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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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warten lassen – vielleicht könnten wir deshalb jetzt kurz einmal über den Flur springen… nur für ein paar Minütchen?«
Bei diesen Worten hatte sie mich bereits durch die Tür in die Eingangshalle gelotst. Ich kommentierte lobend, daß diese jetzt viel besser aussähe, nachdem die Wände weiß gestrichen und mit dem roten Treppenläufer aufgelockert worden seien. »Sie haben recht, es war vorher irgendwie gruselig – als wohne man in einem Grab. Wir mußten die ganze alte Vertäfelung herausreißen.« Sie trabte vor mir an der Eßzimmertür vorbei. »Aber die arme alte Frau, die hier gelebt hat, konnte sich um nichts mehr kümmern – ich würde sagen, sie hat die letzten vierzig Jahre überhaupt nicht mehr renoviert. Wir müßten übrigens ruckzuck an die Arbeit gehen, Ellie, das ist wichtig, denn Sie können sich sicher vorstellen, wie sensibel Madrid auf Atmosphärisches reagiert. Wir mußten aus einem früheren Haus fortziehen, weil die Nachbarn den Garten verkommen ließen. Madrid hat das so deprimiert, daß sie das Bett hüten mußte.« »Das ist ja allerhand«, antwortete ich aufs Geratewohl und erhaschte dabei einen Blick auf Jonas, der am Küchentisch saß. Es hatte den Anschein, als würde er schlafen, und ich ärgerte mich erneut über die Geschichte mit der Kettensäge. Vienna schien meine Gedanken zu lesen, denn sie sagte: »Mr. Phipps hat sich den Apfelbaum angesehen und uns beraten, wie man ihn stutzen muß. Dabei hat er uns auf einen abgestorbenen Ast hingewiesen, der jederzeit herunterbrechen konnte. Als er sah, daß Madrid anfing sich zu ängstigen, weil der Ast über einem Zwinger hing, hat er um eine Säge gebeten und darauf bestanden, ihn sofort zu entfernen. Ich habe ihm fünf Pfund in die Hand gedrückt. Was für ein reizender alter Mann!« »Der Beste auf der Welt.«
»Und hier ist schon das Arbeitszimmer.« Vienna wandte sich nach rechts. »Trotz der großen Terrassentüren kommt nie genug Sonne herein – der Raum wirkt immer so trostlos.« Sie stieß die Tür auf. Als ich hinter ihrem Rücken in den Raum spähte, wollte ich ihr sofort zustimmen. Aber die Worte blieben mir im Halse stecken. Es war nicht die dunkelbraune Farbe oder die schäbigen Bücherregale, die wie kalte Hände nach mir griffen. Es waren auch nicht das Kehrblech und die verstreute Kaminasche auf dem Fußboden oder die umgefallene Trittleiter, die mir einen Schauer über den Rücken jagten. Der Gipfel des Furchtbaren war eher Mrs. Large, die tot auf der Erde lag, wobei der Staubwedel aus ihrer starren Hand ragte.

Kapitel Fünf
    Die Fenster werden geputzt. Mit dem Rahmen! Ein wenig Soda im Putzwasser gibt den Scheiben mehr Glanz.
    Als ich am Nachmittag über die Cliff Road fuhr, um Ben zu berichten, was passiert war, durchlebte ich jede einzelne Schrecksekunde noch einmal von vorn. Vienna war im Gegensatz zu mir nicht stocksteif stehengeblieben, sondern hatte sich gebückt, um Mrs. Large den Puls zu fühlen. Ein überflüssiges Ritual. Mrs. Larges Starrblick und der offenstehende Mund ließen keinen Zweifel daran, daß hier jede Hoffnung vergebens war. Doch wenn ich das alles schon so furchtbar fand, wieviel schlimmer mußte es dann erst für Vienna gewesen sein! Schließlich war Mrs. Large ja in ihrem Haus gestorben und nicht in meinem. Danach liefen die anschließenden Szenen noch einmal vor meinem geistigen Auge ab. Wie Vienna, die Frau, die eigentlich aussah, als könne sie jeder Katastrophe trotzen, bekümmert hauchte, sie habe nicht die leiseste Ahnung, wie sie das ihrer Schwester beibringen solle. Wie Madrid kurz darauf einen Schreikrampf bekam. Die entgeisterten Mienen der Mitglieder der Salongesellschaft. Sanitäter, die durch die Eingangshalle stürmten. Ich, wie ich mich mit einer teilnahmsvollen Polizistin unterhielt.
Irgendwann in dem ganzen Durcheinander hatte ich meine Freundin Frizzy Taffer angerufen. Eines ihrer Kinder ging zusammen mit den Zwillingen in dieselbe Spielgruppe. Ich erklärte ihr hastig, was geschehen war, und bat sie, die Zwillinge mit zu sich nach Hause zu nehmen, womit sie sich ebenso hastig einverstanden erklärte.
Als ich Tall Chimneys verlassen konnte, fuhr ich Jonas nach Hause und richtete ihm das Mittagessen, ehe ich mich zum Abigail’s aufmachte. Ich hatte zwar nicht vor, Ben schluchzend in die Arme zu fallen, aber ich wollte ihn wenigstens sehen. Vielleicht wäre der Schock nicht ganz so schlimm gewesen, wenn ich vorher gewußt hätte, daß sich Mrs. Large in Tall Chimneys

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