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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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beobachtete ihn eine Weile. Nicht die geringste Bewegung. Irgendetwas krampfte ihm den Magen zusammen. Eine Vorahnung. Eine unangenehme. Vielleicht war es ja nur ein Clochard, der schlief, aber .
    Er näherte sich in seinem wiegenden Gang. Er beugte sich über den reglosen Mann. Nicht nötig, ihm auf die Schulter zu klopfen. Die bläuliche Starre der Lippen, die verdrehten Augen sagten mehr als genug. Er winkte verstohlen die drei Polizisten herbei. Sie stellten sich ringsherum auf, um den Passanten, die sich die Augen ausguckten, den Blick zu versperren: Ausweiskontrolle? Verhaftung eines Terroristen? Polizeiliche Übergriffe? Hatte man nicht mehr das Recht, sich drei Sekunden auf eine Bank zu setzen? »Schon recht so bei all diesem Gesindel, das ständig betrunken herumlungert«, lautete der Kommentar des Pseudo-Kapitäns mit seiner lahmen Familie.
    Jean-Jean schlug den zerschlissenen Schlafsack zurück. Einem der Polizisten, einem blutjungen, wurde übel. Überrumpelt erbrach er sich in sein Käppi. Seine Kollegen musterten ihn streng. Er entschuldigte sich mit hilflosen Gesten: Es war seine erste Leiche.
    Der Kopf des alten Henri steckte auf dem Körper des blonden Transvestiten. Ein befremdlicher Anblick, dieser alte Raubvogelkopf auf dem Rumpf, der mit Spitzen bedeckt war. Die mageren Arme von Henri ruhten auf dem roten Lederminirock. In seinen mit Altersflecken übersäten Händen hielt er einen Kopf. Ein Kopf, der sich von hinten präsentierte, mit dichtem blondem Haar, in dem die steifen Finger von Henri vergraben waren. Das Gesicht des blonden Kopfes steckte halb unter dem Minirock. Jean-Jean lüpfte den Rock ein Stückchen. Der junge Polizeibeamte stöhnte und fiel in Ohnmacht, zum großen Erstaunen der Schaulustigen.
    Es muss gesagt werden, dass der kleine Mann meisterhafte Arbeit geleistet hatte. Ein entblößtes Geschlecht, das zwischen den steifen Lippen der Blondine steckte - freudlose Paarung toten Fleisches.
    Jean-Jean stand einen Augenblick erschüttert da und brachte kein Wort heraus. Dann zuckte er die Achseln und rief den Krankenwagen. Er wartete, den finsteren Blick auf die Leichen geheftet. Warum hatte es der Irre ausgerechnet auf ihn, JeanJean, abgesehen?
    Die Sirene des Krankenwagens heulte ohrenbetäubend. Wirklich logisch, die Sirene wegen einer Leiche einzuschalten. Diese Burschen hatten nichts im Kopf. Und die Toten auch nicht mehr.
    Nach und nach erwachte die Stadt. Der Platz füllte sich mit Menschen. Jeder ging seinen Beschäftigungen nach. Jean-Mi trat unausgeschlafen und missgelaunt seinen Dienst an. Jacky trotzte einem Bus mit fünfzig entfesselten Italienern, die alle gleichzeitig in seinen winzigen Laden drängten. Paulo und Ben unterhielten sich vor der Werkstatt, die Augen auf die Polizisten gerichtet, bis der kleine Mann das Eisengitter hochzog. Ein neuer Tag begann, während die Blondine und der Bucklige gemeinsam auf ihren Palast zusteuerten: das Leichenschauhaus.
    Jean-Jean sah dem Krankenwagen nach, der mit seiner makaberen Fracht davonfuhr. Er hätte gern in Ruhe auf einer Terrasse einen Kaffee getrunken. Er zögerte einen Augenblick, dann aber siegte sein Pflichtbewusstsein: Auf ins Polizeirevier. Als er seinen Wagen anließ, sah er Marcel Blanc, eine Luftmatratze unter dem Arm, zwei Gören an den Fersen: ein Mädchen von drei, vier Jahren und einen Jungen von etwa zehn. Jean-Jean hupte, rief ihn durch das geöffnete Wagenfenster. Marcel näherte sich überrascht. »Guten Tag, Chef. Was ist los?« »Haben Sie heute frei?«
    »Heute Vormittag. Ich bringe die Kinder zum Strand.« »Papa, ist das Kommissar Jean-Jean?« »Sei still, Sylvie …«
    »Schon wieder ein Mord«, raunte Jean-Jean widerwillig. »Dort auf der Bank.«
    »Man hat jemanden auf der Bank umgebracht?«
    »Man hat die Leiche auf der Bank gefunden. Ich müsste sagen, die Leichen . ein Alter und eine Blondine -zusammengenäht.« »Was soll das heißen >zusammengenäht<, Papa?« »Nichts, Liebling, gar nichts.« »Mensch, bist du blöd!«, höhnte ihr großer Bruder. »Kommen Sie bei mir vorbei, wenn Sie Ihren Dienst antreten«, sagte Jean-Jean, die Augen auf die Luftmatratze mit den springenden Delfinen geheftet. »Verstanden. Mit Ihrer Erlaubnis gehe ich jetzt, weil .«
    Die Kinder zerrten ungeduldig an seinen Händen. Jean-Jean nickte verständnisvoll. Er kannte den Albtraum der Väter, die sich um ihre Kinder kümmern mussten.
    Am Strand angelangt, entdeckte Marcel Caro, die Frau von Jacky. Er ließ sich

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