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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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griff nach dem Brotmesser, eigentlich nur, um es abzuwischen, aber Ben tat so, als fürchte er sich und wich hinter eine der offenen Schranktüren zurück.
»Diese nette Frau, Clarice Whitcombe, die vor kurzem in das Crabapple-Tree-Häuschen gezogen ist, hat ein unglaubliches Getue um die Zwillinge gemacht, und bei den Kindern war es offensichtlich Liebe auf den ersten Blick. Als sie mich fragte, ob sie die beiden mit zu sich nehmen, ihnen Mittagessen geben und sie bis zum Nachmittag bei sich behalten dürfe, waren die Zwillinge begeistert. Ich dachte, es würde dir nichts ausmachen. Dann hast du noch ein wenig Zeit für dich, denn ich muß in« – er warf einen Blick auf seine Armbanduhr – »einer halben Stunde an die Arbeit.«
Ich starrte ihn an. »Ben, wir wissen absolut nichts über Miss Whitcombe!«
»Ich dachte, du hättest schon mehrmals mit ihr gesprochen und sie hätte dich um deinen Rat bei der Einrichtung ihres Hauses gefragt.«
»Das stimmt, und ich finde sie auch sympathisch, aber sie könnte trotzdem ein Mensch sein, der andere mit Messern zerstückelt oder mit Hexenflüchen belegt oder sonst irgend etwas Niederträchtiges tut.« »Was man letztlich von fast jedem in Chitterton Fells behaupten könnte. Ich finde zwar auch, daß Eltern ihre Kinder beschützen müssen, aber ist denn wirklich etwas dabei, wenn sie mal einen Nachmittag bei einer netten älteren Dame verbringen? Aber bitte, wenn du dich unbedingt verrückt machen willst« – Ben gab mir einen Kuß, ehe er den Regenmantel wieder zuknöpfte –, »dann ziehe ich eben los und hole sie wieder ab.« »Laß gut sein.« Ich lächelte tapfer. »Ich hole sie, wenn du weg bist. Meine Nerven lassen mich im Stich, das ist alles. Vielleicht liegt es an Jonas. Als ich gerade bei ihm oben war, hatte ich plötzlich Angst, er wäre schon tot. Nicht daß ich abergläubisch bin, aber die Sache mit dem zerbrochenen Spiegel scheint sich mir irgendwie aufs Gemüt gelegt zu haben.« »Du bist einfach erledigt«, kam die liebevolle Antwort. »Du hast dich mit deiner Putzorgie übernommen. Außerdem ist dir der Abschied von Mrs. Malloy an die Nieren gegangen. Warum rufst du sie nicht an und plauderst ein wenig mit ihr? Danach geht’s dir bestimmt wieder besser.«
»Das mache ich ja manchmal, aber sie bleibt nie länger als ein paar Minuten an der Strippe. Immer muß sie gleich wieder los, um nach dem Baby zu sehen. Ich habe dir doch erzählt, daß sie neulich eingehängt hat, bevor ich ihr sagen konnte, daß Mrs. Large nicht ans Telefon kommen will. Und als ich sie wieder angerufen habe, hat sie mich zur Schnecke gemacht, weil sie wegen des Klingeins beinahe die kleine Rose hätte fallen lassen.«
Ben schüttelte den Kopf. »Meiner Meinung nach hat sie einen Fehler begangen, als sie zu George und Vanessa gezogen ist, aber wir wissen ja, wie sie ist. Wenn Mrs. Malloy sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bringen sie keine zehn Pferde mehr davon ab.«
Ich stieß einen Seufzer aus. »Und trotzdem ist da etwas faul – und zwar etwas Schlimmeres als das Zusammensein mit Vanessa. Roxie Malloy ist so neugierig wie sonst kaum jemand. Normalerweise hätte sie nur der elektrische Stuhl davon abgehalten, am Telefon zu bleiben, um rauszukriegen, was Mrs. Large auf dem Herzen hatte.«
»Mrs. Malloy hat bestimmt später noch bei ihr zu Hause angerufen«, sagte Ben leichthin. »Und dann werden sie sich in aller Ruhe ausgequatscht haben.«
»Womit du wahrscheinlich recht hast.« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Was immer Mrs. Large zu schaffen macht, ist hoffentlich nur halb so wild. Ich will nicht, daß ihr beim nächsten Mal noch mehr aus den Händen fällt. Es sei denn, sie zerdeppert ein paar von den Raritäten, die ich beim Ausräumen der Schränke hervorgegraben habe.«
Als ich in die dunklen Ecken abgetaucht war, wo sich seit Urzeiten keine Hand mehr hin verirrt hatte, war ich auf einige ausgesprochen häßliche Teile gestoßen – Dinge, die man zur Hochzeit geschenkt bekommt und tunlichst verlegt, nachdem man sich bedankt hat. Oder, schlimmer noch, Sachen, die man sich selbst antut, wenn man einkaufen geht und den Verstand zu Hause läßt. Es gibt ja solche Tage, an denen man meint, daß einem das Kleid aus dem Schaufenster in Größe sechsunddreißig paßt, und die kleine Elefantengruppe aus nachgemachtem Elfenbein, samt schwarzen Satinsätteln und kleinen Bommelchen, sich gut auf dem Kaminsims machen würde. »Woran denkst du gerade?« fragte Ben.
»Daß ich von jetzt

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