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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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    Donnerstag, 12. August, war der Tag, an dem Juliette Delattre zwischen 20 Uhr und 20.30 Uhr verschwunden war. Wenn der Schrumpfkopf im rosa Jogginganzug im Joker Bunker gewesen war, konnte er nicht der Mörder sein. Das wenigstens ließe sich leicht überprüfen.
    Der nächste Bursche, der einen marineblauen Express besaß, war Michel Renard. Laborassistent. Er war vor vier Jahren aus seinem Job geflogen.
    Er war beim Arbeitsamt gemeldet gewesen und hatte zwei Jahre lang Arbeitslosenhilfe erhalten, doch nachdem sein elendes Appartement in Flammen aufgegangen war - er hatte im Bett geraucht -, war er auf der Straße gelandet. Ihm war nichts mehr geblieben als besagter Renault, in dem er jetzt hauste. Renard war Alkoholiker im letzten Stadium, und Costello, der vom Sozialamt genauestens informiert worden war, fand ihn am Rand eines öffentlichen Parks, die Füße aus dem geöffneten Fenster des Lieferwagens gesteckt, am Mund eine Literflasche Roten.
    »Renard, Michel, wenn ich mich nicht irre?«
    »Ich hab nichts verbrochen, Kommissar!«, protestierte Renard, wobei er kaum die Flasche von seinen aufgesprungenen Lippen entfernte.
    »Antworte! Bist du Renard?«
    »Das sagen sie wenigstens.«
    »Wer?«
    »Na, die Leute. Aber die erzählen ja sowieso sonst was …«
    »Warst du in einem medizinischen Forschungslabor beschäftigt?«
    »Möglich .«
    »Renard, ich rate dir, etwas kooperativer zu sein, ich gehöre zur alten Garde, und du weißt ja, die zögert im Zweifelsfall nicht, gegen Verdächtige physische Gewalt anzuwenden!«
    »Ja, Monsieur, ich habe in der Forschung gear-arbeitet!«
    »Und warum bist du entlassen worden?«
    »Sie waren neidisch, ich war zu gut.«
    »Na, na … Sie haben dich rausgeworfen, weil du im betrunkenen Zustand auf den Abteilungsleiter eingeprügelt hast, deshalb hat man dich entlassen. Hättest du die Güte, mir zu sagen, wo du letzten Donnerstag warst, so zwischen acht und neun Uhr abends?«
    »Wie soll ich denn das wissen? Ich, ich weiß ja nicht mal, welcher Tag heute ist .«
    »Das ist übel für dich, denn dann kannst du damit rechnen, unter Mordanklage gestellt zu werden. Also, aufstehen und los!«
    »Das ist eine Sau- eine Sauerei. Wie soll ich denn einen umlegen, ich kann nicht mal geradeaus pinkeln!«
    »Das kannst du mir alles auf dem Revier erzählen, los geht's!«
    Costello packte Renard am Kragen und zog ihn hoch. Ein Fliegengewicht, nur Haut und Knochen. Renard schwankte auf seinen Beinen und setzte sich schimpfend in Bewegung. Costello hörte nicht zu. Dieser arme Tropf war mit hundertprozentiger Sicherheit kein Serienmörder. Aber die Routine .
    Unterwegs wandte sich Renard zu ihm um.
    »Warum wollten Sie wissen, ob ich in einem La-Labor gearbeitet habe?«, fragte er mit schwerer Zunge.
    »Weil ich eine Person suche, die in einem Labor beschäftigt war und die einen blauen Lieferwagen besitzt wie du.«
    »Ich, ich kenne da einen.«
    »Ach ja?«
    »Ich bin doch nicht verrückt, oder was, ich weiß, was ich sage!«
    »Ich bin ganz Ohr!«
    »Ich hab Durst …«
    »Soll ich dir dein Hirn mit ein paar saftigen Ohrfeigen beleben?«
    »Nicht nötig, hab keine Neuronen mehr … Hab 'ne Kopfzirrhose, hat mir der Doktor gesagt.«
    Costello seufzte und ließ die Gelenke seiner langen Finger knacken. Bestand Nächstenliebe nicht darin, seinen Widerwillen zu überwinden und die gleiche Zuneigung für die von Mutter Natur stiefmütterlich Behandelten zu empfinden? Er zog einen Hundert-Franc-Schein aus der Tasche.
    »Damit kannst du deinen Durst für die nächsten zwei Tage löschen.«
    Renard wollte danach greifen, doch Costello ließ den Schein rasch in seiner Hemdtasche verschwinden. Renard biss sich auf die Lippen.
    »Gut, da war dieser Typ, hat mit mir gejobbt und hatte die gleiche Karre wie ich. Aber der war ein Dreckschwein.«
    »Dreckschwein? Was verstehst du unter dieser beleidigenden Vokabel?«
    »Ein richtiges Schwein eben. Hat gern mit den Teilen rumgespielt.«
    Costello stellten sich alle Nackenhaare auf.
    »Mit Teilen von was?«
    »Von Tiiiieeeren. Hatte den Job, sie zu erledigen, wenn sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Machte dem einen Mordsspaß. Zerlegte sie in Stücke und spielte damit rum. Kein Respekt halt, verdammt noch mal! Konnte ihn nicht ausstehen, den Kerl. Weil ich nämlich die Viecher liebe, genauso wie Brigitte Bardot!«
    Costello hätte vor Freude am liebsten mit den Füßen gestampft.
    »Wie hieß er?«
    »Weiß nicht mehr … Wie 'ne Automarke.«
    »Wie

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