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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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höchst sinnreiche Einrichtung zur Fortpflanzung“, antwortete Irina. „Klar?“
    „Wie bist du nur so schnell dahintergekommen?“ fragte Michael bewundernd.
    „Ganz einfach, ich hab doch schon eine Pflanze seziert, dabei war mir die Funktion einiger Gewebe unklar. Jetzt weiß ich – sie bewirken eine schnelle Kontraktion. Über so schnelle Bewegungen verfügen Pflanzen auf der Erde im allgemeinen nicht.“
    „Ich denke, Pflanzen bewegen sich gar nicht von selbst?“
    „Viele Pflanzen bewegen sich“, widersprach Irina, „meist allerdings nur im Tagesrhythmus. Aber darüber laß dir von den Biologen einen Vortrag halten, wenn wir sie gefunden haben. Jetzt müssen wir erst mal unsere Leute wieder einsammeln. Ich fürchte allerdings…“
    „Was?“
    „Wenn diese Dinger noch größer werden, werden wir Schwierigkeiten haben.“
    „Kein Problem“, meinte Michael, „wir schießen uns mit dem Strahler die Bahn frei.“
    Nachdem sie etwa einen Kilometer weitergerollt waren, stieg vor ihnen der Blätterwald plötzlich an. Michael stoppte. „Entweder eine Bodenwelle“, sagte er, „oder…“
    „Oder die Pflanzen haben hier günstigere Bedingungen und sind größer“, vollendete Irina den Satz. Sie stellte den Scheinwerfer an und richtete ihn auf die Kronen. „Sieh mal, wie groß die Blätter da sind. Also keine Bodenwelle.“
    „Nun gut“, entschied Michael. „Ich setze mich vorn auf den Wagen und schieße den Weg frei. Zweimal klopfen ist Vorwärts, einmal klopfen ist Halt!“
    Er kletterte hinaus und nahm den Handstrahler mit. Ein Druck – und zischend stiegen weiße Dampfwolken vor ihnen auf. Langsam bewegte Michael den Lauf hin und her, dann setzte er ab. „Nun bin ich ja mal gespannt“, sagte er, ohne daran zu denken, daß Irina ihn im Wagen nicht empfangen konnte.
    Schnell hatte der Wind die weißen Nebel weggefegt, und in dem grünen Kreis, den der Scheinwerfer aus der schwarzgrauen Umgebung herausschnitt, wurde die Lücke sichtbar, die Michael in den größer werdenden Pflanzenwuchs geschossen hatte.
    Aber die Lücke war zu eng für den Wagen. Man sah die verkohlten Reste der zerstörten Pflanzen nur an einer ganz schmalen Stelle. Michael wunderte sich – er hatte doch einen Fächer geschossen!
    Aber dann entdeckte er, daß die Pflanzen an den Rändern der Lücke dicker und niedriger zu sein schienen. Sie stützten sich also gegenseitig und breiteten sich aus, wenn irgendwo eine Lücke entstand!
    Er schoß noch einmal – diesmal auf die Ränder der entstandenen Lücke. Außer dem Zischen hörte er ein dumpfes Poltern, und gleich darauf sah er, daß nun einige nicht getroffene Pflanzen an den Rändern umgekippt waren und ihre Wurzeln in die Luft streckten.
    Er schlug mit der Hand auf die Haube des Wagens, und Irina fuhr in die Lücke hinein. Aber nach wenigen Metern mußte er wieder Halt gebieten.
    Mehrmals wiederholte sich dieser Vorgang. Nach einer Viertelstunde waren sie etwa fünfzig Meter vorwärts gekommen. Er klopfte einmal und sprang vom Wagen herunter.
    Irina stellte den Motor ab und stieg aus.
    Michael kam ihrem Argument zuvor. „Ja, du hast recht, das hat wohl keinen Zweck. Hier könnte man nur mit einem großen Strahler vorwärts kommen.“
    „Auch das hätte sicherlich wenig Sinn“, meinte Irina, „schau mal zurück.“
    Michael blickte die Schneise entlang, die sie geschlagen hatten, aber er konnte nichts Auffälliges sehen.
    „Ich konnte das die ganze Zeit im Rückspiegel beobachten“, erklärte Irina.
    „Was denn?“
    „Guck dir mal die Wurzeln an!“
    Jetzt sah er es auch: Die Wurzeln der umgerissenen Pflanzen standen unmittelbar hinter dem Wagen noch nach allen Seiten gesträubt, aber zehn Meter hinter ihnen – das war im Licht der rückwärtigen Scheinwerfer noch gut zu erkennen – hatten sie sich schon zu Boden geneigt.
    „Das würde bedeuten…?“ fragte Michael.
    „… daß in schätzungsweise einer Stunde, oder sagen wir anderthalb, die umgerissenen Pflanzen wieder senkrecht stehen, und ich fürchte fast, wenn es regnet, wachsen auch die zerstörten Pflanzen wieder nach.“
    „Das ist ja unheimlich, fast wie in alten Märchen. Wenn wir dann irgendwo festsitzen, kriegen wir den Wagen nie wieder heraus.“
    „Ich fürchte, wir werden hier noch mehr solche Überraschungen erleben!“ Irina seufzte.
    „Na, dann wollen wir uns mal vorsehen, damit wir die nächste Überraschung nicht mitten in diesem verhexten Wald erleben. Ich setze mich auf die hintere

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