Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
Vom Netzwerk:
fast sicher sein, keine Schwierigkeiten zu bekommen. Überholt, Landru? Das konnte ihm egal sein, er strebte schließlich nicht nach Berühmtheit. Er strebte nach gar nichts, er wurde lediglich von Hass getrieben, einem weiß glühenden Hass, der sich langsam auf ein einziges Ziel konzentrierte.

KAPITEL 11
    Costello war leicht verunsichert, als er die Briefkästen des Eingangs C von Blick F der Cite du Moulin überprüfte - besagte »Mühle« war abgerissen worden, um Platz für die »Cite«, die Wohnsiedlung, zu machen. An ihrem ursprünglichen Standort hatte man einen Kinderspielplatz angelegt, ein Quadrat aus Sand, vier Meter mal vier Meter, voll mit Zigarettenstummeln und Hundedreck.
    Costello war verunsichert, denn wenn der Typ, den er suchte, Fernand Magnano, wirklich der Mörder war, könnte er vielleicht auch gegen ihn, Costello, eine Abneigung haben und versucht sein, ihn mit dem Springmesser zu kitzeln.
    Magnano, 3. Stock. Costello seufzte und machte sich auf den Weg. Es kam gar nicht in Frage, den Aufzug zu nehmen, sonst lief er Gefahr, zwischen zwei Etagen von einer Bande kleiner Stadtratten festgesetzt zu werden. Das Treppenhaus war mit Graffiti besprüht, die die Vorzüge einer gewissen Babette rühmten. Der Moralverlust seiner Zeitgenossen erstaunte ihn immer wieder. Bald wären die Frauen meistbietend zu ersteigern.
    Außer Atem blieb er auf dem Flur des dritten Stocks stehen. Er entdeckte die graugrüne Tür mit der halb abgelösten Aufschrift Magnano. Costello klingelte. Die Tür öffnete sich fast augenblicklich, und er fuhr überrascht zusammen. Ein Hüne in einem leuchtend rosafarbenen Jogginganzug, Brustumfang etwa zwei Meter fünfzig, ein gelbes Handtuch um den Hals geschlungen, ein rosa Stirnband im dichten schwarzen Haar, starrte ihn an.
    »Ja?«, bellte der Fleischberg.
    »Fernand Magnano?« »Ja?«
    Der Typ ballte, wie zufällig, die Hände zu gewaltigen Fäusten.
    »Polizei!«, sagte Costello und zückte rasch seine Dienstmarke.
    »Ja?«
    »Kann ich hereinkommen?«
    »Ja …«
    Der Koloss wich schwerfällig zur Seite. Seine Schenkel rieben beim Gehen aneinander. Costello trat in die winzige ZweiZimmer-Wohnung, voll gestellt mit Geräten zum Muskeltraining. Schweißgeruch schlug ihm entgegen. Der Koloss bearbeitete seelenruhig seinen Kaugummi.
    »Also«, beeilte sich Costello hinzuzufügen. »Sie waren vom 5. September 97 bis zum 12. März 98 im Labor Vitez beschäftigt?«
    »Ja.«
    »Sie sind Besitzer eines marineblauen Nutzfahrzeuges der Marke Renault .«
    »Hm?«
    »Ein Express?«
    »Ja.«
    »Sie sind entlassen worden, weil Ihnen vorgeworfen wurde, anabolische Substanzen gestohlen zu haben, entspricht das den Tatsachen?«
    »Hm?«
    »Drogen .«
    »Ja!«
    »Wo waren Sie am Abend des zwölften August, vor acht Tagen also?«
    Der Koloss machte eine Blase mit seinem Kaugummi und hüllte sich in Schweigen.
    »Letzten Donnerstag, wissen Sie noch, wo Sie da waren?«, beharrte Costello.
    Magnano setzte sich auf ein rot-grünes Gerät und stellte die Gewichte ein.
    Costello packte allmählich die Wut.
    »Letzten Donnerstag, am Abend, wissen Sie, wo Sie da waren?«
    »Ja.«
    »Und würden Sie die Güte besitzen, es mir zu sagen?«
    »Ja.«
    Costello atmete tief durch.
    »Also, wo?«
    Magnano deutete auf ein Plakat an der Wand: JOKER BUNKER, Meisterschaftssaal.
    »Sie haben den Abend in Ihrem Sportclub verbracht?«
    »Ja.«
    »Gibt es Zeugen, die das bestätigen können?«
    Herkules ließ seinen Kaugummi nachdenklich von der rechten in die linke Backe wandern. Costello hüstelte.
    »Ich meine: Gibt es Personen, die Sie gesehen haben und die sagen können, dass Sie dort waren?«
    »Ja.«
    »Und von wie viel Uhr an waren Sie im Club?«
    Magnano hob sieben Finger, dick wie Würste.
    Costello notierte: 19 Uhr.
    »Und bis wann sind Sie dort geblieben?«
    Zehn Finger.
    »Sehr gut. Ich gehe jetzt. Wenn ich Sie noch mal brauche, komme ich wieder.«
    »Ja.«
    Da sich der Koloss nicht um ein Jota bewegte, fügte Costello hinzu:
    »Wiedersehen.«
    Als hatte dieses Wort eine Automatik in ihm ausgelöst, erhob sich Herkules sogleich, ging mit steifem Gang zur Tür, riss sie so heftig auf, dass sie an die Wand schlug. Costello drückte sich an ihm vorbei. Magnano sah ihm nach, ein Doppelzentner Fleisch, eingehüllt in leuchtendes Rosa, in den Augen ein vager Schimmer von Leben.
    Vielleicht strebte er einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde an: »Beitrag zur Konversation - ein einziges Wort«

Weitere Kostenlose Bücher