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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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schien er Freude an seinem Job in der Bank zu haben, wo er als Kassierer arbeitete. Gore hatte ihm sogar mitgeteilt, die Kunden schienen ihn zu mögen.
    Es war kein Problem gewesen, ihm diese Stellung zu besorgen. «Ich habe da einen jungen Burschen, Larry, der eine Zeit lang bei mir wohnen wird. Ich kenne seine Familie seit Jahren. Deswegen wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie ihm einen Job in Ihrer Bank verschaffen könnten, für die Zeit, die er hier verbringt.»
    «Und wie lange wird das sein?»
    «Mehrere Monate, vielleicht ein Jahr. Möglicherweise auch noch länger. Ich hielt es für besser, wenn während der nächsten Zeit jemand bei mir im Haus schläft.»
    Lawrence Gore lächelte verständnisinnig und nickte.
    Jordon runzelte die Stirn. Er stand in dem Ruf, ein Geizhals zu sein, und wusste genau, was Gore dachte: dass es ihm lieber war, Billy gegen Kost und Logis bei sich aufzunehmen, als einen Gesellschafter einzustellen. Aber er hielt eine Erklärung für überflüssig. «Und Sie täten mir einen besonderen Gefallen, Larry», fuhr er fort, «wenn Sie ein wenig nett zu ihm wären. Ich meine nicht, dass Sie ihm Sonderprivilegien einräumen sollen, aber Sie wissen schon, ein freundliches, ermunterndes Wort hier und da wirkt oft Wunder. Ich finde, er ist eine Art Muttersöhnchen und besitzt nicht genügend Selbstvertrauen …»
    «Gewiss, ich verstehe, Ellsworth. Ich will Ihnen was sagen. Ich beginne gerade einen Ausbildungskurs im Pistolenschießen. Er kann daran teilnehmen und schießen lernen.»
    «Verdammt, Larry, wir sind nicht im Wilden Westen. Benutzen Sie Ihren Verstand! Das Pistolenschießen wird auch keinen Mann aus ihm machen …»
    «Das ist ein Irrtum», entgegnete Gore ernst. «In der High School war ich immer der Kleinste in meiner Klasse. Die meisten Mädchen waren sogar größer als ich. Einmal, bei einer Party, da haben sie es so eingerichtet, dass ich mit Florence Richardson tanzen musste, einem besonders großen, dicken Mädchen. Meine Augen befanden sich ungefähr in ihrer Brusthöhe. Gott, war das peinlich!»
    Der Ältere grinste lüstern. «Ihre Nase direkt vor ihren Titten, was? War vielleicht gar nicht mal so schlecht.»
    Gore grinste ebenfalls. «Ja, heute würde mich das nicht mehr stören, aber damals fand ich es grässlich.» Er schüttelte nachdenklich den Kopf. «Aber es war nicht nur bei den Mädchen. Klein zu sein, macht manche Männer selbstbewusst, aber die meisten werden scheu, misstrauisch und in sich gekehrt. Na ja, im College musste man sich für irgendeine Sportart entscheiden, und ich wählte Pistolenschießen, weil ich dachte, da spielt es keine Rolle, dass ich klein bin. Und wissen Sie was? Als ich lernte, mit der Waffe umzugehen, wurde ich größer.»
    Der Ältere blickte auf ihn herab. «Nun, davon merkt man aber nichts.»
    «Doch, man merkt es. Ich bin zwar nicht richtiggehend gewachsen, aber der geschickte Umgang mit einer Faustfeuerwaffe hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Er verleiht einem ein gewisses Machtgefühl, eine gewisse Sicherheit. Und als ich College-Regionalsieger wurde, war ich ein Riese. Überlassen Sie den Jungen nur mir, Ellsworth. Ich werde einen Mann aus ihm machen.»
     
    Erst als Martha den Hauptgang auftrug, brach Jordon das Schweigen, und dann auch nur, um sich an die Haushälterin zu wenden. «Großer Abend, heute, Martha? Jemand besonderes?», fragte er scherzhaft.
    «Nein, einfach eine Verabredung», antwortete sie.
    «Jemand, den ich kenne?»
    «Ich glaube kaum. Ein Bursche aus Lynn, den ich neulich abends beim Bowling kennen gelernt habe.»
    «Nun, keine Sorge. Sie werden rechtzeitig gehen können. Lassen Sie das Geschirr ruhig stehen, das wird Billy nachher spülen.» So, dachte er, jetzt habe ich seinen Namen ausgesprochen. Das sollte ihm zeigen, dass ich ihm nicht mehr böse bin. Aber der Junge begriff den Hinweis nicht, hob den Blick nicht vom Teller und blieb stumm.
    Als Martha ihnen den Kaffee servierte, war sie bereits zum Ausgehen fertig. «Ich gehe jetzt», verkündete sie. «Das Geschirr habe ich zusammengestellt, Spülmittel und Küchentücher sind auf dem Ablaufbrett.»
    «Okay, Martha. Und viel Vergnügen.» Verstimmt, geistesabwesend trank Jordon seinen Kaffee. Als er fertig war, stand er ohne ein Wort vom Tisch auf und ging ins Wohnzimmer. Gleich darauf kam auch Billy herein. Jordon blickte von seiner Zeitung auf. «Geschirr gespült?», fragte er.
    «Jawohl, Sir.»
    «Und weggeräumt?»
    «Jawohl, Sir.»
    «Nun, das ist

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