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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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die vielen Quellbrüder, die den Transport begleiteten. Sie mussten in der Überzahl sein, um die Gefangenen – denn nichts anderes waren sie – im Notfall überwältigen zu können. Ob sie wohl unter ihren Kutten bewaffnet waren? Das erschien Matteo nicht so abwegig. Wahrscheinlich waren auch Fesseln auf dem Karren versteckt.
    »Quell des Lebens – allmächtige Kraft!«, schallte es nun von oben herab.
    »Quell des Lebens – allmächtige Kraft!«, echote die Menge enthusiastisch.
    »Göttliche Gnade – allmächtige Kraft!«
    »Göttliche Gnade – allmächtige Kraft!«
    Lenard legte sich ins Zeug, seine Stimme schwoll an: »Wir sind deine Diener!«
    »Wir sind deine Diener!«
    »Nimm uns auf in den ewigen Kreislauf …«
    Matteo hörte nicht mehr zu. Der Singsang des Quellbruders triefte vor Heuchelei. Das Ganze war widerlich. Ekel stieg in ihm hoch und er meinte, sich übergeben zu müssen.
    Wie konnte Sebastján hierbei nur Vergleiche zum Christentum ziehen? Oder zu anderen Religionen?
    Was die Brüder hier veranstalteten war die reinste Gehirnwäsche. Nur um diesen Quell zu speisen wurden Menschen in den Tod geschickt. Für den Traum vom ewigen Leben einer Einzelnen starben Hunderte, nein, Tausende. Dylora, die Gute! Dass ich nicht lache.
    Matteo wusste nicht, für wen er mehr Verachtung empfand. Für die Kaiserin oder für Lith, die aus ihm einen Hampelmann gemacht hatte.
    Die Nachmittagssonne flirrte vom azurblauen Himmel. Matteo stand in den Startlöchern. Es war so eng, dass er sich kaum rühren konnte (so ähnlich musste es Schweinen in einem Viehtransporter ergehen), und ihm war entsetzlich heiß. Die Luft zwischen den vielen Leibern war stickig, es stank bestialisch nach Rauch, Alkohol und Schweiß. Er war schon ganz benebelt von den Ausdünstungen der Massen. Konnte es nicht regnen?
    Seine Position hatte er sich hart erkämpfen müssen. Hier unten, direkt im Gewühl, lief die Sache weit weniger zivilisiert ab, als es vom Podium aus den Anschein gehabt hatte. Es fanden praktisch Duelle statt und die meisten seiner Gegner waren größer und flinker als er.
    Immer wieder war er nach hinten geschoben worden, anfangs hatte er es noch nicht einmal registriert und sich urplötzlich statt in der dritten Reihe in der zehnten wiedergefunden. Aber nun hatte er den Dreh raus. Man musste sich gegen die Menschen lehnen, unnachgiebig und fordernd. Irgendwann tat sich eine Spalte auf und die musste man nutzen.
    Endlich ertönte die Trommel. Im Gleichklang mit seinem Herzschlag.
    Wumm, wumm, wumm.
    Das Tor öffnete sich. Prickelnde Stille. Die Begrüßungsworte des Bruders. Trommelklang. Alles eilte voran.
    Matteo kam keine zwei Schritte weit, da knuffte ihn jemand in die Seite. Er boxte zurück, wurde aber abgedrängt.
    Wumm, wumm ….
    Weiter, er musste weiter.
    Er schlüpfte zwischen den erhitzten Körpern hindurch, quetschte sich durch Lücken, wurde angerempelt, geschlagen und getreten.
    Wumm …
    Eine Frau stieß ihm den Ellbogen ins Gesicht, ein Mann riss ihn an den Haaren zurück, so dass ihm die Tränen in die Augen schossen. Dennoch rückte er stetig auf.
    Weiter, nicht aufgeben! Du schaffst das!
    Nur noch ein Meter, ein halber.
    Wumm, wumm, wumm.
    Stille – Standbild. Als hätte jemand die Pausetaste auf der Fernbedienung gedrückt und den Film angehalten.
    Matteo befand sich direkt neben dem Türflügel. Er zählte fünf Personen vor sich, sie wurden einer nach dem anderen weitergewunken. Das Blut toste in seinen Ohren. Bitte, bitte, bitte!
    Er machte einen zögerlichen Schritt vorwärts, die Hand des Bruders verharrte. Ihre Blicke trafen sich, der Mann verengte die Augen, seine Wangenmuskeln zuckten. Oh Gott! Wenn es nun einer von denen ist, die mich kennen? Das hatte er nicht bedacht. Da nickte ihm der Quellbruder zu und wies auf den Eingang.
    Matteo huschte hinein.
    Hinter ihm schloss sich die Tür mit einem Dröhnen. Sogar ein Riegel wurde vorgeschoben, das metallische Schnappen war deutlich zu vernehmen. Sie wurden hier glatt eingesperrt. Oder die anderen ausgesperrt? Die Schweine kamen ihm wieder in den Sinn. Schlachtbank. Matteo schüttelte sich. Schluss mit diesem Unsinn! , ermahnte er sich und hastete weiter.
    Nach ein paar Metern prallte er zurück. Wohin? Vor ihm erstreckte sich die runde Halle, die durch einen Altar in der Mitte und die strahlenförmig angeordneten Sitzreihen dahinter in mehrere Bereiche gegliedert war. Der Saal war zum Bersten voll, alle Plätze waren besetzt.
    Matteo war

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