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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Haar. Er trug stets dunkle, konservative Straßenanzüge mit weißem Hemd und Fliege – selbst an den heißesten Sommerabenden.
    Die anderen beiden an diesem Tisch kannte Jordon eigentlich nur flüchtig. Jason Walter, Syndikus, war ein hoch gewachsener, robuster Mann, der den Kraftsport liebte und fanatisch darauf bedacht war, sich fit zu halten. Wie Jordon sah, trug er einen Trainingsanzug und Turnschuhe und wollte den Abend vermutlich mit einem schnellen Spiel Squash beschließen. Der vierte, bei weitem der Jüngste dieser Runde, noch nicht einmal vierzig, war Don Burkhardt, Gesellschafter einer Firma namens Creative Engineers Incorporated, die so unterschiedliche Aufgaben übernahm wie das Entwerfen von Büromöbeln und -einrichtungen, das Erstellen von Arbeitsablaufsanalysen und sogar das Anfertigen von graphischen Darstellungen für den Jahresbericht von Konzernen. Ihn musterte Jordon, der an der Bar stand und auf seinen Drink wartete, voll tiefem Missfallen. Er nahm Anstoß an seiner gut geschnittenen Eisenhower-Jacke und den sorgfältig gebleichten Jeans. Er nahm Anstoß an seiner blonden Afro-Frisur, einem lockigen Heiligenschein, der sein schmales Gesicht rahmte. Und vor allem nahm er Anstoß an dem, was er als seine radikalen Ideen bezeichnete, womit er meinte, dass Burkhardt kein Geheimnis daraus machte, dass er demokratisch gewählt hatte und sich überdies für einen liberalen Demokraten hielt.
    Als sie Jordon mit seinem Drink in der Hand kommen sahen, rückten alle vier ein bisschen zur Seite, um Platz für einen weiteren Stuhl zu machen.
    «Na, wie geht’s Ihnen, Ellsworth?», erkundigte sich Dr. Springhurst.
    «Einigermaßen, Padre, einigermaßen.»
    «Gore ist wohl unten in der Schießanlage, wie?», fragte Albert Megrim.
    «Nein, ich bin heute allein gekommen», antwortete Jordon. «Larry ist mit den Vorbereitungen für seine Peter-Archer-Silberausstellung beschäftigt. Warum?»
    «Wir hätten gern Näheres über dieses neue Mitglied gewusst, das er vorgeschlagen hat. Ist der Mann Segler? Hat er ein Boot?»
    «Wie bitte? Ein neues Mitglied? Ich gehöre dem Ausschuss an, aber ich weiß nichts von einem neuen Mitglied.»
    «Sein Name war ausgehängt, Ellsworth», entgegnete Jason Walters. «Segal heißt er.»
    «Ben Segal aus Chicago», ergänzte Megrim. «Derjenige, der die Rohrbough Corporation übernimmt.»
    «Segal? Ein Jude?», fragte Jordon.
    Megrim lächelte ironisch. «Das weiß man heutzutage nie so genau. Er ist jedenfalls nicht das, was ich einen Juden nennen würde. Ich meine, er ist Finanzier, Ellsworth. Die Business Week hat neulich einen langen Artikel über ihn gebracht. Ein solcher Mann ist nie Jude.»
    «Ich weiß genau, was sie meinen», sagte Walters. «In New York gibt’s eine Privatbank, mit der unsere Firma seit Jahren zusammenarbeitet, Treuhandfonds und was nicht alles. Na ja, eines Tages wollte ich mit dem Präsidenten sprechen, aber man sagte mir, er sei nicht da. Also bat ich, mit dem Leiter der Treuhandabteilung verbunden zu werden, aber der war auch nicht da. Also fragte ich, eigentlich nur als Scherz, was für ein Feiertag denn in New York begangen werde. Und die Vermittlung antwortete, es sei Jen … Jom …»
    «Jom Kippur», half ihm Don Burkhardt weiter.
    «Ja, richtig, Jom Kippur. Das ist ein ganz besonders hoher Feiertag für die.» Er wandte sich an den Jüngeren. «Woher wissen Sie denn das?»
    «Mein Partner ist Jude, und ich habe viele jüdische Freunde.»
    «Ach so! Na, wie dem auch sei, ich wollte damit sagen, in all den Jahren, die ich mit denen zu tun hatte, war ich nie auf den Gedanken gekommen, sie könnten Juden sein. Aber das waren sie – die ganze Firma. Jedenfalls die oberen Ränge. Was sagen Sie dazu?» Verwundert schüttelte er den Kopf.
    «Ihr macht mich krank!» Burkhardt stieß seinen Stuhl vom Tisch zurück, als wolle er seinem Abscheu dadurch Ausdruck verleihen. «Ihr redet wie die vom Ku Klux Klan.»
    «Meinen Sie etwa mich?» Jason Walters war gekränkt. «Aus mir können Sie keinen Rassisten machen. Unser Hausarzt ist Dr. Goldstein, und wir halten große Stücke auf ihn.»
    «Und wenn Sie mich meinen, Don», erklärte Megrim, «haben Sie sich auch geirrt. Im letzten Collegejahr war ein Jude mein Zimmergenosse. Er wohnt jetzt in Detroit, und jedes Mal, wenn ich geschäftlich rüber muss, ist er der Erste, den ich anrufe. Wir gehen essen und dann vielleicht ins Kino und anschließend eventuell noch in eine Bar und reden. Mein Gott, ich

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