Der Puzzlemoerder von Zons
hier!“
Der Pfarrer zeichnete zwei Kreuze auf die Karte.
„Hier sind die beiden Frauenleichen gefunden worden.“
Bastian schaute sich die Kreuze an. Eines war an der Stadtmauer von Zons und das nächste am Rhein eingezeichnet. Elisabeth Kreuzer war an einer der Pfefferbüchsen am Schlossplatz aufgehängt worden und bei Gertrud Minkenberg hatte sich der Mörder diese Mühe nicht mehr gemacht. Er hatte ihre Leiche am Rhein liegen lassen und sie nicht aufgehängt. Entweder es gab kein Muster, oder der Mörder war einfach nur gestört worden. Der Arzt Josef Hesemann hatte herausgefunden, dass auch Elisabeth zuerst am Rhein gefoltert und missbraucht wurde und mit größter Sicherheit erst nach ihrem Tod an der Mauer aufgehängt worden war. Bastian blätterte in seinem Notizbuch.
„Seht hier, das sind die Zeichen, die ich an der Gefängnistür im Juddeturm gefunden habe“, sagte Bastian , „und diese Zeichen hier wurden Elisabeth in die Kopfhaut geritzt. Er macht sich doch nicht solche Mühe, wenn kein Muster dahintersteckt.“
Der Pfarrer sah sich die Zeichen an und grübelte. In der Tat sah es so aus, als ob der Mörder mit jeder Toten ein kleines Puzzleteilchen präsentierte. Mit jeder neuen Leiche wurde das Bild mehr und mehr vervollständigt. Doch wie krank musste jemand sein, der Mädchen ermordet und dann auch noch Nachrichten hinterlässt?
Der Kamin in der Ecke knisterte laut und verbreitete in dem kleinen Raum, in dem die beiden saßen, eine wohlige Wärme. Bastian erinnerte sich daran, wie er in den letzten beiden Tagen auf seiner Reise von Zons nach Köln gefroren hatte und war froh, jetzt hier vor diesem angenehmen Feuer zu sitzen. Er rieb sich die Hände und starrte in die Flammen. Plötzlich kam ihm eine Idee und er zeichnete zwei weitere Kreuze in die Karte ein.
„Interessant“, sagte der Pfarrer und blickte auf die beiden Kreuze.
„Ja, vielleicht sind nicht die Fundorte der Leichen, sondern die Wohnorte der Mädchen entscheidend für das Puzzle!“, sagte Bastian und blätterte dabei aufgeregt in seinen Unterlagen.
„Ich bin mir sicher, dass die Zahlen ‚6-7-8-9’ jeweils für eine der Zonser Stadtmauern stehen.“
Der Pfarrer nickte zustimmend, „Die ‚6’ steht für die kürzeste Mauer im Süden, dann folgt die ‚7’ im Westen, die ‚8’ im Norden und die ‚9’ steht für die längste Mauer im Osten.“
„Aber Elisabeth wohnte nicht an der Mauer im Süden. Das müsste sie, denn der Mörder hat ihr eine ‚6’, eine ‚1’ und den Buchstaben ‚K’ in die Kopfhaut geritzt!“
Bastian schüttelte den Kopf. Irgendetwas passte nicht zusammen.
„Der Buchstabe ‚K’ könnte doch für ihren Nachnamen stehen!“, raunte der Pfarrer nachdenklich.
„Da könntet Ihr Recht haben!“, erwiderte Bastian. „Ich habe mir die Leiche von Gertrud noch nicht angeschaut. Ich werde das gleich morgen nachholen!“
Mit diesen Worten erhob sich Bastian.
„Sie müsste ein ‚M’ auf der Kopfhaut eingeritzt haben. Wenn das stimmt. Dann sind wir einen ganzen Schritt weiter!“
Bastian verabschiedete sich vom alten Pfarrer und bedankte sich für seine Hilfe und den köstlichen Rotwein. Was er dem Pfarrer nicht sagte, waren seine Gedanken an die vielleicht noch kommenden Morde. Es gab vier Stadtmauern! Wollte Dietrich Hellenbroich etwa für jede Stadtmauer ein Mädchen opfern? Das war ein ganz schrecklicher Gedanke in Bastians Kopf, als er sich fröstelnd von der Kirche aus auf den Heimweg machte.
...
Am nächsten Tag verabredete sich Bastian mit dem Arzt Josef Hesemann. Wieder trafen sie sich in Josefs Haus in der Grünwald straße. Josef hatte Gertruds Leiche diesmal im Vorraum seines Hauses aufgebahrt. Die klirrende Januarkälte machte eine Untersuchung der Leiche im Hinterhof unmöglich. Es waren sicher fast minus zehn Grad und bei diesen Temperaturen würde die Leiche draußen so stark einfrieren, dass man sie nicht mehr bewegen könnte. Es war nicht auszuschließen, dass die Haut an einigen Stellen aufplatzen könnte und dass sie so zu fehlerhaften Schlussfolgerungen gelangen würden.
Josef hatte seine Frau und seine kleine Tochter Agnes für eine Woche zu den Großeltern geschickt. Zu groß war ihm die Gefahr erschienen, dass seine kleine, wilde Agnes wieder zu ungestüm durchs Haus laufen und dabei auf die Leiche von Gertrud Minkenberg stoßen könnte. Fast hätte sie schon vor einem Monat die tote Elisabeth im Hinterhof entdeckt, wenn Bastian nicht so geistesgegenwärtig
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