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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Flughäfen überprüfen etc. Ansonsten musste er auf Costello warten, der die beiden Typen aufgesucht hatte, die in den letzten fünf Jahren aus tierärztlichen oder medizinischen Laboren entlassen worden waren und einen blauen Lieferwagen der Marke Renault besaßen.
    Hätte der kleine Mann das gewusst, hätte er sich ins Fäustchen gelacht. Es war unmöglich, seine Entlassung herauszufinden, denn er hatte schwarzgearbeitet. Solange sie nicht dem Richtigen die richtige Frage stellten, war er nicht in Gefahr. Jedes Mal, wenn er an die Versager dachte, die ihn hinausgeworfen hatten, bekam er schlechte Laune. Ihn vor die Tür zu setzen wie ein Schwein, nur weil er seiner Leidenschaft des Zerlegens gefrönt hatte. Die Tiere waren ohnehin zum Sterben verurteilt! Ah, im Schlachthaus damals, das war eine gute Zeit gewesen! Dort hatte er den armen Martin kennen gelernt. Im Schlachthaus bezahlte man ihn sogar dafür. Aber das Schlachthaus hatte geschlossen. Wer war also schuld daran, dass er sich im Tierheim hatte versorgen müssen?!
    Er gähnte. Er hatte schlecht geschlafen, die Stimmen in seinem Kopf wollten nicht schweigen, sie sprachen alle gleichzeitig, die der Psychiater, tückisch wie Schaben in einem schmutzigen Spülbecken, die von Pierrot, als das Beil auf ihn niedersauste, so schrill, dass es Glas zum Springen gebracht hätte, die von Maman, kalt wie der Wind im Winter. Er war aufgewacht, als Maman begonnen hatte, Kröten zu spucken.
    Er öffnete schwungvoll den Deckel der Gefriertruhe und betrachtete das, was von Madeleine übrig geblieben war. Was sollte er nur mit der machen? Er schnitt sich eine Scheibe Fleisch ab, an der er nachdenklich herumkaute. Da Marcel zwei Frauen liebte, wäre es da nicht eine nette Idee, sie zu vereinen? Ein Spezialpaket »Der Harem des Marcel Blanc«? Der kleine Mann spuckte die Knochenreste in den Mülleimer. Das Problem ist, dass ich Madeleine nicht zu Hause behalten kann. Falls die Bullen all ihre Bekannten abklappern … Ich kann nicht das Risiko einer Hausdurchsuchung eingehen, selbst wenn sie illegal ist, die Konsequenzen wären zu unangenehm. Das gilt auch für die anderen Körperteile. Ich muss sie alle verschwinden lassen. Aber wie?
    Er sah auf die Uhr. Fast neun Uhr. Er hatte nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Er nahm alle Körperteile aus seiner Gefriertruhe und stopfte sie in einen großen Müllsack.
    Der alte Georges war eine gepflegte Erscheinung. Mit seinem silbergrauen Haar und seinen ausgezeichneten Manieren kam er immer gut bei den Leuten an, und darum übertrug man ihm gern die unangenehmen Aufgaben, etwa die Ankündigung eines Todesfalls, die Suche nach lieben Vermissten oder das Eingreifen bei nächtlichen Schlägereien.
    Er ging die Liste der Namen durch, die ihm Marcel gegeben hatte, und beschloss, mit Da Costa, Jean-Michel und Elsa anzufangen, die nur vier Straßen entfernt wohnten. Er klopfte seinem Kollegen, einem jungen Kerl, der auf den Namen Max hörte, auf die Schulter.
    »Auf geht's, Max!«
    Max seufzte. Er hatte nur zwei Stunden geschlafen. An den Abenden, an denen er keinen Bereitschaftsdienst hatte, spielte er den DJ in einer Heavy-Metal-Disco. Die Ohren dröhnten ihm noch, und er hatte den Eindruck, der Alte rede von der anderen Seite des Zimmers aus mit ihm. Wie von Radar geleitet, steuerte er auf den Wagen zu. Georges hielt ihn zurück:
    »Bist du verrückt oder was? Bei dieser Hitze gehen wir zu Fuß, da können wir im Schatten laufen.«
    Ohne Eile machten sie sich auf den Weg.
    Nachdem er die Kinder in den Segelclub geschickt hatte, hatte Marcel literweise bitteren, heißen Kaffee in sich hineingeschüttet, und dann den Kopf unter kaltes Wasser gehalten. Stechende Kopfschmerzen quälten ihn. Er wünschte sich sehnlichst, Nadja anzurufen, aber er wollte sie nicht bei der Arbeit stören. Natürlich wünschte er sich auch, dass Madeleine wieder auftauchen würde, wenn möglich lächelnd und einverstanden mit der Scheidung.
    Auf dem Revier empfing man ihn wie einen Aussätzigen. So als hätte er plötzlich das Lager gewechselt und befände sich nun auf der Seite der Opfer aus der Rubrik Vermischtes, der »Kunden«, die den ganzen Tag kamen, ebenso dumm wie ein Arzt, der Mumps bekam, oder ein Krankenpfleger, der sich beim Tragen der Bahre das Bein brach.
    Eigentlich begann sein Dienst erst am Mittag, und er wusste nicht, was er machen sollte.
    Plötzlich dachte er an den kleinen Mann. Wenn Madeleine etwas erfahren hatte, dann zwangsläufig von

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