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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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abschüssig, glattgewaschen vom fast ständig fließenden Regen. In Vertiefungen hatte sich golden glänzender Sand angesammelt. Hier und da Pfützen, in denen sich der grüne Himmel spiegelte.
    Ein scharfer Wind drückte auf die Schutzanzüge, und sie hatten anfangs etwas zu kämpfen, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Dann richteten sie den Blick in die Ferne.
    Rote Wolken leuchteten am Horizont. Davor einige sanfte Hügel, schwarz mit heller Kuppe. Unwirklich das Ganze, farbstark und doch eintönig.
    „Es ziehen Wolken auf!“ meldete Michael von Bord des Raumschiffs. „Anscheinend aber kein Gewitter.“
    „Schon gesehen“, antwortete Uwe, „wir fangen an.“
    Sie nahmen Aufstellung – Erika dem Raumschiff am nächsten, dann Erich, dann Uwe. Schritt für Schritt vorwärts gehend, mit dem Stab den Boden sondierend, wo Sand lag, in immer gleichen Abständen den Kasten mit dem Echolot aufsetzend – so umkreisten sie langsam das Raumschiff.
    Inzwischen erreichten die Wolken die Proxima. In dem Augenblick, als sie sie verdeckten, erlosch all das Braun, Rot und Gold. Stumpfes Grau blieb übrig, Dämmerung, Stimmung eines trüben Herbstabends auf der Erde.
    Uwe veranlaßte, daß der Scheinwerfer des Raumschiffs ihnen den Weg erhellte, und nun erblickten sie wenigstens einen Teil des Bodens zum erstenmal in für sie normaler, irdischer Beleuchtung. Er sah kaum anders aus als entsprechender Boden auf der Erde, nur etwas anders verwittert, ausgewaschen.
    Als die das Raumschiff einmal umkreist hatten, regnete es. Uwe kam der Gedanke, daß es nützlich sein könnte, die Gefährten probeweise aus der Sicht des Raumschiffs zu führen. Er befahl Michael, den Scheinwerfer abzuschalten, und ließ seine Gefährten die Helmleuchten anknipsen.
    „Nicht abweichen von dem Weg, den ich gehe!“ befahl er. „Korrekter Gänsemarsch!“
    Langsam schritt er vorwärts, sorgfältig den Boden sondierend. Nach hundert Schritten war das Raumschiff in der Dämmerung des dichten Regens verschwunden.
    „Warte mal“, rief Erika – und schrie auf. Uwe blickte sich um – sie war verschwunden.
    „Stehenbleiben!“ rief er Erich zu. Dann ging er Schritt für Schritt den Weg zurück, an Erich vorbei, bis zu der Stelle, wo die Leine im Sand verschwand.
    „Komm her, Erich!“ befahl er. Gemeinsam zogen sie langsam und vorsichtig Erika aus der Sandaufschwemmung.
    Erika hatte nach einer kleinen, schwarzen Pflanze greifen wollen, die im Schein ihrer Helmlampe grün aufleuchtete. Als sie den Boden unter den Füßen verlor, schrie sie auf, und als es schwarz wurde vor ihren Augen, hatte sie für einen Augenblick das Gefühl, das Herz bleibe ihr stehen. Sie ruderte wild mit Armen und Beinen, stieß sich dabei schmerzhaft am Felsen, aber der Schmerz brachte sie zur Besinnung. Mit diesen unkontrollierten Bewegungen konnte sie ihre Lage nur verschlimmern, sie verlor das Gefühl für oben und unten. Wenn sie dagegen stillhielt und die Arme ausbreitete, konnte sie am Widerstand der Sandaufschwemmung merken, wie der schwere Raumanzug sie nach unten zog. Und überhaupt – so schlimm war ja ihre Lage gar nicht. Sie hing am Seil, und die anderen würden sie gleich herausziehen. Dieser Kommandant schien aber auch alles vorauszuahnen, ach was, er hatte eben Erfahrung, und so gesehen war das vielleicht für sie auch eine nützliche Erfahrung, obwohl, angenehm war es gerade nicht, die Angst ließ sich nicht wegdenken, aber so lauerte sie wenigstens nur im Hintergrund, und wenn sie nicht noch einmal zuschnappen sollte wie eben, dann mußte sie jetzt etwas tun, etwas tun… Das Seil! Na klar, sie zog das Seil hinter sich her, wenn sie es zu fassen kriegte, konnte sie es schneller einholen. Nein, das war Unsinn, sie würde sich vielleicht noch darin verheddern, aber sie griff doch danach und nahm es in die Hände, sie wollte wenigstens mit dem Kopf zuerst wieder auftauchen, als aufrechter Mensch sozusagen – und da ruckte es auch schon in ihrer Hand.
    „Bin wieder da!“ sagte Erika mit nicht ganz gelungener Forschheit, als sie das Licht der Helmlampen sah.
    Uwe ging auf Erikas Ton ein: „Wieso, war was?“ Nur Erich fragte verstört: „Wie konnte denn das passieren?“ Nun meldete sich auch Michael von Bord. „Alles in Ordnung?“ fragte er.
    „Alles in Ordnung“, bestätigte Uwe, „nur Erika ist baden gegangen, sie klettert aber gerade wieder aus dem Bassin.“
    „Dann ist’s ja gut. Ihr müßt jetzt zurück, ein Gewitter zieht auf.“
    „Gut,

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