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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Also, Ritter Cyril, deshalb frage ich nochmals: Warum bin ich hier?«
    Cyril zog die Augenbrauen hoch. »Das ist ein wenig enttäuschend.« Er lächelte sie fröhlich an. »Ich hatte gehofft, du würdest es mir sagen.« Er hob die Stimme und rief: »Galen! Schick ihn bitte rein!«

    Die Tür ging auf, und ein großer Mann in der feinen Ausgehtunika der Legion trat ein …
    Tavi trat ein, berichtigte sie sich. Seine grünen Augen sahen sie an, und er zögerte einen Moment lang. Sie spürte eine Woge der Gefühle in ihm, die sich so sehr vermischten, dass sie nicht wusste, was sie davon zu halten hatte. Es konnte große Wut sein, oder auch Demütigung, oder …
    Bei den großen Elementaren.
    Araris hatte es ihm erzählt.
    Isana starrte Tavi einen Moment lang an und sah ihm in die Augen. Er nickte ihr zu und sagte: »Entschuldigung.« Und mit diesen Worten versiegte der Quell der Gefühle, bis nichts mehr von ihm ausging. Er konnte seine Emotionen vor ihr verbergen, seit er elf war. Das hatte sie immer ein bisschen stolz gemacht - und auch verärgert. Er war für sein Alter auf erfinderische Weise durchsetzungsfähig gewesen. Sie musste jeden Vorteil nutzen, damit er ihr mit seinen Dummheiten nicht auf der Nase herumtanzte und …
    Aber sie waren nicht allein, ermahnte sie sich. Nach einem Seitenblick auf Cyril erhob sie sich höflich und knickste ebenfalls vor Tavi, ebenso wie vor Cyril. »Guten Morgen, Hauptmann.«
    Tavi lächelte sie an und neigte den Kopf. »Wehrhöferin. Danke für dein Erscheinen. Und danke, dass du mich empfangen hast, Ritter Cyril.«
    Isana legte den Kopf schief. »Warum bist du nicht bei deiner Legion, Hauptmann?«
    »Hm«, sagte Cyril. »Ich habe mich schon das Gleiche gefragt. Nalus hat sich in seinem Brief nur sehr vage ausgedrückt.«
    »Ich wurde verhaftet und des Hochverrats beschuldigt, Wehrhöferin«, antwortete Tavi fröhlich. »Man hat mich in Ketten hierher zurückgeschickt, doch Ritter Cyril war so freundlich und hat sie mir auf mein Ehrenwort hin abnehmen lassen.« Er hielt die Handgelenke in die Höhe, an denen blaue Flecken und kleine Schnitte zu sehen waren.

    Isana blinzelte und musste sich zusammenreißen, damit sie nicht vor Kummer aufschrie. Nicht vor Ritter Cyril.
    »Hochverrat«, seufzte Cyril. »Was ist denn dort draußen passiert?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Tavi. Er legte eine Hand auf den Stuhl, auf dem Isana gesessen hatte. »Wehrhöferin, wollen wir uns nicht setzen?«
    Isana bedachte ihn mit einem milden Stirnrunzeln und versuchte zu begreifen, was diese Geste zu bedeuten hatte - aber er hatte sich ihr gegenüber verschlossen.
    Ja. So gut kannte sie ihn immerhin. Er benahm sich so, wie sie es befürchtet hatte.
    Sollen die Krähen Araris holen, dachte sie traurig. Aber zuerst mich. Und vorher die Schleichen, die diese Maßnahmen zu seinem Schutz erforderlich gemacht haben - eingeschlossen die Lügen ihm gegenüber.
    Natürlich hatte Araris recht gehabt. Tavi hatte es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Doch sie hatte es nur einen einzigen Tag aufschieben wollen, und jetzt …
    Manchmal fühlte es sich an, als würde alles, was sie anfasste, verwelken und vergehen. Sicherlich war das lächerlich. Nicht alles. Ihr Wehrhof immerhin gedieh prächtig. Die Hilfskolonne war ein Erfolg. Vielleicht hatte sie einfach nur dann Misserfolge, wenn ihr Herz an einer Sache hing.
    Oder, dachte sie, mein entsetzlich schlechtes Urteilsvermögen. Ehre, wem Ehre gebührt.
    Sie setzten sich. Cyril stützte das Kinn auf die Faust. »Das dürfte eine fesselnde Geschichte werden.«
    Tavi lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schaffte es, selbstzufrieden zu wirken, während er die Beine vor sich ausstreckte und an den Knöcheln übereinanderschlug. Dann begann er zu erzählen.
    Isana bemerkte bald, dass Tavi mehr über die Beweggründe und die schwierigen Treueverhältnisse hinter den Ereignissen der
letzten Tage berichtete, als er vermutlich sollte - und demnach war er sehr offen und ehrlich.
    »Also, darf ich das noch mal zusammenfassen«, sagte Cyril, als Tavi innehielt und Luft holte. »Nachdem Arnos viele seiner eigenen Ritter Aeris verloren hat, wovor wir ihn ja bereits gewarnt hatten, hast du seine Männer aus den Schwierigkeiten befreit, in die er sie gebracht hat.«
    »Du hättest hören sollen, was man sich im Lager der GardeLegionen erzählte, bevor ich aufgebrochen bin«, sagte Tavi und grinste erneut. Isana hatte diesen Ausdruck noch nie auf Tavis Gesicht

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