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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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dagegen tun können, Hauptmann«, protestierte Max.
    Tavi verzog das Gesicht. »Wenn Arnos nur halb so viel Zeit für die Planung des Angriffs auf Othos wie für diese Hinterhältigkeit verwendet hätte, wäre ihm die Stadt ohne einen Mann Verlust in die Hände gefallen.« Er ließ das Buch lauter zuschnappen, als nötig gewesen wäre, und blickte Max an. »Dem Gesetz nach kann ich nur entweder seine Befehle ausführen oder von meinem Posten zurücktreten.«
    »Worauf es Arnos auch angelegt hat«, erwiderte Crassus leise.
    Tavi warf Crassus einen Blick zu; es überraschte ihn, dass der junge Mann es so deutlich ausdrückte. Der Kommandant der Ritter hielt sich sonst bei allen Gesprächen über Politik eher zurück, was auch nicht weiter verwunderlich war, wenn man den Verrat von Crassus’ Mutter an der Elinarcus bedachte, oder die Rebellion, die sein Onkel seit fast zwei Jahren betrieb. Sein Vater, der Hohe Fürst von Antillus, hatte den Befehl über die Hälfte der Truppen auf der Schildmauer, jenem riesigen Bauwerk, das Alera gegen die Eismenschen des wilden Nordens schützte, und er gehörte zu den am meisten respektierten Männern des Reiches.
    Allerdings wurde Antillus Crassus dadurch zu einem unsicheren Gesellen, politisch gesprochen. Tavi hatte dem Ersten Fürsten äußerst lobende Berichte über Fähigkeiten, Auffassungsgabe und Treue des jungen Mannes geschickt. Ohne diese hätte Gaius den jungen Mann mit diesem unbeständigen Hintergrund sicherlich auf einen anderen Posten versetzt.
    Aus diesem Grund hatte sich Crassus auch zurückgehalten, was die Intrigen betraf, in denen mit der Ersten Aleranischen gespielt wurde, außer natürlich, wenn er in der Ausübung seiner Pflichten unmittelbar betroffen war. Das bedeutete allerdings nicht, dass er die Augen vor den Ereignissen verschlossen hatte, und Tavis Respekt für den jüngeren Halbbruder von Max wuchs weiter.
    »Worauf er es vermutlich angelegt hat«, stimmte Tavi leise zu.
»So oder so, er hat das Recht auf seiner Seite, und ich habe keine gesetzlichen Möglichkeiten, mich dem Befehl zu widersetzen.«
    Max lachte rau. »Als hättest du dich je von solchen Kleinigkeiten wie Gesetzen einschränken lassen.«
    Tavi runzelte die Stirn. Das stimmte vermutlich, doch war das zu Zeiten gewesen, als man von ihm noch nicht erwartet hatte, das Gesetz zu achten und zu verteidigen. Das Gesetz unterschied die Zivilisation von der Barbarei. Das Gesetz ermöglichte es einer Gesellschaft, die Schwachen, die Gewalt und Vernichtung ausgeliefert waren, vor den Starken zu beschützen.
    Er blickte über die Schulter zurück, zu den armen Menschen von Othos. Das Gesetz war gemacht worden, um sie zu verteidigen. Nicht, um sie zu ermorden.
    »Wir müssen uns wohl irgendetwas einfallen lassen«, sagte er leise und blickte hinauf zum Himmel. »Ich würde einiges dafür geben, wenn es jetzt zu stürmen anfangen könnte.«
    Max warf Crassus einen forschenden Blick zu, doch der junge Fürst schüttelte den Kopf. »Arnos hat zwar einige seiner Ritter Aeris verloren, doch die anderen würden es merken, wenn wir mit dem Wetter herumspielen.«
    Tavi nickte. »Wir müssen es mindestens bis zum Einbruch der Dunkelheit hinauszögern.«
    »Wieso?«, knurrte Max.
    »Die Canim sind doch gern nachts unterwegs. Wenn es dunkel ist, wer weiß? Vielleicht werden wir von einem Trupp Plünderer überfallen, und in dem Durcheinander können die Gefangenen entkommen.«
    Max schob die Lippen vor, dann grinste er. »Diese krähenverfluchten Canim ruinieren einem wirklich alles, Hauptmann.«
    Crassus runzelte die Stirn. »Man wird uns befehlen, sie zu verfolgen. Und diese Menschen können einer halbwegs anständigen Verfolgung nicht entkommen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Tavi. »Wir versuchen es trotzdem.«
    Crassus ritt eine Weile nachdenklich dahin. »Ich bin dabei,
Hauptmann. Damit erreichen wir jedoch nur eine Verzögerung um einen Tag. Höchstens. Dann stehen wir wieder am gleichen Punkt wie jetzt.«
    »Innerhalb eines Tages kann sich eine Menge ändern«, meinte Tavi ruhig. »Oder hat jemand einen besseren Vorschlag?«
    Keiner antwortete, und Tavi schloss die Augen, um seine Gedanken zu ordnen. »Zunächst einmal brauchen wir mehr Zeit. Deshalb werden wir alle Namen der Gefangenen noch einmal überprüfen.«
    »Hauptmann?«, sagte Crassus.
    »Arnos kann mir doch nicht vorwerfen, wenn ich sichergehen will, dass wir keinem Civis Unrecht widerfahren lassen.«
    Crassus kniff die Augen zusammen und

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