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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Verbissen machte er sich an die Arbeit. Trotz der Blutspritzer blinzelten seine starren Schlangenaugen nicht ein Mal. Das würde sein ultimatives Meisterwerk werden.
    Marcel war nach Hause gelaufen. Nadja erwartete ihn vor der erleuchteten Auslage des Eisenwarenhändlers und schien in die Betrachtung einer Hobbywerkbank versunken. Er legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie wandte sich um und schmiegte sich wortlos an ihn. Dann betraten sie das Haus. Marcel spürte ihren weichen, festen Körper, der sich an ihn presste. Die automatische Treppenhausbeleuchtung flammte auf, und sie entfernten sich voneinander. Der Buchhalter aus dem dritten Stock kam ihnen entgegen, grüßte höflich und erkundigte sich nach Madeleine, nicht ohne einige misstrauische Blicke auf Nadja zu werfen, die ihn kühl musterte.
    Kaum hatten sie die Wohnung betreten, nahm Marcel Nadja in die Arme und ließ sich in einen Sessel fallen. Sie wollte sich befreien. Er hielt sie fest. Ihre Lippen pressten sich aufeinander, wurden sanfter. Sie küssten sich, bis sie keine Luft mehr bekamen. Dann verkündete Marcel die Neuigkeit:
    »Weißt du was, meine Frau hat mich mit meinem Chef betrogen …«
    Nadja brach in schallendes Gelächter aus.
    »Entschuldige, aber du siehst gerade wirklich aus wie ein Gehörnter!«
    Das Schlimmste war, dass sie Recht hatte.
    Jeanneaux sah auf seine Uhr. Zeit zum Aufbruch. Er machte das Licht aus und ging die Treppe hinunter. Unten alberten Ramirez und Marron ungestört herum.
    »Hallo, Chef!«, rief Ramirez.
    »Ja?«
    Jean-Jean spielte nervös mit seinen Schlüsseln. Was wollten diese Idioten noch von ihm?
    »Chef, kennen Sie den Fall von dem Sohn, der seine Mutter gegessen hat?«
    »Ist das ein Ratespiel?«
    »Nein, das ist Georges. Er ist wegen dieser Geschichte von der Frau, die von ihrem Sohn gefressen wurde, völlig aus dem Häuschen.«
    »Hatte er getrunken?«
    »Nein, Chef, wir haben Karten gespielt«, erklärte Marron. »Er hat von einer Villa gesprochen, La Palombiere … Vor dreißig Jahren .«
    »Nie gehört. Bis morgen.«
    »Bis morgen, Chef.«
    Jean-Jean trat in die Nacht hinaus. Er ging vor einem Fenster entlang, aus dem es nach Melone duftete. Der Duft der Melone erinnerte ihn an die Sommerabende, wenn er vom Strand kam, erschöpft vom Schwimmen und Laufen, die Haut von getrocknetem Salz überzogen, die Augen gerötet, und die Luft war mild, so mild .
    Er hatte keine Lust, nach Hause zu gehen und allein unter seiner 60-Watt-Glühbirne zu Abend zu essen. Er entschloss sich zu einem Kinobesuch. Das war Sommer: Melone, Schweiß und Superhelden. Eine unbestimmte Erregung, die die Stadt vibrieren ließ, die Stadt auf der Jagd nach einem Vergnügen, das sich ihr entzog.

KAPITEL 13
    Nadja stand auf und knöpfte ihr leichtes, eng anliegendes, grünes Sommerkleid aus Nylon zu, das ihre gebräunten Schultern zur Geltung brachte. Marcel strich sich automatisch durchs Haar. Er hatte den eigenartigen Eindruck, wieder nüchtern zu werden. Seine Gedanken begannen sich langsam zu ordnen. Er sah Nadja an, und ihm war, als würde ein Schleier vor seinen Augen zerreißen und ihm Zugang zu den wahren Farben der Welt geben.
    Madeleine hatte sich immer über seinen Wunsch zu malen lustig gemacht. Und neben ihr hatte er stets das Gefühl gehabt, etwas tollpatschig und naiv, aber ein guter Kerl zu sein. Heute fühlte sich Marcel weder gut noch tollpatschig oder naiv. Er empfand vielmehr eine bislang unbekannte Intensität. Nadja trank ein Glas Wasser und sah ihn über den Rand hinweg an.
    »Nun, großer, weißer Mann, was wirst du tun?«
    »Ich muss mit Jeannaux reden. Ihn fragen, ob er weiß, wo Madeleine ist, ich habe nicht die Absicht, mich weiter vor meinen Freunden lächerlich machen zu lassen.«
    »Und wenn du deine Madeleine gefunden hast? Werdet ihr dann wieder zusammenleben? Und ich kann verschwinden? Ende des Märchens aus Tausendundeiner Nacht?«
    »So leicht wirst du mich nicht los. Ich bin nicht nur blöd und gehörnt, sondern auch ein außerordentlicher Dickschädel.«
    Sie lächelte ihn an, streichelte über seinen Schnauzbart.
    »Ich muss gehen. Mein Schwiegervater wird sich Sorgen machen. Ich habe ihm gesagt, ich ginge mit einer Freundin ins Kino.«
    Marcel erhob sich.
    »Also gut, gehen wir.« 23 Uhr. Der kleine Mann hatte seine Arbeit beendet. Er war schweißüberströmt, sein T-Shirt voller purpurroter Flecke, so wie das eines Malers, der mitten in einer Schaffensperiode steckte. Er legte die Säge ins

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