Der Rabbi schoss am Donnerstag
gut. Wunderbar. Hast du deiner Mutter schon geschrieben?»
«Das wollte ich morgen tun.»
Jordons Gesicht wurde dunkel vor Zorn. «Ich habe deiner Mutter versprochen, dass sie jede Woche einen Brief von dir bekommt. Ich wünsche, dass du ihr jetzt sofort schreibst!»
«Aber ich habe Mr. Gore gesagt, dass ich rüberkomme und ihm mit den Fotos von der Silbersammlung helfe.»
Seine Antwort erzürnte den Alten noch mehr. «Deine Mutter geht vor. Du gehst jetzt in dein Zimmer und schreibst.»
«Ach, verdammt!», murmelte Billy, machte aber gehorsam kehrt, ging in sein Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
Jordon folgte ihm auf dem Fuß. «Und du wirst eingeschlossen, bis du fertig bist», rief er hinter ihm her und drehte den Schlüssel im Schloss herum.
Durch die Tür rief er dann noch: «Und du bleibst da drin, bis der Brief fertig ist. Ich werde jetzt meine Meditation halten, bitte störe mich also während der nächsten zwanzig Minuten nicht. Anschließend kannst du klopfen, falls du schon fertig bist, und ich lasse dich raus. Solltest du aber noch nicht fertig sein, fahre ich in den Club, und du kannst warten, bis ich zurück bin.»
Er lauschte einen Augenblick, das Ohr an die Tür gedrückt, aber von Billy kam keine Antwort. Für die transzendentale Meditation, die seiner Überzeugung nach gut für sein Herz war, setzte er sich in den Lehnsessel. Als die zwanzig Minuten um waren, stand er auf und schlich auf Zehenspitzen zu Billys Zimmertür. Er lauschte, aber er hörte nichts.
Nun gut, dachte er. Wenn dies eine Kraftprobe sein soll, werden wir sehen, wer hier der Stärkere ist. Er ging zur Haustür, öffnete sie und warf sie hinter sich laut ins Schloss. Dann öffnete er sie noch einmal und lauschte. Als er nichts hörte, schloss er sie lautlos und bestieg seinen Wagen, der in der Einfahrt stand.
10
Der Anruf kam am Spätnachmittag. «Mr. Maltzman? Hier Ben Segal. Ich bin am Kauf eines Grundstücks interessiert. Mr. Gore von der Bank schlug vor, dass ich Sie anrufe. Vielleicht könnten wir uns mal zusammensetzen …»
Ben Segal? Kannte er einen Ben Segal? Dann fiel der Groschen. Das musste der Ben Segal aus Chicago sein. Er hatte gehört, dass er in der Stadt sein sollte. Er holte tief Luft. «Von wo aus rufen Sie an, Mr. Segal?», fragte er ruhig.
«Aus Ihrem Hotel hier, dem Arlington Arms . Wir sind dort abgestiegen.»
Sekundenlang überlegte Maltzman, ob er sehr beschäftigt tun sollte, entschied sich dann aber dagegen.
«Wenn Sie jetzt Zeit hätten», sagte er, «könnte ich gleich rüberkommen.»
Sie saßen im pompösen, überladenen Salon der einzigen Suite, die das Arlington Arms zu bieten hatte und die hauptsächlich für Geschäftsbesprechungen gedacht war. Die Segals saßen auf dem schweren Brokatsofa, Maltzman auf der Kante eines Ledersessels; er balancierte unsicher eine Kaffeetasse und die Petit Fours auf den Knien, nach denen Mrs. Segal geläutet hatte, als er eintraf.
«Ich interessiere mich für ein Grundstück», erklärte Segal. Er suchte in seiner Jackentasche und zog ein Streichholzbriefchen heraus, auf dem er sich den Straßennamen notiert hatte. «Es liegt draußen auf dem Point, so nennt man es, glaube ich hier, an der Crossland Avenue, gleich hinter der Porter Street.»
«Ja, das kenne ich», antwortete Maltzman stirnrunzelnd. «Aber da draußen ist ein reines Wohngebiet, und unsere Bauvorschriften sind ziemlich streng.»
«Selbstverständlich, das verstehe ich.» Er lächelte. «Ich wollte dort auch weder eine Fabrik noch ein Lagerhaus errichten.»
«Ich meine, es sind dort nur Einfamilienhäuser zugelassen. Sie könnten kein Haus bauen, das ausschließlich für Sitzungen und Geschäftsessen und eventuell als Gästehaus benutzt wird. Es muss regulär von einer Familie bewohnt werden. Verstehen Sie mich?»
«O ja, ich verstehe Sie», antwortete Segal. «Und dies soll auch ein ganz normales Einfamilienhaus werden …»
«Wir wollen uns hier nämlich niederlassen, Mr. Maltzman», erklärte Mrs. Segal. «Wir wollen selber in dem Haus wohnen.»
«Ganz recht», bestätigte ihr Mann. «Ich werde die Rohrbough Corporation persönlich leiten.»
Mimi beugte sich eifrig vor. «Sehen Sie, Mr. Maltzman, wir haben beide unser Leben lang immer in Großstädten gewohnt. Und außerdem noch in Hotels. Sicher, wir haben eine große Wohnung in Chicago, aber es ist und bleibt doch ein Hotel. Und wir haben genug von den Großstädten. Mit all dem Lärm und dem Schmutz und der
Weitere Kostenlose Bücher