Der purpurne Planet
ausreichend gewesen. Aber wen hätte er an seiner Stelle einsetzen sollen?
Uwe korrigierte die Richtung, in der der Container schwebte, zog dann ein Seil über eine Rolle, die an einer Seitenwand der Ladeluke angebracht war, und erwischte gerade noch die hinteren Griffe, um das Ende dort einzuhaken. Dann schwebte der Container davon. Uwe sah ihn langsam kleiner werden und schließlich im Schatten des Raumschiffs verschwinden. Er verdeckte den größten Teil der erleuchteten Schleuse.
„Kommt er richtig?“ fragte er.
„Kommt richtig!“ bestätigte Erich.
Uwe sah auf das Seil, das der Container ihm durch die Hände und über die Rolle zog. Noch vier Meter… drei Meter… jetzt! Er hielt das Seil fest und stemmte sich mit den Füßen gegen die Seitenwand der Ladeluke. Etwa einen Meter mußte er noch nachlassen, dann hing das Seil locker. Der Container stand vor der Schleuse.
„Ist gut, ich übernehme!“ rief Erich.
„Halt, warte!“ befahl Uwe, einem plötzlichen Impuls folgend, und hangelte sich an dem immer noch gespannten Sicherheitsseil hinüber. „Ich muß selbst sehen, wie das läuft, damit ich das richtige Gefühl dafür kriege.“
Er sah, daß der Container einigermaßen paßgerecht vor der Schleuse lag. „Wir bringen den ersten Behälter gemeinsam an Bord, entgegen dem Programm“, sagte er. „Erich, achtgeben, daß du nirgends zwischen zwei Kanten kommst!“
Irina war etwas beunruhigt durch die signalisierten körperlichen Zustandsfunktionen von Erich.
Bei Uwe und Michael hatte es überhaupt keinen Erregungsanstieg gegeben, und das war wohl auch nicht zu erwarten gewesen bei den „alten Hasen“. Erikas Erregungskurve zeigte einen Anstieg, als sie sich vom Raumschiff abstieß, das war normal, und danach riß ja die Verbindung ab. Erichs Kurve dagegen verlief glatt und gleichmäßig, auch als der Container auf ihn zukam und die völlig neue, unbekannte Arbeit für ihn anfing, und schon das war ungewöhnlich, aber sie stieg an seit dem Moment, da Uwe ihm Halt geboten und herübergekommen war. Sollte man daraus schlußfolgern, daß er die Aufgabe unterschätzte und erst dann in eine schädliche, unproduktive Spannung geriet, nämlich in Ärger, als Uwe ihm helfen wollte? Nein, das war wohl doch etwas kühn gefolgert. Trotzdem mußte sie Uwe davon Mitteilung machen. Aber wie? Es gab nur Konferenzschaltung, eine partielle Sprechverbindung war nicht vorgesehen, alle konnten mithören, außer Erika natürlich, die durch die Sonde abgeschirmt war. Würde das Erich nicht noch mehr aufregen, vielleicht sogar unsicher machen? Am besten, sie sprach ihn direkt an.
„Erich, was ist mit deiner Erregungskurve los?“ fragte sie.
„Ach, verdammt, ich bin ein Esel“, antwortete er freimütig, „ich hab es schon selbst gemerkt, ich hab mich geärgert, daß Uwe herübergekommen ist!“
„Sollen wir eine Pause machen?“ fragte Uwe besorgt dazwischen.
„Nein, nicht nötig, geht schon in Ordnung“, antwortete Erich.
„Geht in Ordnung!“ bestätigte Irina aus der Zentrale, „die Kurve normalisiert sich.“
Leicht schmunzelnd registrierte Irina ein kurzes Aufbäumen der Kurve bei Michael, der sich wohl über Erich ärgerte, aber sie sagte nichts dazu.
„Neun Uhr sechzehn“, meldete Uwe, „der erste Container ist verstaut. Ich gehe wieder hinüber.“
„Zwei Minuten länger als vorgesehen“, teilte Irina mit.
„Macht nichts, wir müssen nur richtig in Takt kommen, dann holen wir das wieder rein!“
Neun Uhr zwanzig – der zweite. Vierundzwanzig – der dritte. Dann siebenundzwanzig, dreißig – alle drei Minuten. „Wir sind im Takt“, stellte Erich fest. „Ja, und bereits eine Minute unter Programmzeit!“ ergänzte Irina.
Uwe sah nach Erikas Leine. Sie hing schlaff herunter. Er zog dreimal daran. Bei uns ist alles klar! hieß das. Erika erwiderte das Signal. „Bei Erika alles in Ordnung!“ meldete Uwe.
Es war aber nicht alles in Ordnung. In Wirklichkeit war ihr übel. Ihr Atem ging flach, sie schwitzte, und sie brauchte alle Energie, um ein ständiges Angstgefühl zu überwinden. Sie fühlte sich eingesperrt, eingezwängt, gefesselt, begraben in der kleinen Halbkugel, in der ihr Oberkörper steckte. Dabei besaß sie aber dank dem Training genügend Klarheit, um über ihren Zustand nachzudenken und ihn einzuschätzen. Natürlich hatte sie das Recht, sich hinunterzuziehen und eine Pause einzulegen, vielleicht sogar die Pflicht, aber das hätte auch die Arbeit der anderen
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