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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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jetzt», warf Miriam ein, «und einige schließen vielleicht ganz.»
    «Meinen Sie die Rohrbough Corporation?», erkundigte sich Lanigan.
    «Es wurde davon gesprochen», bestätigte Miriam. «Einige Frauen machen sich Sorgen.»
    «Ich habe einen Artikel in der Sonntagszeitung gelesen», sagte ihr Mann. «Es heißt, eine große Firma aus Chicago wolle das Werk übernehmen.»
    «Die Segal-Gruppe?» Lanigan schüttelte den Kopf. «Die werden bestimmt keine Hilfe sein. Der Artikel wurde gestern Abend bei der Magistratssitzung erwähnt, und Al Megrim, ein Börsenmakler, der es eigentlich wissen muss, sagte, das wäre eine Finanzgruppe, keine Herstellungsfirma. Die tauschen Konzerne wie Kinder Baseballbilder. Sie übernehmen eine Firma, melken sie trocken, manipulieren die Aktien, während sie liquidieren, und verschwinden wieder. Was übrig bleibt, sind ausgeschlachtete Gebäude.» Er stellte seine Tasse hin und lehnte sich bequem zurück. «Haben Sie schon von dieser Sitzung gehört?»
    Der Rabbi schüttelte den Kopf. Lanigan rutschte voll Unbehagen hin und her. Er räusperte sich und sagte dann: «Nun ja, es wurde dafür gestimmt, über das Aufstellen von Verkehrsampeln bei der Synagoge erneut zu beraten.»
    «Aber letzte Woche ist der Antrag doch einstimmig angenommen worden», sagte Miriam bestürzt.
    «Nach wochenlangen Diskussionen», ergänzte ihr Mann. «Ist denn inzwischen irgendwas passiert, das die Situation verändert hat? Es kommen jeden Nachmittag Kinder zur Religionsschule, und …»
    «Ich weiß, David. Ich weiß. Wahrscheinlich nur eine Routinefrage», erwiderte Lanigan.
    «Ist das üblich, eine Maßnahme in der einen Woche zu beschließen und in der nächsten den Beschluss zu widerrufen?»
    «Nun ja, Ellsworth Jordon – kennen Sie ihn?»
    Der Rabbi schüttelte den Kopf.
    «Dem gehören ein paar Grundstücke da unten. Mein Gott, dem gehören Grundstücke in der ganzen Stadt. Dadurch ist er ein Anlieger. Er schrieb dem Magistrat, er sei nicht benachrichtigt worden. Deswegen schlug Megrim erneute Beratung vor, und das übrige Gremium hat ihm aus Höflichkeit zugestimmt.»
    «Und was geschieht nun?», fragte Miriam.
    «Der Punkt kommt nächste Woche noch einmal auf die Tagesordnung», suchte Lanigan sie zu beruhigen. «Und wahrscheinlich wird dafür gestimmt. Aber ich würde lieber hingehen.»
    «Wie wär’s mit einer Delegation?», fragte Miriam.
    Lanigan zögerte. «N-nein, lieber nicht. Dann hätten sie womöglich das Gefühl, dass Druck ausgeübt werden soll, und das würde sie verärgern. Schließlich sind wir in New England, und der Magistrat besteht aus lauter konservativen Yankees. Die können furchtbar stur werden gegen Druck. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.»
    Fragend sah Miriam ihren Ehemann an.
    «Ich glaube, der Chief hat Recht», meinte der Rabbi. «Trotzdem werde ich mit Henry Maltzman sprechen. Er kommt heute Abend.»
    Als Miriam den Tisch abräumte, begleitete der Rabbi den Gast zur Tür. «Was steckt wirklich hinter diesem Beschluss zu erneuter Beratung?», fragte er. «Ist dieser Jordon tatsächlich nur verärgert, weil der Magistrat ihn nicht benachrichtigt hat?»
    Lanigan blieb auf der Türschwelle stehen. «In einer so kleinen Stadt hört man alle möglichen Dinge über alle möglichen Leute. Und ich höre aufmerksam zu, weil es mir manchmal bei meiner Arbeit zustatten kommt. Also, ich habe das Gefühl, er hat nur Protest erhoben, weil er Ihre Leute nicht mag.»
    «Er mag keine …»
    «Juden.»

2
    Henry Maltzman war ein großer, kräftiger Mann. Zwar hatte er seit der Zeit, da er im Koreakrieg Captain bei den Marines gewesen war, einen kleinen Bauch entwickelt, trug aber den Kopf immer noch erhoben, das Kinn eingezogen und die Schultern gestrafft wie bei einer Parade. Obwohl das bei seinen fünfzig Jahren ein wenig unnatürlich wirkte – wie ein Dicker, der beim Anblick eines hübschen Mädchens am Strand den Bauch einzieht –, war man allgemein der Ansicht, dass er mit seinen roten Wangen und dem kurz geschorenen, krausen Haar eine gute Figur machte, ja sogar ein gut aussehender Mann war. Es hieß, er habe ein Auge für die Weiblichkeit, und umgekehrt. Und vielleicht war die Tatsache, dass er zum Vorsitzenden gewählt worden war, ein Beweis für seine Anziehungskraft. Denn er war ein krasser Außenseiter in der Organisation der Synagoge gewesen, hatte nur eine Periode im Vorstand gesessen, als er sich um den Posten des Präsidenten bewarb, nachdem die Statuten

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