Der Putzteufel geht um
vorgefallen sein.
»Warum sagen Sie mir nicht, was los ist?« bettelte ich. »Weil es darum jetzt gar nicht geht«, erwiderte Mrs. Malloy unbeugsam. »Der einzige Grund, weshalb ich anrufe, ist, daß Gertrude Large gesagt hat, sie sei heute in Merlin’s Court. Und ich will wissen, weshalb sie so aus dem Häuschen ist. Sie stand kurz vor einem Anfall, als sie mich gestern abend anrief. War den Tränen nahe, und das gab’s noch nie. Aber bei dem Verkehrslärm hier, morgens, mittags und abends, habe ich nur Bahnhof verstanden. Sie hat gemeint, daß sie was Schreckliches über jemanden erfahren habe und nicht mehr aus noch ein wisse. Ich glaube, sie wollte auch, daß wir ein Sondertreffen des VPFVCF einberufen.«
»Haben Sie Mrs. Large denn nicht gebeten, alles noch mal laut und deutlich zu wiederholen?« Ich wollte nicht neugierig klingen, aber ich setzte mich vorsichtshalber auf die Bank neben dem Telefon, wo einer der Zwillinge allerdings ein paar kleine Bauklötzchen mit sehr scharfen Kanten liegengelassen hatte. »Natürlich wollte ich alles genau wissen«, erwiderte Mrs. Malloy gottergeben, »aber dann hat die kleine Rose angefangen zu schreien, und ich mußte schleunigst auflegen. Und als ich sie soweit hatte, daß sie endlich die Augen zuklappte, bin ich selbst weggeknackt.«
»Na, macht nichts, jetzt können Sie mit Mrs. Large reden«, versicherte ich ihr. »Sie ist hinten im Flur – bei Jonas im Zimmer.«
»Ich will sie aber nicht bei irgendwas Lebenswichtigem stören.«
»Das tun Sie nicht«, entgegnete ich. »Warten Sie ein Sekündchen, ich hole sie ans Telefon.« »Ich habe aber nicht den ganzen Tag Zeit, Mrs. H.!« Mit dieser Mahnung im Ohr unterrichtete ich Mrs. Large rasch, daß Mrs. Malloy am Telefon auf sie warte, und für den Bruchteil einer Sekunde hellte sich ihre besorgte Miene auf. Ihr schien tatsächlich eine Last auf der Seele zu liegen, wahrscheinlich war ihr auch deshalb Jonas’ geliebter Spiegel aus den Händen gerutscht. Doch sie schüttelte den Kopf. Es verstieße gegen die Vorschriften des VPFVCFs, informierte sie mich, während der Arbeit private Telefonanrufe entgegenzunehmen, es sei denn, es handele sich dabei um eine Sache auf Leben und Tod. »Aber mir macht es nicht das Geringste aus«, redete ich ihr zu. »Und Mrs. Malloy behauptet, es sei sehr wichtig.« Es war zwecklos. Mrs. Large stand mit dem Kehrblech in der Hand so ehern vor mir wie die Eiche, der sie glich, und mir war, als hörte ich sie die Worte »Lieber Tod als Schande« murmeln, bevor ich erneut abzog, um ihre Antwort Mrs. Malloy auszurichten, die natürlich längst wieder eingehängt hatte.
Vielleicht waren wir aber auch getrennt worden. Wieder ein kleiner Stolperstein des Lebens, dem ich zu jenem Zeitpunkt jedoch noch keine weitere Beachtung schenkte.
Kapitel Drei
Über die Fußböden wischen und den Schmutz aufnehmen, der sich beim Saubermachen von Decken und Wänden gesammelt hat.
Am darauffolgenden Sonntag hingen die Wolken am Himmel wie nasse Wolldecken, die jemand auf der Wäscheleine vergessen hat. Der Wind heulte und stöhnte, und der Regen rann in endlosen Bächen über die Fensterscheiben. Frühling – das war an jenem Tag genausoviel Wunschdenken wie Mrs. Malloys Rückkehr nach Merlins Court. Wäre ich an diesem Morgen zur Kirche gegangen, hätte sich mir vielleicht eine positivere Lebenseinstellung vermittelt. Aber ich hatte mich schon beim Aufwachen schlaff und irgendwie daneben gefühlt, und nachdem ich meine Handtasche verlegt, wiedergefunden und erneut verlegt hatte, schlug Ben vor, daß ich vielleicht doch besser zu Hause bliebe, um zur Abwechslung ein bißchen Frieden und Ruhe zu genießen, und zwar ohne ihn und die Kinder. Das ist das Problem mit Ehemännern. Wenn sie merken, daß man schusselig wird, wollen sie plötzlich helfen, und als nächstes landet man dann in der Hölle.
Zum Glück gab es aber etwas, aufgrund dessen ich mich heilig fühlen konnte. Ich hatte es nämlich fertiggebracht, das Innenleben der Küchenschränke zu sortieren und zu reinigen. Die Schrankbretter waren frisch ausgeschlagen, und jedes Stück Glas und Porzellan war dermaßen poliert, daß sich Schneewittchens böse Stiefmutter darin hätte spiegeln können. Apropos Spiegel, Jonas war wegen Mrs. Larges Ungeschick genauso außer sich geraten, wie ich erwartet hatte. Ich hatte ihm nichts gesagt, bis sie wieder gegangen war, und das war auch besser so gewesen, denn er hatte wie ein Wilder getobt und Verwünschungen
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