Der Protektor von Calderon
sich mit einer gewissen Bewunderung vermischte. »Und welche Befehle hast du ihnen erteilt?«
Tavi blinzelte und zog die Augenbrauen leicht überrascht hoch. »Den Feldzug zu unterstützen, natürlich. Alles zu tun, um das Leben von Aleranern zu schützen und das Reich gegen die Eindringlinge zu verteidigen.«
Cyril seufzte und sank ein wenig in sich zusammen. Seine Erleichterung wogte durch den Raum. »Den großen Elementaren sei Dank. Das ist doch schon etwas.«
Tavi schnitt eine Grimasse. »Arnos plant einen Feldzug im großen Stil. Er ist entschlossen, jeden einzelnen Soldaten zu opfern.«
Cyril verzog das Gesicht. »Ja. Das habe ich bereits vermutet. Kann er siegen?«
Tavi zuckte mit den Schultern. »Ich denke, Nasaug rechnet ein wenig anders. Othos war ein Gemetzel, dessen Ausgang eher für die Canim von Vorteil war.« Tavi senkte die Stimme, sein Lächeln verschwand. »Ich muss ihn aufhalten, Cyril.«
Cyril blickte von Tavi zu Isana und runzelte die Stirn. Einige Sekunden lang herrschte Schweigen.
»Jemand muss ihn aufhalten«, stimmte Cyril zu. »Allerdings gibt es da zwei Probleme. Erstens kannst du ihn an gar nichts hindern, solange du in einer Zelle sitzt. Zweitens sehe ich keinen gangbaren Weg, wie man ihn aufhalten kann.«
Tavi holte tief Luft. »Ich glaube, ich kenne einen.«
Cyril nickte. »Dieses Treffen mit einem Unterhändler, vermute ich. Was will Nasaug?«
»Das kann ich dir nicht sagen«, meinte Tavi. »Es ist so sicherer für uns beide.«
Cyril lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte beide Hände flach auf den Tisch. »Du möchtest, dass ich dich freilasse.«
»Ja.«
»Das kann ich nicht.«
»Doch, das kannst du«, sagte Tavi. »Cyril, wenn mein Plan Erfolg hat, könnte es die Kämpfe vollständig beenden. Ich glaube, diese drei Legionen könnten gegen Kalarus viel mehr bewirken, als wenn sie durch das Amaranth-Tal im Kreis laufen.«
»Du wirst des Hochverrats beschuldigt«, entgegnete Cyril leise. »Wenn ich dich freilasse, ehe du dich vor einem Gericht verantwortet hast, bedeutet das auch für mich die Todesstrafe. Ganz zu schweigen davon, dass ein solcher Verstoß gegen die Vorschriften mit Sicherheit deine Verurteilung nach sich ziehen würde.«
Tavi knirschte mit den Zähnen. »Es gibt auch …«
Cyril schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab und atmete durch die Nase aus. »Also gut«, sagte er ruhig. »Die Sache ist übel gelaufen, es hätte aber schlimmer enden können. Als Nächstes müssen wir für sichere Nachschublinien der Legionen sorgen. Dann können wir an deine Verteidigung denken.«
Tavi schüttelte den Kopf. »Dazu haben wir keine Zeit. Es steht zu viel auf dem Spiel.«
»Ja«, erwiderte Cyril ziemlich scharf. »Aber du hast dich selbst ins Abseits gestellt. Für die Krone bist du jetzt nicht mehr von Nutzen.«
»Womöglich doch«, widersprach Tavi. »Lass mich etwas arrangieren. Es wird kein Verdacht auf dich fallen.«
Cyril schüttelte den Kopf. »Scipio - ich bin Soldat und Diener der Krone. Das war ich schon immer. Und jetzt sagt das Gesetz der Krone, dass du in Gewahrsam bleibst, bis ein Gericht zusammengetreten ist. Während der letzten zwei Jahre haben wir gut zusammengearbeitet. Wir kennen uns. Wir haben ein gewisses Vertrauen zueinander gefasst.« Er blickte Isana vielsagend an und wandte sich wieder Tavi zu. »Deshalb müsstest du inzwischen wissen, wo bei mir die Grenze ist.«
Tavi verzog das Gesicht. Enttäuschung und ein Übelkeit erregendes Gefühl von Furcht sickerte durch seine ansonsten beachtliche Haltung. »Ja«, sagte er leise.
»Dann weißt du auch, dass ich für ein solches Fluchtschauspiel nicht zu haben bin.« Er schnitt eine Grimasse. »Ich kann zwar nicht mehr kämpfen, aber ich habe es inzwischen satt, dass jeder glaubt, sich über die Gesetze des Reiches hinwegsetzen zu können. Sie zu missbrauchen, wie Arnos. Ich kann niemanden aufhalten, trotzdem brauche ich mich nicht auch noch daran zu beteiligen. Ich werde dir gern helfen - solange ich über die rechtlichen Mittel verfüge.«
»Und was wäre mit einem Befehl der Krone?«, fragte Tavi ruhig. »Könntest du mir dann helfen?«
»Ich habe aber keinen«, entgegnete Cyril.
Plötzlich begann Isanas Herz heftig in ihrer Brust zu klopfen.
Tavi sah Cyril in die Augen und sagte kühl: »Jetzt schon.«
Sterne blinkten vor Isanas Augen, und sie umklammerte die Armlehnen des Stuhls.
Cyril betrachtete Tavi stirnrunzelnd. »Wie bitte?«
Tavi lächelte Cyril schwach an.
Weitere Kostenlose Bücher