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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Wände standen weit genug auseinander, so dass Fogarty sie mit ausgestreckten Armen nicht berühren konnte. Es musste sich um eine Art dimensionale Verschiebung handeln. Sehr groß musste sie gar nicht sein, sie musste nur den Schacht phasenverschoben halten, damit der Baumstamm seinen Kern behalten konnte. Faszinierende Technologie. Diese Leute waren wesentlich höher entwickelt, als sie aussahen.
    Fogarty spürte die vertraute Berührung durch die Geisterhände von Haltezaubern und begann nach oben zu schweben. Einen Moment später befand er sich auf einer breiten hölzernen Plattform hoch oben im Geäst des Baumes. Der junge Soldat, der vorgegangen war – nein, die junge Soldatin, wie Fogarty auf einmal merkte –, ergriff seine Hand, um ihm Halt zu geben. Er sah sich um und bekam den Mund vor Staunen nicht mehr zu.
    In den oberen Regionen des Waldes existierte ein komplettes Verkehrsnetz.
    Vom Boden aus war es absolut unsichtbar, aber hier verband es alle Bäume miteinander. Die Hauptstraßen waren so breit wie jede x-beliebige Autobahn, ergänzt durch unzählige Nebenstraßen, Ladebuchten, Parkbuchten, Fußwege und Boulevards. Es war eine gigantische technische Meisterleistung, erbaut aus Holz und Metall und einem Stoff, den er überhaupt nicht kannte.
    Blue war auch bereits auf der Plattform und sah sich mit gespielter Lässigkeit um. Ein paar Sekunden später kamen Madame Cardui und Pyrgus, die sich bei ihrer kleinen Auseinandersetzung anscheinend keine Blessuren geholt hatten.
    »Wusstest du hiervon etwas?«, fragte Fogarty die Bemalte Dame sofort. Über diese Straßen konnte man ganze Heere bewegen. Er versuchte auszurechnen, welche Gesamtfläche dieser Wald besaß, aber er war in der Geografie des Elfenreichs noch nicht bewandert genug, um auf eine verlässliche Zahl zu kommen.
    Madame Cardui nickte. »Aber ja. Schon eine ganze Weile.«
    Blue sagte etwas scharf: »Sie haben mir nie etwas davon gesagt.«
    »Jeder sollte nur wissen, was er wissen muss, meine Liebe«, sprach Madame Cardui eines der Grundprinzipien der Spionage aus. »Du musstest es nicht wissen.« Sie bedachte Fogarty mit einem winzigen Lächeln. »Außerdem sollte man in unserem Alter immer noch etwas in der Hinterhand haben, sicherheitshalber. Dafür hast du doch sicher Verständnis.«
    Fogarty bezweifelte das, soweit es Blue betraf; er jedoch hatte vollstes Verständnis dafür. »Wer sind diese Leute?«, fragte er Madame Cardui.
    »Man nennt sie die Waldelfen, mein Lieber – ist das zu fassen? Wir haben sie immer für Primitive gehalten. Primitive Waldbewohner. Was für eine Tarnung! Sie haben ihre eigene Kultur, ihr eigenes Sozialgefüge, ihr eigenes Regierungssystem, ihre eigenen Verteidigungskräfte. Ich war erstaunt, als ich das alles erfuhr.«
    »Sind es Lichtelfen oder Nächtlinge?«, fragte Fogarty.
    »Unwichtig«, sagte Madame Cardui. »Sie halten sich aus dem Konflikt heraus. Ist so, Pyrgus.«
    Pyrgus, der eine der großen Baumkronenstraßen hinabschaute, schien es kaum zu hören. »Da könnte man ganze Heere drauf bewegen«, sagte er leise und sprach damit Fogartys Gedanken aus.
    Fogarty runzelte die Stirn. »Haben sie auch Städte in den Baumkronen?«
    Madame Cardui schüttelte den Kopf. »Nur dieses Verkehrsnetz. Sie sind Nomaden – in der Stadt würden sie eingehen. Sie schließen sich nur in den lebenden Bäumen zu kleinen Gemeinschaften zusammen.«
    Einer der grün uniformierten Soldaten, von denen die Plattform jetzt wimmelte, flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Sie möchten, dass wir jetzt aufbrechen, meine Lieben«, verkündete sie.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Fogarty.
    Madame Cardui lächelte breit. »Zum Treffen mit der Elfenkönigin.«
     
    Bei dem Transporter handelte es sich um ein großes Holzfloß, das eine Handbreit über der Straße schwebte. Wie ein Boot auf dem Wasser schwankte es leicht, als Pyrgus an Bord ging. Vorn hielt ein Soldat einen großen Steuerknüppel gepackt; weitere Bedienungselemente waren nicht zu sehen. Das Fahrzeug war groß genug, um fast das gesamte Kontingent Soldaten aufzunehmen, dann jedoch drängten sie sich Schulter an Schulter, und nur der Pilot hatte noch ein wenig Ellbogenfreiheit.
    »Achtung!«, rief der Pilot.
    Pyrgus fragte sich gerade, was das heißen sollte, da schoss das Floß mit einem Ruck los. Er wurde nach hinten geschleudert und blieb nur deshalb stehen, weil es auf dem Floß zu voll zum Umfallen war. Jetzt merkte er, dass die Grünuniformierten sich alle nach vorn

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