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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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stöbern wollen.
»Wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin, dann schickt jemanden hinter mir her«, befahl ich den Ritterrüstungen, als ich mich die Treppe hoch auf den Weg zum Speicher machte. Mir war immer himmelangst, daß dort oben plötzlich eine gesichtslose Gestalt aus der Dunkelheit auftauchen und meine Hilferufe mit klammen Händen ersticken würde. Der oberste Treppenabschnitt bestand nur noch aus schmalen, engen Stufen und führte von einem Alkoven neben dem Badezimmer zu einer halbrunden Tür. Als ich den großen Eisenknauf drehte, öffnete sie sich mit einem knarzenden Geräusch, das wie ein Ächzen klang. Ich blieb ein Weilchen auf der Schwelle stehen, bis ich merkte, wie mir etwas Weiches um die Beine strich. »Besten Dank.« Tobias gab ein warnendes Miau von sich, und ich nahm ihn hoch und küßte ihn zum Lohn dafür auf die Schnauze, bevor ich durch das schwarze Loch in das Innere des Speichers trat. Nachdem ich einige Male panisch in der Luft herumgefuchtelt hatte, fand ich die Schnur, die von der Decke hing. Als ich an ihr zog, entstand ein dünner Lichtkegel, der kaum mehr zustande brachte, als die Stelle zu beleuchten, auf der ich stand. Tobias hielt den Gesamteindruck offensichtlich für reizvoll. Vor lauter Ungeduld, heruntergelassen zu werden, hieb er seine Krallen in mein Kleid, sprang mir aus den Armen und flitzte hinter einen Stapel aus Basten und Koffern. Ich wußte nicht genau, was auf dem Speicher außer den Kartons mit meiner Umstandskleidung alles herumstand. Es wäre eigentlich vernünftig und richtig gewesen, die Kleider gleich an einen Second-hand-Laden weiterzugeben. Aber im letzten Moment war mir meine Freundin Frizzy Taffer eingefallen. Gerade als sie sich endlich überwunden hatte, die Umstandskleider, die sich im Laufe ihrer drei Schwangerschaften angesammelt hatten, wegzuschenken, hatte sie festgestellt, daß der Storch die nächste Lieferung parat hielt. Damals hatte ich nicht gewußt, ob ich sie bedauern oder beneiden sollte. Manchmal wollte ich unbedingt noch ein Kind. Während ich mich vorsichtig an den Kisten vorbeizwängte, hinter denen Tobias verschwunden war, erkannte ich die schemenhaften Umrisse der Hochstühle, die den Zwillingen gehört hatten, eingeklemmt zwischen einem alten Kleiderschrank und einer Kommode. Bei ihrem Anblick überkam es mich wieder mit aller Macht. Es wäre so schön, noch einmal etwas Winziges an sich zu drücken, wieder diese weiche, kuschelige Wärme zu spüren und den süßen Duft des Neugeborenen einzuatmen. Vielleicht war das auch ein Produkt des ganzen Frühlingsgeschehens. All das sprießende Grünzeug und die platzenden Knospen. Die Vogelmütter, die die Nester bauten. Wie auch immer, schalt ich mich, das war jetzt nicht der rechte Moment, sich mit Mutter Erde zu vergleichen. Nicht nur, daß Tarn und Abbey fast selbst noch Babys waren – ich hatte ja auch noch Jonas, der ein gehöriges Maß an Zuwendung brauchte. Und was mit dem Restaurant wurde, das mochte der Henker wissen. Es war mit Sicherheit gescheiter, sich nicht noch weiter zu verzetteln, sondern sich ernsthaft darauf zu konzentrieren, als Innenarchitektin erneut ins Geschäft zu kommen. Clarice Whitcombe, eine der Zugezogenen, hatte kürzlich von sich gegeben, daß sie in dieser Hinsicht ein bißchen Unterstützung brauchen würde, sobald sie sich richtig niedergelassen hätte.
Außer ihr gab es noch ein paar andere Leute, die sich in dieser Richtung geäußert hatten. Der große Durchbruch wäre natürlich der Auftrag, Pomeroy Hall nach dem Geschmack der neuen Hausherrin einzurichten. Die frühere Mrs. Dovedale, die schon seit ihrer Schulmädchenzeit für Sir Pomeroy geschwärmt hatte, war nämlich nach langer, langer Wartezeit endlich seine Ehefrau geworden.
Irgend etwas in der Mitte des Speichers zog mich an. Ich zupfte an einer der Schondecken und legte eine Wiege frei, ein wunderschönes Teil aus Walnuß, an dem geschnitzte Engel auf dem hölzernen Himmel schwebten. Ein befreundeter Antiquitätenhändler hatte sie mir während meiner Schwangerschaft geschenkt. Ich hockte mich daneben und stieß sie mit dem Finger an, woraufhin sie so sanft hin- und herschaukelte, als würde ein Kind in den Schlaf gewiegt. Weil Ben und ich, als unsere beiden Babys kamen, jedoch nicht nur ein Exemplar der süßen Brut in königlicher Pracht betten wollten, hatten wir im Kaufhaus zwei neue, weiße Korbwiegen gekauft und diese hier auf den Speicher verfrachtet. Vielleicht eines Tages,

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