Der Purpurkaiser
zu suchen«, schnatterte sie. »Mein Mann jedenfalls nicht. Geh und mach’s dir mit ein wenig erbaulicher Lektüre gemütlich. Im Wohnzimmer liegt das Buch über den Schlüpfermörder. Und bald tische ich dir etwas richtig Feines auf. Keine Knochensuppe mehr, Silas – keine Knochensuppe mehr!«
Brimstone ging widerstrebend hinaus. Er konnte sie jetzt noch nicht töten – sie hatte immerhin noch einen Bruder, also musste er es wie einen Unfall aussehen lassen, und das erforderte ein Mindestmaß an Planung. Also würde er diese Mahlzeit riskieren müssen. Zu seinem Glück waren die richtig unauffälligen Gifte sehr teuer, also verzichtete sie wahrscheinlich darauf, die geizige alte Vogelscheuche. Mit etwas Glück und gesundem Menschenverstand erkannte er die billigen, die sie wahrscheinlich verwendete, noch rechtzeitig. Schwierig war nur, ihnen aus dem Weg zu gehen, ohne das Weib misstrauisch zu machen.
Er fand das Buch und tat so, als ob er läse. Nach einer Weile steckte Madame Brimstone den Kopf durch die Tür. »Essen ist fertig«, zwitscherte sie. »Ich habe uns den Tisch im Esszimmer gedeckt.«
Er ging ins Esszimmer hinüber und stellte fest, dass nicht nur der Tisch gedeckt, sondern auch bereits die Vorspeise aufgetragen war.
»Setz dich. Setz dich doch«, sagte Madame Brimstone eifrig. Sie sah ihn merkwürdig an, mit einem erwartungsvollen Glitzern in den Augen.
Brimstone setzte sich und starrte die Vorspeise an. Es handelte sich um eine graue, geleeartige Substanz, in der weiße Fleischfetzen hingen. Die alte Fledermaus mochte sich Mühe gegeben haben, aber dieser Gang stellte gegenüber der Knochensuppe sicherlich keine Steigerung dar. Das Zeug sah aus, als hätte sich eine Katze auf ein Salatblatt übergeben.
»Was ist das?«, fragte er.
»Fischmousse«, sagte Madame Brimstone und setzte sich. »Die Haut hab ich dran gelassen, das ist einfacher.«
Das Zeug machte ihn garantiert krank, aber würde es ihn auch umbringen? Brimstone warf einen Blick auf ihren Teller hinüber. »Du hast dir ja viel zu wenig aufgetan«, sagte er.
»Der Frau die Küche und das Essen dem Gemahl«, zitierte Madame Brimstone ein altes Elfensprichwort.
»Aber meine Liebe, das können wir nicht zulassen!«, sagte Brimstone herzlich. »Du hast gekocht. Dir steht die größere Portion zu.« Er verzog seine Gesichtszüge zu etwas, das vielleicht als Lächeln durchging.
Immer noch lächelnd tauschte er die beiden Teller. Wollen wir doch mal sehen, ob sie es jetzt auch noch isst, dachte er.
Madame Brimstone starrte auf den Teller hinab. War es ein Blick der Enttäuschung? Wurde ihr gerade klar, dass sie in ihre eigene Falle gegangen war? Aber dann sah sie auf und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ja, danke, Silas. Wie überaus aufmerksam von dir.« Sie nahm ihre Gabel und begann, sich Fischmousse in den Mund zu schaufeln.
Brimstone folgte ihrem Beispiel. Zu seinem Erstaunen schmeckte es.
Der zweite Gang bestand aus Spanferkel und Brimstone stellte zu seiner Verblüffung fest, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief, als sie es auftrug. Es war genau so zubereitet, wie er es mochte, gefüllt, die Schwarte knusprig, dazu eine kräftige Soße.
Madame Brimstone hielt plötzlich ein eindrucksvolles Messer in der Hand. »Wie hättest du’s denn gern?«, fragte sie ihn mit einem seltsamen Blick.
Brimstone war schon fast von seinem Stuhl aufgefahren, dann wurde ihm klar, dass sie den Braten meinte. Er setzte zu einer Antwort an, aber sie fuhr munter fort: »Ein oder zwei Scheiben von hier vielleicht?« Sie deutete mit der Messerspitze auf eine saftige Stelle, dann fing sie zu säbeln an, ohne seine Antwort abzuwarten.
Wahrscheinlich hatte sie das Spanferkel nur zum Teil vergiftet und würde ihre Portion von einer anderen Stelle nehmen. »Nein, nein«, sagte Brimstone rasch. »Nicht von dort. Ich möchte gern etwas von hier.« Er zeigte darauf.
Sie schien nicht im Mindesten aus dem Konzept gebracht, sondern legte sich die Scheiben auf den eigenen Teller und begann sofort dort zu schneiden, wo er hingezeigt hatte. Das Fleisch war also nicht vergiftet.
»Ein bisschen Schwarte?«, fragte Madame Brimstone. »Ich nehme an, dass du ein ordentliches Stück Schwarte nimmst? Ich darf sie leider nicht essen – die reine Hölle für meine Verdauung.«
Die Schwarte war es! Es musste die Schwarte sein! Er sollte sie essen, während dieses Teufelsweib darauf verzichtete! Wie gerissen! Für ihn war die Schwarte das absolut
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