Der Puppendoktor
hatten Elsa Da Costa, die Frau von Jean-Michel, dem Kellner, verhört und eine Gruppe von dicken Frauen in Leggings in einem Fitnesscenter, dann hatten sie in einer Brasserie, die Georges kannte, zu Mittag gegessen. Frische Pasta mit Knoblauch und Miesmuscheln, dazu einen kühlen Rose, das war gut, aber es lag schwer im Magen! Und das umso mehr, als sich Max gewöhnlich mit einem Nizzasalat und Mineralwasser begnügte. Hätten sie doch die Frau schon gefunden, dann könnte er jetzt nach Hause gehen und ein Verdauungsschläfchen halten.
Caro trank einen Schluck Limonade, bevor sie antwortete.
»Ja, das heißt, ich habe sie fast immer nur mit den anderen zusammen gesehen. Die beiden Männer, Marcel und mein Mann, sind befreundet.«
»Sie sind eine ganze Clique von Freunden?«
»Ja.«
»Und Sie glauben nicht - nun, die Frage ist etwas heikel -, dass Madeleine mit einem der anderen .«
Max blickte auf. Diese Alten hatten vielleicht immer eine dreckige Fantasie!
»Soll das ein Witz sein?«, empörte sich Caro. »Jean-Michel Da Costa, der im Claridge arbeitet, ist nicht gerade ein Apoll, man könnte eher sagen der Weingott Bacchus, und Jacky . Sie glauben doch nicht etwa, dass Jacques, mein Mann …«
»Nein, nein, natürlich nicht«, protestierte Georges sanft.
»Und was Paulo und Ben betrifft, so dürfte wohl keiner Madeleines Typ sein. Madeleine bevorzugt gut gebaute Männer wie Marcel, und die beiden sind eher von der kümmerlichen Sorte, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich verstehe«, sagte Georges, der die Stunde für gekommen hielt, ins traute Heim zurückzukehren. »Gut, dann wollen wir mal … Max!«
Max zuckte zusammen und richtete sich auf. Georges erhob sich, Max unterdrückte ein Gähnen und folgte seinem Beispiel.
»Contadini und Lebec sind beide Junggesellen, ist das richtig?«
»Ja, sie arbeiten in der Autowerkstatt Palace.«
»Dort lassen wir unsere Wagen reparieren.«
»Ich weiß.«
»Contadini«, fügte Georges nachdenklich hinzu, »das sagt mir was . Irgendwo hab ich den Namen schon mal gehört .«
Caro lächelte den beiden Polizisten höflich zu. Sie hatte noch zwei Kleider fertig zu machen. Max trat stoisch von einem Fuß auf den anderen.
»Gut, dann wollen wir mal, und entschuldigen Sie die Störung«, sagte Georges zum Abschied.
Als sie aus dem Haus traten, schlug ihnen die Hitze entgegen.
Caro blieb noch so lange auf der Schwelle stehen, bis sie um die Straßenecke verschwunden waren. Was mochte nur mit Madeleine passiert sein? Hatte sie vielleicht Selbstmord begangen? Der arme Marcel musste wahnsinnig werden.
Marcel war wahnsinnig. Wie in Trance hatte er seinen Dienst wieder aufgenommen. Unmöglich, Nadja zu erreichen.
Madeleine konnte sich nicht in Luft auflösen. Und wenn sie einen Geliebten hatte, hätte sie nicht vor Monaten aufgehört, die Pille zu nehmen. Es musste ihr etwas zugestoßen sein. Aber was?
Schweißgebadet inmitten des Hupkonzerts, sah Marcel die überhitzten Wagen sich in langen Metallbändern vorwärts schieben. Was immer Madeleine widerfahren war, es musste schlimm sein, so schlimm, dass sie nicht einmal den Kindern ein Lebenszeichen gab.
Kein Lebenszeichen.
Marcel spürte einen plötzlichen Schmerz in der Magengrube. Und wenn Madeleine irgendwo tot herumlag? Niedergestreckt von einem Herzinfarkt?
In der Werkstatt war alles ruhig. Paulo und Ben arbeiteten schweigend. Das Radio spielte ganz leise.
Der kleine Mann zog an seiner Zigarette und fummelte an einem verrußten Vergaser herum. Eine Stunde, um den Backofen vorzuheizen. Vier bis fünf Stunden, um das Fleisch zu braten. Schade, dass er Fleisch nur roh mochte.
Er würde alles den Hunden geben müssen. Er dachte an das entsetzte Gesicht von Madeleine zurück, an den Zorn, den Vorwurf in ihren Augen, und er lächelte still vor sich hin. Er stellte sich die großen schwarzen Augen von Nadja vor, weit aufgerissen vor Entsetzen, und er lächelte noch deutlicher, sodass der Chef, der eben vorbeikam, sich wunderte:
»Sag mal, erheitert dich die Arbeit derart?«
»Nein, nein, ich musste nur gerade an einen Belgier-Witz denken. Kennen Sie schon den von dem Typen …«
»Geh mir bloß nicht mit deinen blöden Witzen auf die Nerven«, knurrte der Chef.
Eines Tages schweiße ich dir die Arschbacken mit dem
Lötkolben zusammen und deine Augen und dein dreckiges Maul dazu.
Sein zornverschleierter Blick nahm zwei Gestalten wahr, die auf die Werkstatt zukamen.
Der alte Georges, halb zerflossen vor
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