Der Putzteufel geht um
und der ausgeprägten Adlernase. »Sie haben irgend etwas mit Ihren Haaren gemacht«, bemerkte Mrs. Malloy, knallte ihre Handtasche auf den Tisch und entledigte sich der Spitzenhandschuhe. »Oder haben Sie sich zur Abwechslung nur mal gekämmt, Mrs. H.? Aber keine Sorge, Betty und ich sind nicht hier, um sie für die neueste Vogue zu fotografieren – sonst wären wir sicher bei Ihrer Cousine, was meine Schwiegertochter ist.« Sie kaute einen Moment lang auf ihren scharlachroten Lippen herum, ehe sie auf Mrs. Nettle deutete. »Sie beide haben sich ja bei Gertrude Larges Beerdigung kennengelernt. Ich muß mich also nicht mit langatmigen Vorstellungen aufhalten. Es reicht, wenn ich Ihnen sage, daß Betty eine Menge Grips im Kopf hat und daß Sie ihr besser genauso gut zuhören wie mir, wenn wir dafür sorgen wollen, daß wieder Gerechtigkeit in unser Leben tritt.«
»Es freut mich, Sie wiederzusehen, Mrs. Nettle«, antwortete ich. »Und ich bin sehr froh, daß es Ihnen gut geht, Mrs. Malloy. Ich habe heute morgen ein paarmal bei Ihnen angerufen und war gerade im Begriff, zu Ihnen zu fahren.« »Ich und Betty hatten ein kleines Treffen in einem Cafe bei ihr in der Nähe. Dabei haben wir einen wichtigen Beschluß gefaßt, Mrs. H.« »Und der wäre?«
»Wir werden Sie zum ehrenamtlichen Mitglied des VPFVCF ernennen. Oder besser«, korrigierte sie sich, bevor ich vor Freude überschnappen konnte, »wir haben eingesehen, daß das unter den gegebenen Bedingungen das einzig Vernünftige ist. Gleichgültig, was Sie für Fehler haben, Mrs. H., Sie fürchten sich zumindest nicht, Ihre Nase in Dinge zu stecken, die Sie nichts angehen. Und im Moment sind drei Nasen besser als zwei.« »Vielen Dank«, sagte ich und bot Mrs. Nettle einen Stuhl an. »Hat das etwas mit den Morden zu tun? Und wenn ja, glauben Sie dann auch, daß Mrs. Large bereits das erste Opfer war?«
»Was für eine Frage!« schnaubte Mrs. Malloy. »Sie sind scheinbar geistig zurückgeblieben, seit ich weg bin. Natürlich ist Gertrude ermordet worden! Und Trina, die trotz all ihrer kleinen Eigenheiten einen Verstand hatte wie ein Rasiermesser, ist dahintergekommen. Sie wußte, wer der Mörder war, und hat die Daumenschrauben angelegt. Könnte man auch Erpressung nennen, aber einer Toten will man ja nichts Schlechtes nachsagen.« Sie rang sich einen solch abgrundtiefen Seufzer ab, daß die Rheinkiesel auf ihrem Kleid in arge Bedrängnis kamen. »Doch es führt nun mal kein Weg dran vorbei – wenn es ums Geld ging, hat Trina den Rachen nie voll gekriegt.« »Sie hatte doch gerade erst eine ganze Stange Geld von Mrs. Large geerbt!«
»Aber Winifred Smalley war nicht bereit, es hinzublättern, solange Joe Tollings noch mit von der Partie war«, warf Mrs. Nettle ein. »Wenn Winifred vor Trina umgebracht worden wäre, dann wäre die Polizei wahrscheinlich bei Joe auf der richtigen Spur. Aber warum sollte Joe Trina um die Ecke bringen? Die Gans, die die goldenen Eier legt! So dumm ist Joe nun auch wieder nicht! Selbst wenn sie Krach gehabt hätten, hätte er das wohl kaum getan.«
»Dann könnte es doch seine Frau gewesen sein«, schlug ich vor, während ich in der Küche auf- und abpilgerte. »Die Polizei hat ja schließlich auch Bunty Wiseman verdächtigt, weil sie angeblich eifersüchtig war.«
»Und dabei ist sie doch so ein unschuldiges Lämmchen!« Mrs. Malloy schaffte es irgendwie, einen abfälligen Blick in meine Richtung zu werfen, obwohl sie ganz woanders hinsah. »Ich will jedenfalls nicht, daß Bunty beschuldigt wird.« Ich knallte den Wasserkessel auf den Herd und zerrte ein paar saubere Tassen und Untertassen aus dem Schrank. »Davon abgesehen will ich aber auch nicht, daß der unausstehliche Joe oder seine Marilyn für Morde büßen, die sie gar nicht begangen haben. Meiner Meinung nach war Mrs. Large das erste Opfer in einer Kette, bei der es um ein und dieselbe Angelegenheit ging. Außerdem glaube ich, daß die Person, die Mrs. Large umgebracht hat, zu denen gehört, für die sie gearbeitet hat. Womöglich jemand, über den sie etwas herausgefunden hatte. Irgend etwas Rufschädigendes oder sonst irgendwie Gefährliches. Darüber hinaus glaube ich, daß die gründliche und genaue Trina, die hier jedes kleine Stück Nippes auf jeder Oberfläche gezählt hat, entdeckte, warum Mrs. Large getötet wurde und vor allem wer es getan hat.«
»Das Traurige ist, daß Trina mich vorgestern abend noch angerufen hat«, äußerte Mrs. Nettle bekümmert. »Wenn ich doch
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