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Der Puppendoktor

Der Puppendoktor

Titel: Der Puppendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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war mehr als ein Zufall.
    Nachdem er mit dem Dienst habenden Lieutenant gesprochen hatte, hängte Jean-Jean ein. »Leroy kommt mit dem Mannschaftswagen, dem Arzt und den Männern von der Spurensicherung. Nun sieh sich das einer an«, fügte er hinzu und deutete auf den Körper mit den zwei Köpfen, der auf dem gesprenkelten Marmorboden seines Flurs lag, »das ist einfach widerlich!«
    »Schämen Sie sich überhaupt nicht?«, schrie Marcel außer sich.
    »Schämen? Wieso schämen? Ich glaube, Sie stehen unter Schock, Blanc .«
    »Und Sie? War es für Sie kein Schock? Und ihr, hat ihr das etwa keinen Schock versetzt?«
    »Sicherlich, aber ich verstehe nicht ganz …«
    Warum, zum Teufel, versteifte sich Blanc derart auf dieser Frau?
    »Sie haben sie nicht geliebt, für Sie war es nur ein Abenteuer!«, sagte Marcel und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Von wem sprechen Sie eigentlich?«
    »Von Madeleine, Himmel noch mal! Von meiner Frau, verdammt!« Jean-Jean runzelte die Stirn, »Von Ihrer Frau?«
    Marcel sprang auf, stürzte sich auf Jean-Jean und packte ihn beim Kragen seines Morgenrocks. »Machen Sie sich nicht noch über mich lustig! Es ist mir egal, dass Sie mit ihr geschlafen haben, aber das ist kein Grund, sich gegenüber ihrer Leiche respektlos zu verhalten.«
    »Ihre Leiche? Verflucht! Wollen Sie damit sagen, dass diese Frau . Ihre Frau ist?«
    »Du Hund!«, tobte Marcel und war bereit zuzuschlagen. »Blanc, das ist ehrlich kein Witz, ich habe Ihre Frau nie im Leben gesehen, woher sollte ich sie kennen?«
    »Nie gesehen? Haben Sie sie mit einem Kopfkissen auf dem Gesicht geb …?«
    »Aber ich habe nie . Sie sind ja verrückt«, brüllte Jean-Jean halb erstickt.
    Die Türklingel gab einen gedämpften, aber beharrlichen Ton von sich. Marcel ließ Jean-Jean los und rieb sich die Augen, wie um in eine normale Welt zurückzukehren. Er öffnete sie wieder. Alles war unverändert. Die Leiche lag auf dem Boden, Madeleines blondes Haar war wie ein Kranz ausgebreitet. JeanJean hatte die Tür geöffnet. Man hörte Schritte auf der Treppe.
    Madeleine … wie erbärmlich. Und während er an Madeleine dachte, spürte er noch Nadjas Wärme auf seiner Haut. Das Leben war wirklich grausam. Eine faulige Substanz, die niemals aufhörte, sich zu erneuern, sich vom Tod nährte, um neues Leben hervorzubringen.
    Lieutenant Leroy stürmte herein. Er war schweißgebadet und tupfte sich das Gesicht mit einem großen, karierten Taschentuch ab, das Kommissar Maigret würdig gewesen wäre. Hinter ihm kamen zwei Sanitäter, die eine Bahre trugen, und die Männer von der Spurensicherung. Alle blieben wie angewurzelt auf der Schwelle stehen. Einer der Sanitäter konnte den Ausruf nicht unterdrücken:
    »O Scheiße! Hast du das gesehen?!«
    Der Arzt kam herein, sein Haar war zerzaust, das Gesicht schläfrig.
    »Wo ich ausnahmsweise einmal früh im Bett war! Ah, siamesische Zwillinge, mal was anderes! Der Junge hat Fantasie. Ich sage >der Jungec, weil ich annehme, dass es sich immer noch um denselben handelt?«
    »Ehm, Doktor, hören Sie .«
    Jean-Jean zog ihn beiseite.
    »Die Frau . der Kopf der Frau da, es ist der Kopf von der Frau des Typen, der da hinten in der Ecke steht, also keine Witze bitte, hm?«
    »Verstehe«, flüsterte der Arzt. »Mein Beileid, Monsieur«, fügte er an den verblüfften Marcel gewandt hinzu.
    Als er sich neben der Leiche niederkniete, knackten seine alten Knie.
    Marcel schenkte sich noch einen Cognac ein.
    Jean-Jean hatte sich inzwischen angezogen. Er steckte sein rosafarbenes Hemd in die Jeans und schlüpfte in seine Turnschuhe.
    »Gut, Blanc, es hat keinen Sinn hier zu bleiben. Kommen Sie mit, wir fahren ins Büro. Ich will die Akte noch einmal durchgehen. Doktor, ziehen Sie bitte die Tür hinter sich zu. Gott sei Dank, dass meine Frau im Urlaub ist!«
    Marcel folgte ihm wortlos. Der Verkehr hatte sich beruhigt. Es war noch warm, aber die Wärme war erträglich, fast angenehm.
    Marcel sah sich um, ohne irgendetwas zu erkennen. Alles schien ihm neu. Die Häuser, die Ladenschilder, vor allem die Menschen, fremd, befremdlich, glückliche Bewohner einer friedlichen Welt. Und diese groteske Verwechslung um Madeleines Leiche … Eine Prise Vaudeville im Drama. Warum stritt Jean-Jean die Sache ab? Ob er glaubte, dass es Marcel Kummer bereiten würde? Oder … Der Gedanke durchzuckte ihn wie ein heimtückischer Blitz. Was wusste er schließlich von Jean-Jean? Die Vorstellung, dass er der Mörder sein könnte, war

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