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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schlimmer sein«, meinte Bernard. »Solange sich die Wunden schließen, ehe wir den Sumpf erreichen, ist es in Ordnung.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Amara.
    Er lehnte sich zurück und strich mit einem Finger über ihre Wange. Sie schloss die Augen und genoss die Berührung.
    »Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn es so weit ist«, sagte er leise.
    Gaius regte sich, setzte sich auf und blinzelte. »Graf. Sind unsere Freunde weitergezogen?«
    Bernard nickte. »Ja, Majestät. Es würde allerdings nicht schaden, hier ein wenig auszuruhen, wenn es dir recht ist.«
    Der Erste Fürst schüttelte den Kopf, setzte den Stock auf den Boden und erhob sich mühsam. »Nein, kommt gar nicht in Frage. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Ja, Majestät«, sagte Bernard.
    Er reichte Amara die Hand, um ihr aufzuhelfen, und sie drückte seine Finger, als sie stand. Bernard ging wieder an der Spitze der kleinen Gruppe. Gaius grunzte vor Unbehagen bei den ersten Schritten, marschierte dann aber entschlossen los und stützte sich auf seinen Stock.
    Amara betrachtete den hinkenden Ersten Fürsten einen Moment lang und biss sich auf die Unterlippe. Dann folgte sie den beiden, aber nicht, ohne sich immer wieder umzuschauen.
    So ging es weiter, immer in Richtung Kalare.

20
    Isana folgte dem jungen Burschen zum Amtszimmer von Ritter Cyril im Erdgeschoss des Kommandogebäudes der Legion. Nur ein einziger Legionare schob Wache an der Tür - denn seit die Erste Aleranische und die Garde-Legionen abmarschiert waren, wirkte die kleine Stadt Elinarcus wie verlassen, und jedes leise Geräusch war in den ruhigen Straßen unheimlich klar zu hören.
    Der Bursche führte sie durch ein kleines Vorzimmer und deutete auf die Tür. »Da wären wir, Wehrhöferin.«
    »Danke«, sagte Isana. »Sollte ich klopfen?«
    Der Bursche schüttelte den Kopf. »Er erwartet dich, Herrin.«
    Isana nickte dem jungen Mann zu und ging zur Tür, öffnete sie und betrat das verhältnismäßig große Zimmer. Überall standen Tische und Buchregale voller ordentlich gestapelter Bücher, Schriftrollen und Papiere. Eine Wand wurde vollständig von mindestens einem Dutzend Karten auf breiten Pergamentblättern bedeckt.
    Ritter Cyril saß hinter einem abgewetzten Schreibtisch, erhob sich und lächelte höflich.
    Isana spürte den Schmerz, der durch seinen Beinstumpf schoss, ein wilder Stich, der sich in das Gelenk zwischen Schenkel und Hüfte bohrte. Voller Mitgefühl zuckte ihr eigenes Bein. Sie merkte, wie er den Schmerz einen Augenblick später wieder beherrschte und mit unnachgiebigem Willen unterdrückte.
    »Nein, bitte, Ritter«, sagte Isana, »bleib doch sitzen.«
    »Unfug«, erwiderte Ritter Cyril. »Schließlich darf ich nicht oft eine Berühmtheit begrüßen.«
    Sie schüttelte den Kopf und reagierte mit einem schlichten Knicks. »Das bin ich wohl kaum.«

    »Da würde ich widersprechen«, sagte Cyril und setzte sich wieder. Er stieß einen fast unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus, als er sein Bein entlasten konnte. »Ich habe mehrere Briefe erhalten, in denen hervorgehoben wird, welchen günstigen Eindruck du bei vielen Angehörigen der Civitas während deines Kampfes gegen die Sklaverei hinterlassen hast.«
    »Leider wurde bisher noch immer kein Gesetz verabschiedet«, sagte sie trocken. »Es ist schon zwei Jahre her. So großen Eindruck kann ich wohl nicht hinterlassen haben.«
    »Große Veränderungen brauchen ihre Zeit«, widersprach Cyril höflich. »Und dieser Krieg« - er betrachtete sein Bein und grinste Isana kurz an - »sorgt für einiges an Ablenkung.«
    »Gewiss«, stimmte sie zu.
    »Selbst wenn man diese Tatsachen außer Acht lässt«, fuhr er fort, »war die Hilfskolonne, die du zusammengestellt hast, eine große Tat. Dadurch werden viele Leben gerettet.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das hätten auch viele andere Leute machen können.«
    »Haben sie aber nicht«, sagte Cyril. »Sondern du.«
    »Irgendjemand musste es ja tun.«
    Er legte den Kopf schief und musterte sie, ehe er mit den Schultern zuckte. »Irgendjemand sollte. Das ist nicht das Gleiche.«
    Isana winkte ab. »Ritter Cyril, ich hoffe, du hältst mich nicht für unhöflich, aber ich kann mir keinen Grund vorstellen, weshalb du mich zu dir rufen lässt.«
    Er sah sie unablässig an, und zwar so eingehend, dass sie seinen Blick fast auf der Haut spüren konnte. »Nicht?«, fragte er.
    Isana seufzte. »Ehrlich nicht. Eigentlich habe ich gerade gepackt, denn ich werde bald aufbrechen.

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