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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Wandschrank auf und sah erleichtert, dass Billys Sachen alle noch da waren. Jordon kicherte vor sich hin. Dann klatschte er sich auf den Oberschenkel und brüllte vor Lachen. Er ging hinaus und verschloss die Tür wieder von außen. Der Junge hatte Unternehmungsgeist bewiesen, und das gefiel ihm. Mehr noch, er hatte seinen Willen durchgesetzt, ohne zu jammern oder zu streiten. Das bedeutete, dass keiner von ihnen das Gesicht verloren hatte. Er musste zugeben, dass er sich über diese Lösung freute.
    Auf einmal kam ihm ein Gedanke; er griff nach dem Telefon und wählte Lawrence Gores Nummer.
    «Larry? Ist Billy bei Ihnen?», erkundigte er sich.
    «Nein, Ellsworth. Er ist gerade fort. Ist es was Wichtiges? Ich könnte ihn vom Fenster aus noch schnell zurückrufen.»
    «Nein, und sagen Sie ihm auch bitte nicht, dass ich angerufen habe.» Er lachte. «Wir sehen uns morgen in der Bank, dann erzähle ich Ihnen alles. Übrigens, wann ist er bei Ihnen angekommen? … Gegen acht? Na, so was!»
    Der Junge musste wenige Minuten nachdem er ihn eingeschlossen hatte verschwunden sein. Zufrieden rieb er sich die Hände. Großartig!

12
    In Hut und Mantel blickte Henry Maltzman sich noch einmal schnell im Büro um, knipste das Licht aus und wollte gehen. Da schrillte das Telefon. Es war natürlich Laura. Sie schaffte es jedes Mal, ihn vor dem Gehen abzufangen.
    «Henry? Würdest du bitte auf dem Heimweg beim Supermarkt vorbeifahren? Ich brauche noch ein paar Sachen.»
    «Tut mir Leid, Laura. Ich komme heute nicht direkt nach Hause. Ich muss zuerst noch zu Rabbi Small. Es ist wichtig.»
    «Könntest du nicht zuerst diese Sachen holen und dann …»
    «Geht nicht. Im Supermarkt werde ich bestimmt aufgehalten, und bis ich dann beim Rabbi bin, muss er schon fort zur Abendandacht.»
    «Dann vielleicht später, nach dem Besuch beim Rabbi …»
    «Dann ist der Supermarkt schon zu. Nein, Laura, du musst die Sachen schon selbst holen oder eben ohne sie auskommen.»
    «Aber wir haben heute Abend Besuch! Das weißt du doch.»
    «Ja, das weiß ich. Aber ich kann dir nicht helfen. Ruf den Supermarkt doch an. In Notfällen liefern die manchmal ins Haus.»
    Eine halbe Stunde später, im Wohnzimmer des Rabbi, berichtete Maltzman von seinem Coup. «Wissen Sie, was das für die Synagoge bedeutet, einen Mann wie Ben Segal als Mitglied zu haben?»
    «Nun, was denn?»
    «Weitere Mitglieder», antwortete Maltzman prompt. «Jeder ist gern Mitglied einer Vereinigung – eines Clubs, einer Loge, einer Synagoge oder so –, zu der auch ein Prominenter gehört. So ist der Mensch nun mal. Wenn es sich um einen großen, erfolgreichen Geschäftsmann wie Ben Segal handelt, bilden sie sich womöglich ein, sein Erfolg würde auf sie abfärben. Oder sie hoffen vielleicht, Geschäfte mit ihm machen zu können oder einen guten Rat hinsichtlich ihrer Investitionen zu bekommen. Doch meistens geht es darum, dass sie so ganz nebenbei seinen Namen erwähnen können. ‹Wie ich neulich zu Ben Segal sagte – wissen Sie, der von der Rohrbough Corporation; er ist Mitglied unserer Synagoge …› Und so weiter.»
    «Nun, ich könnte mir bessere Gründe für die Mitgliedschaft in einer Synagoge vorstellen, aber ich bin nicht kleinlich», sagte der Rabbi gutmütig.
    Maltzman grinste. «Sonst hätten wir wohl auch nicht genügend Mitglieder für einen minjen. »
    Der Rabbi grinste ebenfalls. «Na schön. Also haben Sie ihn für uns gewonnen?»
    «Tja, da gibt es allerdings einen kleinen Haken – nach seiner Meinung.»
    «Was für einen Haken?»
    «Tja, sehen Sie, als er ein Junge war, war seine Familie furchtbar arm. Sie hatten einen kleinen Laden, in dem er nach der Schule mitarbeitete. Darum konnten sie es sich damals, als er dreizehn wurde, nicht leisten, ihm eine Bar Mitzwa-Feier zu geben.»
    Der Rabbi lächelte. «Und?»
    «Das stört ihn. Er meint, er wäre kein richtiger Jude. So ist er nun mal, furchtbar gewissenhaft. All die vielen verschiedenen Städte, in denen sie gewohnt haben – wissen Sie, sie sind so viel umgezogen, weil er, sagen wir, in Detroit eine Firma übernahm und sie dorthin umziehen mussten, und dann tauschte er die etwa für eine Firma in Dallas ein, und sie mussten wieder nach dort ziehen und wohnten die ganze Zeit immer nur in Hotels –, in all diesen Städten jedenfalls sind sie nie einer Synagoge beigetreten, hauptsächlich, glaube ich, weil sie nie richtig dazu kamen und nicht vor hatten, lange zu bleiben, aber auch, weil er das Gefühl hatte,

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