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Der Puzzlemoerder von Zons

Der Puzzlemoerder von Zons

Titel: Der Puzzlemoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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leicht bräunliche Spuren. Auf dem zweiten Tuch waren die Spuren von derselben Art, jedoch war die Farbe viel heller. Bastian runzelte die Stirn und überlegte, was das bedeuten könnte. Er erinnerte sich an die Schilderungen des alten Hellsehers, dem er auf dem Bauernhof des Mörders begegnet war.
    „Ich glaube, das sind Schleifspuren. So als hätte der Mörder etwas mit den Tüchern transportiert und dabei über den Boden geschleift. Ich glaube, ich weiß auch, warum die Spuren auf dem zweiten Tuch heller sind“, sagte Bastian aufgeregt und hielt das zweite Tuch näher ans Kerzenlicht.
    „Schaut einmal hier Josef. Ich glaube, dass ist Mehl!“
    „Tatsächlich, jetzt wo Ihr es sagt, sehe ich es auch. Was hatte der Kerl an der Mühle zu suchen?“
    „Oder besser am Mühlenturm!“, erwiderte Bastian.
    „Der alte Hellseher hat mir erzählt, dass er sich vermutlich auf alle vier Zonser Türme stellen wolle.“
    Bastian überlegte weiter. Klar, der Mörder musste zu jedem einzelnen dieser Türme gehen. Zufälligerweise wohnte die junge Gertrud ja direkt am Mühlenturm. Wahrscheinlich hat er sie in der Nähe ihres Hauses ermordet und ihre Leiche dann in das Leinentuch gehüllt und bis zum Rhein geschleift. Da der Boden rund um den Mühlenturm weiß vom feinen Mehlstaub war, waren die Spuren auf dem Leinentuch heller als bei der ersten Leiche.
    „Ich denke, er muss seine Taten gut vorbereiten, wenn er die Mädchen nicht zufällig, sondern anhand ihres Nachnamens auswählt. Vielleicht denkt er, er muss die Mädchen in die Nähe oder noch besser so nah wie möglich an den jeweiligen Turm bringen, damit seine krankhafte Vorstellung von der Entstehung göttlicher Kräfte durch die Opfergabe der Mädchen zum Leben erweckt wird“, sagte Bastian nachdenklich.
    „Das könnte alles einen Sinn ergeben“, erwiderte Josef, „nur verstehe ich nicht, wie die Ziffern mit den Morden zusammenhängen.“
    „Ich denke, dass er vier Mädchen umbringen möchte. Das erste Opfer steht für die kürzeste Mauer und deshalb ritzt er ihr eine ‚6’ in die Kopfhaut. Das zweite Opfer bekommt die Ziffer ‚7’ eingeritzt. Die Ziffer ‚1’ könnte bedeuten, dass er für jede Stadtmauer ein Opfer bringt. Oder um es genauer auszudrücken, er opfert für jeden Hauptturm in der Zonser Stadtmauer ein Mädchen, weil er sich von jedem Turm zur Vollmondzeit seine angeblich göttlichen Kräfte erhofft.“
    „Das heißt also, wir haben drei Wochen Zeit, um den Mörder zu finden“, schlussfolgerte Josef.
    „Richtig, in drei Wochen ist wieder Vollmond. Und dann wird er sich eines der Mädchen, die hier auf meiner Liste stehen, schnappen wollen! Gott stehe uns bei, dass wir ihn vorher aufspüren können!“

    ...

    Bastian fror erbärmlich. Es war Anfang Februar und so kalt wie nie zuvor. Jedenfalls konnte Bastian sich nicht erinnern, jemals freiwillig mitten in einer kalten Winternacht, ohne wenigstens eine wärmende Fackel bei sich zu haben, alleine an der Stadtmauer von Zons entlang geschlichen zu sein. Er war sich sicher, dass Dietrich Hellenbroich sich exakt auf seine Morde vorbereitete. Und so hatte Bastian beschlossen, bei Nacht zu jedem der Häuser der fünf Mädchen auf seiner Liste zu gehen. Ihre Nachnamen begannen alle mit dem Buchstaben „Z“. Er wollte sich in den Mörder hineinversetzten und so seinen nächsten Schritt erahnen.
    Es war weit nach Mitternacht und keine Menschenseele war in der Stadt anzutreffen. Selbst die Stadtwache machte nach Mitternacht keine Rundgänge mehr, sondern zog sich bei dieser Kälte in die kleinen Räume über den jeweiligen Stadttoren zurück. Dort gab es immerhin ein wärmendes Feuer und man konnte so die Nachtwache einigermaßen glimpflich überstehen. Eine schwere Stille lag über Zons. Selbst das Wasser des Rheins war nicht zu hören. An manchen Tagen konnte man hören, wie sich die Wellen schmatzend auf dem Kies am Ufer ausliefen, aber in dieser Nacht war es still und dunkel. Er konnte kaum die eigenen Hände vor Augen erkennen und musste aufpassen, nicht zu stolpern und dadurch laute Geräusche zu verursachen. Er schlich auf Zehenspitzen und jeder Schritt hallte so laut in seinen Ohren wider, dass er fast Angst hatte, die Menschen mit seinen dröhnenden Schritten aus dem Schlaf zu reißen. Jedenfalls kam es ihm so laut vor. Aber Bastian wusste selbst, dass man sich bei Nacht allerlei Dinge einbilden konnte und dass seine Schritte außer ihm sicherlich niemand hören konnte.
    Alles war ruhig

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