Der purpurne Planet
hatte, und lächelte wieder.
„Technische Kontrolle ergab einwandfreien Zustand. Nochmals: Unserer Sonde sei Dank. Und Ihr? Seid ihr euch einig geworden? Oder gibt es große Probleme?“
„Setzen wir uns erst einmal!“ schlug Michael vor. „Mir tun alle Knochen weh!“ Mit einem Laut der Erleichterung ließ er sich in den Sitz fallen.
Die drei verständigten sich mit den Augen, und Irina begann: „Die Gravitation ist gegenüber den früher ermittelten Werten selbstverständlich gleichgeblieben und beträgt etwa neunzig Prozent der irdischen. Der Druck schwankte in der Nacht zwischen tausendeinhundert und tausendeinhundertzwanzig Millibar, die Temperatur zwischen achtundzwanzig und dreißig Grad. Der Wind bevorzugt die oberen Teile der Stärkeskala, für heftige Stürme wird unsere irdische Skala vermutlich nicht reichen. In der Stratosphäre und in tieferen Schichten der Troposphäre wurden pflanzliche Sporen eingefangen. Es handelt sich um zwei unterschiedliche Arten. Der Sauerstoffgehalt der Luft scheint um ein Promille gestiegen zu sein, ich sage scheint, weil bei diesem geringen Unterschied ein Meßfehler vorliegen kann. Ansonsten Zusammensetzung wie gehabt: rund achtzig Prozent Stickstoff, fünfzehn Prozent Kohlendioxid, fünf Prozent Sauerstoff. Nicht atembar.“
Das Wetter schien Irinas Sturmprognose bestätigen zu wollen. Der Himmel hatte sich bezogen. Die Beleuchtung schaltete sich automatisch ein, und die TERRA schaukelte sanft auf ihren Teleskopbeinen. Weit entfernt zuckten Blitze, und leises Donnergrollen drang in das Cockpit.
Erika ergriff nun das Wort, aber nur, um zu berichten, daß ihre Ergebnisse alle in Erichs Bericht eingegangen seien. „Die klimatischen Bedingungen“ begann Erich, „scheinen sich weniger verändert zu haben, als zu befürchten war. Auf jeden Fall werden die Schutzanzüge, die wir mitgebracht haben, ausreichen. Der Wasserkreislauf ist beschleunigt, es wird überwiegend eine geschlossene Wolkendecke geben, allerdings können in höheren Breiten auch Schönwetterperioden auftreten, wir sind ja hier vergleichsweise in subtropischem Gebiet. Die Durchschnittstemperatur dürfte, wenn überhaupt, nur ganz geringfügig gesunken sein. Es scheint also, daß der Speichereffekt des Kohlendioxids immer noch viel stärker wirkt als die Abschirmung durch die Aschewolken. Aber um das genau zu wissen, müssen wir noch die Tagesmessungen abwarten…“
Erichs Ausführungen befaßten sich nun mit einigen speziellen planetologischen Problemen, die weniger von allgemeinem Interesse waren. Trotzdem unterbrach Uwe ihn nicht. Sie hatten ja jetzt Zeit und mußten sowieso das Gewitter abwarten, das allerdings bereits im Abklingen war.
Als die Sonne – nein: die Proxima – wieder durch die Wolken brach, beendete Erich seinen Vortrag: „Abschließend möchte ich nur noch auf zwei Erscheinungen eingehen, die wir noch nicht endgültig einordnen können. Wir haben zwei verschiedene Arten von pflanzlichen Sporen gefunden, wie Irina schon berichtet hat, die eine in geringer Höhe über dem Boden, die andere in der Stratosphäre. Das deutet auf eine erfolgreiche Arbeit unserer – wenn ich mal so sagen darf – Vorfahren hin. Der Anstieg des Sauerstoffgehalts entspricht allerdings nicht dem, was in den ursprünglichen Plänen für eine biologische Explosion vorgesehen war. Trotzdem halte ich ihn nicht für einen Meßfehler.“
„Ich auch nicht!“ warf Uwe ein.
Alle sahen ihn erstaunt an. Sie kannten ihren Kommandanten nun schon gut genug, um zu wissen, daß er so etwas nicht einfach daherredete.
„Deshalb!“ sagte Uwe und zeigte auf Erika, deren Kombination im Licht der Proxima wieder tiefschwarz aussah.
Die anderen verstanden noch nicht. „Habt ihr diese Farbe schon mal gesehen?“ fragte Uwe.
Erika kam zuerst darauf. „Die schwarzen Wolkenlöcher?“ fragte sie. „Richtig – die Kombination ist grün, und das bedeutet…“
„… daß der Boden da auch grün, folglich bewachsen ist, daß also eine ausgedehnte Kontinentalflora entstanden sein muß. Die grüne Farbe absorbiert das rote Licht fast vollständig. Es ist alles ganz einfach, man muß nur darauf kommen. – Und nun die Einteilung“, fügte Uwe hinzu. „Michael und Irina bleiben an Bord. Wir anderen untersuchen in fünfzig Meter Umkreis mit Sonde und Echolot den Boden. So lange, bis wir einen Blick für die Nuancen gewonnen haben, bleiben wir dabei angeseilt!“
Rotbraun sah der Fels aus, den sie betraten – leicht
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