Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
Vom Netzwerk:
eine Abgesandte der Haushaltspolizei. Jonas brachte gerade noch einen gemurmelten Gruß zustande, ehe er seine bärbeißige Miene hinter der Tasse verbarg. Freddy versuchte, sich ein Lachen zu verkneifen.
»Mrs. Large!« Die Zwillinge hatten sich mittlerweile an meine Beine geheftet, so daß ich nur winzigkleine Schrittchen machen konnte, wie jemand, der sich für eine Rolle als Geisha bewirbt. »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind.«
»Tut mir leid, daß ich zu spät bin.« Sie zuckte mit keiner Wimper, als ihre tiefliegenden Augen das Chaos in der Küche erfaßten. »Hab’ wieder mal schlecht geschlafen.« Sie ließ die Tasche mit ihren Utensilien zu Boden fallen. Ich hörte eine Flasche klimpern, und offensichtlich hörte sie es auch. »Ist kein Schnaps, Mrs. Haskell. So eine bin ich nicht. Ist nur was für mein Kopfweh. Macht mich manchmal verrückt. Der Doktor sagt, das kommt vom Streß.«
»Oh, Sie Ärmste!« Ich war drauf und dran, ihr vorzuschlagen, daß sie nach Hause gehen, sich hinlegen und ein anderes Mal wiederkommen solle. Doch es stellte sich heraus, daß sie aus härterem Holz geschnitzt war. Noch bevor ich Piep sagen konnte, schälte sie sich aus dem grauen Flanellmantel, hängte ihn an einen Haken in der Nische an der Hintertür und krempelte sich die Ärmel auf.
»Wie wäre es mit einer Tasse Tee?« bot ich ihr an. »Vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen, Mrs. Haskell.« Die Worte rollten wie Donner aus ihrem Mund. Abbey suchte mit einem Satz Zuflucht in Freddys Armen. »Aber ich bin ja nicht zur Kur hier. Frisch gewagt ist halb gewonnen, so lautet meine Devise.« Dann – zuerst sah es aus, als wolle sie den ganzen Tisch wegtragen – sammelte sie das Frühstücksgeschirr in einem Rutsch ein. Ein paar Tassen schepperten bedrohlich aneinander, aber die ganze Angelegenheit wurde sicher zum Spülbecken transportiert.
»Die Frau ist ja ein wandelnder Gabelstapler.« Freddy hatte wohl angenommen, er habe dies im Flüsterton gesagt, aber seine Stimme schlug auf wie ein Ball und prallte laut gegen mein Ohr. »Ein echtes Wunder, aber ich will nicht, daß sie irgend etwas in meinem Zimmer anrührt«, knurrte Jonas, wobei sich ihm jedes Schnurrbarthaar einzeln sträubte.
»Haben Sie das gehört, Mrs. Large?« flötete ich fröhlich. »Sie müssen sich nicht mit Mr. Phipps Zimmer abgeben. Er macht das am liebsten allein.«
»Er hat Angst, daß Sie die ganzen Bilder mit den nackten Frauen sehen«, warf Freddy lustig ein.
»Wenn Sie wüßten, was ich bei meiner Arbeit schon alles gesehen habe – Sie würden Bauklötze staunen«, teilte Mrs. Large uns durch das Rauschen des Wassers, das ins Spülbecken lief, griesgrämig mit. »Da hält man meistens besser den Mund.« »Oh, aber hier sind Sie unter Freunden.« Freddy reichte Abbey an mich weiter und baute sich neben Mrs. Larges Ellbogen auf, damit er sie mit seinem unwiderstehlichen Charme betören konnte. »Machen Sie sich ruhig Luft. Erzählen Sie uns, was sich in Chitterton Fells hinter den Gardinen abspielt.« Es ertönte ein scharfer Knall. Doch leider kam er nicht etwa von einem Frühstücksteller, den Mrs. Large auf dem Kopf meines Cousins zerdeppert hatte. Sie war auf das Fußende des Schrubbers getreten, so daß er nach hinten ausschlug, bevor er zu Boden ging.
»Freddy ist ein hoffnungsloser Quälgeist. Am besten, Sie beachten ihn gar nicht«, schlug ich vor.
»Keine Sorge, Mrs. Haskell, leben und leben lassen, sage ich immer. Und nicht, daß Sie denken, Sie müßten mir hier alles zeigen«, fügte sie hinzu. »Ich finde mich in jedem Haushalt zurecht. Mit zugebunden Augen. Tun Sie einfach so, als wäre ich nicht da. Ich bin sicher, daß Sie keine Zeit haben, herumzusitzen und zum Fenster rauszuträumen, so wie die Kleinen Sie auf Trab halten.« Sie schenkte Abbey und Tarn so etwas wie ein Lächeln, und nachdem ich mich hundertmal für das Durcheinander entschuldigt hatte, akzeptierte ich Freddys Angebot, die Kinder bis zum Mittagessen mit sich ins Verwalterhäuschen zu nehmen. Jonas zog sich eine Jacke über, setzte seinen Hut auf und schlurfte in den Garten hinaus, so daß ich allein übrigblieb, um Mrs. Large aus den Füßen zu gehen. Als ich in der Eingangshalle stand, fühlte ich mich wie Falschgeld. Ich hatte viel zu tun, aber wahrscheinlich würde Mrs. Large sich jedesmal gerade an das Zimmer machen wollen, wo ich irgend etwas begann. Zum Glück fiel mir ein, daß ich für die neuen Zimmer der Zwillinge auf dem Speicher nach Möbeln hatte

Weitere Kostenlose Bücher