh«, sagte Tavi. »Ich bitte um Verzeihung. Du bist gar nicht der Bursche.«
    »Nein«, sagte die Frau. »Ich bin …«
    »Der Bursche hat dir nicht zufällig das Frühstück mitgegeben?«, fragte Tavi unschuldig und sehr freundlich. »Ich bin am Verhungern.«
    »Nein, hat er nicht«, sagte die kalte Stimme.
    »Ich bin sicher, dass er es eigentlich gerade bringen wollte«, sagte Tavi. »Vielleicht könntest du die Treppe hinaufrufen und nachschauen, ob er unterw…«
    Es folgte ein lauter, scharfer Knall - da schlug jemand auf Tavis Schreibtisch, nahm Isana an. Als Nächstes hörte sie viel Geraschel, als offensichtlich einer der ordentlichen Papierstapel auf den Boden rutschte.
    »Du bist ganz und gar nicht witzig«, sagte die kalte Stimme. »Und ich werde dir eher die Kehle durchschneiden, als mir das weiterhin bieten zu lassen. Verstanden?«
    Isana veränderte ein wenig ihre Position. Sie konnte zwar die
Frau nicht sehen, dafür jedoch Tavis Gesicht im Profil. Er saß auf seinem Stuhl, hatte die Hände auf den Schreibtisch gelegt und betrachtete die Sprecherin ruhig und distanziert. In seiner Haltung lag nichts Spöttisches. Eigentlich ließen sich gar keine Gefühle erkennen, obwohl er gerade mit dem Tod bedroht worden war, und dieser Ausdruck auf seinem Gesicht erschütterte Isana. Er wirkte ganz entspannt und selbstbewusst, und sie konnte nicht das Geringste von seinen wirklichen Gefühlen wahrnehmen.
    »Ich habe vor allem eins verstanden«, sagte Tavi ruhig, »dir mangelt es an Respekt. Wenn du dich weiter auf eine Art und Weise verhältst, wie sie eines Soldaten völlig unwürdig ist, wenn du selbst die einfachsten militärischen Höflichkeiten wie Anklopfen vor dem Eintreten missachtest, wenn du weiterhin in diesem Ton mit mir sprichst, werde ich dich an einen Pfahl binden lassen, bis dir die Ameisen über dein Haar in die Augen krabbeln.«
    Wieder entstand eine Pause. Dann sagte die Frau: »Du hast keine Ahnung, wer ich bin, oder?«
    »Ich will es auch gar nicht unbedingt wissen«, gab Tavi zurück.
    »Mein Name«, sagte sie, »ist Navaris.«
    Tavi zuckte nicht mit der Wimper, doch diesmal spürte Isana eine gewisse Überraschung und dann einen tiefen Strom stark beherrschter Angst.
    Tavi beugte sich vor und murmelte freundlich: »Möglicherweise hat es dir nicht den erhofften Ruhm eingebracht, für den Senator den Singulare zu spielen. Denn ich habe noch nie von dir gehört.« Sein Blick haftete noch einen angespannten Moment lang auf ihr. »Nun ja, Navaris. Als du eingetreten bist, dachte ich, du seiest vor allem zur Zierde und als bezaubernde Gesellschaft gedacht. Jetzt könnte ich mir allerdings vorstellen, dass du auch noch etwas anderes im Sinn hast.«
    »Ja«, antwortete sie.
    »Wie aufregend. Vielleicht gibt es sogar einen bestimmten Grund für diesen Besuch.«

    »Ja«, knurrte Navaris.
    Er sah an Navaris vorbei und ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Und diese vier? Sicherlich sind sie hier, um dir zu helfen.«
    »Ja.«
    Tavi seufzte und ließ sich in seinem Stuhl zurücksinken. »Navaris, das alles wird sicherlich viel schneller gehen, wenn wir dieses Ratespiel sein lassen.« Seine Stimme wurde kühl. »Sag mir, was du willst.«
    Nun folgte ein langes Schweigen, und in Isana stieg Panik auf, als sie sah, wie Tavi hinter den Stuhl langte und die Finger auf den Griff eines Dolches legte, der an der Lehne befestigt war.
    Als sie schließlich antwortete, lallte Navaris ein wenig, fast so, als wäre sie betrunken. »Senator Arnos hat mich geschickt, um die Berichte der Kundschafter über die jüngsten Geschehnisse in den besetzten Gebieten zu holen. Du sollst mir alle Aufzeichnungen übergeben, alle Abschriften und alle Listen der Quellen, damit der Senator sie persönlich begutachten kann.«
    Tavi zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, da kann ich dir wohl nicht helfen.«
    »Das ist ein Befehl«, entgegnete Navaris. »Wenn

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