Der Puzzlemoerder von Zons
schaut, ob Ihr noch irgendetwas finden könnt. Irgendetwas, was hilft, diesen widerlichen Bastard ausfindig zu machen!“
Mit diesen Worten warf er das mittlerweile von Blut durchtränkte Leinentuch in den Weidenkorb an der Tür, steckte sein Notizbuch in sein dickes Winterwams und verließ das Haus von Josef.
Bastian lief schnurstracks zur Kirche und suchte nach dem Pfarrer.
„Johannes, wo seid Ihr?“, rief Bastian aufgeregt in die kleine Kirche hinein.
„Bastian, mein lieber Junge. Was führt Euch denn zu einer solch ungewöhnlichen Stunde hierher?“, krächzte eine heisere Stimme hinter dem Altar hervor.
Pfarrer Johannes kam ächzend zum Vorschein und rieb sich mit beiden Händen den über die Jahre krumm gewordenen Rücken.
„Ich glaube, langsam werde ich alt, mein Freund!“, schniefte Johannes.
“Mehr als zwei Becher Rotwein am Abend kann ich gar nicht mehr vertragen. Also tut mir einen Gefallen Bastian. Redet nicht so laut mit einem vom Rotwein gebrandmarkten Hüter der Kirche.“
Mit diesen Worten ließ sich Pfarrer Johannes schwerfällig auf eine der Kirchenbänke fallen.
„Ich glaube eher, Ihr solltet bei dieser eisigen Kälte nicht den ganzen Tag in der Kirche verbringen“, sagte Bastian.
„Der Winter ist nicht gut für Eure Knochen. Ein heißer Kamin täte Euch sicher besser!“
„Ich weiß, mein lieber Bastian, aber die Pflicht ruft mich jeden Tag und als fleißiger Diener Gottes weiß ich mein Opfer zu bringen!“, erwiderte Johannes.
Bastian setzte sich auf die Bank neben Johannes und fragte ihn nach einer Liste aller Nachnamen von jungen Mädchen aus Zons. Der Pfarrer erhob sich mühsam und gab Bastian mit einem kurzen Kopfnicken zu verstehen, dass er ihm folgen solle. Sie gingen in einen kleinen Nebenraum und Johannes begann in einer großen Truhe zu suchen. Nach einer Weile holte er ein riesiges Buch hervor und begann zu blättern.
„In diesem Buch werden alle Geburten, Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle der Stadt Zons aufgeschrieben. Wenn Ihr weit genug zurückblättert, könnt Ihr Euch alle Namen, die Ihr braucht heraus schreiben.“
Er drückte Bastian das schwere Buch in die Hand und gab ihm gleich noch ein leeres Blatt und eine Feder dazu.
„Ihr habt ja schon lange nicht mehr bei mir Schreiben geübt. Dies hier ist eine längst überfällige Lektion für Euch!“
Er klopfte Bastian auf die Schulter und wies ihn an, sich an den kleinen Tisch in die Ecke zu setzen.
Bastian tat, wie ihm geheißen und nahm Platz. Es standen eine Menge Namen und Ereignisse in dem Buch und Bastian wusste, dass er wohl einige Stunden mit dem Erstellen der Liste verbringen würde. Aber das machte ihm nichts aus, wenn er nur das nächste Mädchen retten konnte. Oder besser gesagt die nächsten zwei Mädchen. Denn auch wenn der Mörder nur drei Ziffern in die Tür im Juddeturm eingeritzt hatte, so war er sich doch sicher, dass Dietrich Hellenbroich vier Mädchen töten wollte. Denn es gab vier Stadtmauern und so würde es auch vier tote Mädchen geben müssen, damit der Mörder seinen Wahnsinn Realität werden lassen konnte.
...
„Wie geht es Euch, Bastian?“, fragte Josef Hesemann, der plötzlich in der Tür des kleinen Nebenraums in der Kirche stand.
„Ich habe mir gedacht, dass ich Euch hier finden würde und wollte Euch unbedingt noch eine wichtige Einzelheit mitteilen, die mir bei der Untersuchung der toten Gertrud aufgefallen ist.“
Bastian drehte sich um und rieb sich müde die leicht geröteten Augen. Die Kerzen konnten diesen dunklen Raum kaum beleuchten und machten außerdem die Luft trocken und staubig. Da Bastian hier seit Stunden saß, brannten seine Augen mittlerweile wie Feuer. Aber immerhin war er fast fertig mit seiner Namensliste.
„Josef, setzt Euch doch zu mir. Ich habe jetzt fast alle Namen beisammen. Bisher sind es fünf Mädchen, deren Nachname mit einem ‚Z’ beginnt.“
„Das hört sich doch sehr gut an!“, lobte ihn der Arzt Josef Hesemann und lächelte ihn an.
„Hört mal, Bastian“, hob Josef erneut an und umfasste dabei Bastians Oberarm, „ich habe Schürfspuren an dem Leinentuch gefunden, in das Gertrud eingehüllt war. Daraufhin habe ich mir noch einmal das Leinentuch herausgesucht, in das Elisabeth eingehüllt war und habe dort ebenfalls dieselben Schürfspuren gefunden. Sie hatten nur eine leicht andere Farbe.“
Josef hielt Bastian die zwei Leinentücher hin. Bastian erkannte auf dem ersten Tuch, in welchem Elisabeth gefunden wurde,
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