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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kleine Lichtung, wo zwei Marat-Krieger mit Bogen und aufgelegtem Pfeil standen und gelassen einen Mann beobachteten, der auf dem Boden vor ihnen saß.
    Tavi blinzelte und zog die Augenbrauen hoch, als er den Mann erkannte - den Kundschafter der Aufständischen, den er bei dem abgebrochenen Angriff auf die Canim-Kolonne verschont hatte. Der Mann trug die gleiche Kleidung, allerdings ohne seine Ausrüstung, die auf einem ordentlichen Haufen ein Stück von ihm entfernt gestapelt lag.

    Der Kundschafter sah zu ihm auf und blinzelte zweimal, ehe er die Augen aufriss, weil er Tavi erkannt hatte. »Du«, sagte er. »Verfluchte Krähen.«
    Tavi spürte, wie sich seine Mundwinkel zu einem leisen Lächeln in die Höhe zogen. »Guten Tag«, sagte er. »Wir müssen mal aufhören, uns unter solchen Umständen zu treffen.«
    Der Kundschafter wirkte kurz verunsichert, dann lachte er schallend. »Ja, mein Fürst.«
    »Ich bin kein Fürst«, erwiderte Tavi. »Rufus Scipio, Hauptmann der Ersten Aleranischen.«
    Der Mann neigte den Kopf. »Hauptmann. Ich heiße Durias. Ich bin Zenturio der Ersten Auxiliar-Legion von Freistadt.«
    »Freistadt, Zenturio?«
    »Die Hauptstadt des Freien Alera, Hauptmann.« Er hob das Kinn, und in seinen Augen glitzerte unübersehbar Trotz. »Unsere Hauptstadt. Die Hauptstadt der freien Menschen.«
    »Ich verstehe«, meinte Tavi. »Wie man mir sagte, hast du eine Nachricht für mich.«
    Der Mann nickte und schob eine Hand in seine Tunika.
    Beide Marat zogen die Bogen durch, und die tödlichen Stahlspitzen, die auf Durias gerichtet waren, glänzten. Im gleichen Augenblick fuhr Kitais Schwert sirrend aus der Scheide.
    Durias erstarrte und machte große Augen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und blickte zwischen den Waffen und Tavi hin und her.
    »Immer sachte, Zenturio«, sagte Tavi ruhig. »Du musst meine Freunde entschuldigen. Wir hatten schon häufiger Probleme mit Attentätern, und meine Wachen neigen dazu, übervorsichtig zu sein.«
    Durias schluckte und holte sehr, sehr langsam ein kleines Stoffbündel aus seiner Tunika. Er neigte den Kopf und reichte es Tavi auf den offenen Handflächen. »Nasaug hat mich gebeten, es dir zu überbringen«, sagte er.
    Kitai trat vor, nahm das Bündel und kehrte damit zu Tavi zurück.
Tavi betrachtete es. Es kam ihm irgendwie bekannt vor. Dann begriff er, was er in den Händen hielt. Eine einfache, abgetragene Tunika - die Ehren gehörte. Die Tunika, in der Tavi ihn zuletzt gesehen hatte.
    Tavis Finger zitterten, als er das Bündel eilig öffnete. Zwei Ludus-Figuren kamen zum Vorschein, eine davon ein weißer Legionare , derjenige, der bei seinem eigenen Spiel fehlte. Beim zweiten handelte es sich um einen Ritter aus schwarzem Stein aus einem größeren, wesentlich gröber gearbeiteten Spiel.
    Tavi biss sich auf die Oberlippe und nickte den Marat-Wachen abwesend zu. Sie nahmen die Spannung von den Sehnen der Bogen, doch ihre Mienen veränderten sich nicht.
    »Ich kenne die Figuren«, sagte Tavi. »Hat er noch etwas geschickt?«
    Durias nickte. »Nasaug meinte, in den meisten Spielen wäre dies ein schlechter Handel, aber auf diesen hier würde er eingehen, vorausgesetzt, du - und allein du - würdest zum Gespräch mit ihm kommen.«
    Tavi blickte den Boten stirnrunzelnd an. »Wo? Wann?«
    »Jetzt sofort, Hauptmann«, sagte Durias. »Er ist in der Nähe. Ich soll dich zu ihm führen.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    Durias lächelte schwach und breitete die Hände aus. »Dann hat Nasaug einen Legionare gegen einen Ritter getauscht und damit einen Vorteil errungen.«
    Tavi betrachtete sinnend die Figuren, die in Ehrens Tunika lagen. »Nasaug spielt gut Ludus«, sagte er. »Gewiss hält er mich für einen Dummkopf, wenn ich einen Ersten Fürsten für einen Ritter opfere.«
    »Er bietet dir freies Geleit, Hauptmann.«
    Tavi faltete die Tunika über die Figuren. »Und was bietet er mir als Garantie?«
    Durias blickte Tavi unverwandt an. »Sein Wort.«
    Tavi holte tief Luft. Das konnte eine Falle sein. Im Krieg
verhielten sich die Canim hinterlistig und heimtückisch. Und eigentlich waren sie sogar stolz darauf. Im Krieg gab es keinen Betrug, keine Regeln, keine Gnade. Tavi zweifelte nicht daran, dass Nasaug seinem Feind ohne zu zögern einen wertvollen Mann wie Ehren nehmen würde - solange es nicht größeren Gewinn einbrachte, ihn am Leben zu lassen.
    Dennoch lebten die Canim der Krieger-Kaste nach einem strengen Ehrenkodex. Sie respektierten Kraft, Mut und

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