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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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ihn zur Haustür brachte, sagte der Sergeant: «Meine Schwester, die bei Ihnen Unterricht hat – Ihre Stunden gefallen ihr sehr.»
    «Das freut mich», gab Mandell zurück. «Wie hieß sie noch?»
    «Genau wie ich. Holcombe. Doris Holcombe.»
    «Ach ja! Groß und blond. Eine gute Schülerin.»
    «Das werde ich ihr ausrichten, Mr. Mandell.»
    «Tun Sie das, Sergeant.»

33
    Die Stimme am Telefon klang aufgeregt und ungeduldig. «Rabbi Small? Ich muss Sie sprechen. Es ist furchtbar wichtig. Haben Sie bestimmte Sprechstunden?»
    «Wenn es furchtbar wichtig ist, habe ich vierundzwanzig Stunden am Tag Sprechstunde. Wer ist denn da?»
    «Sie kennen mich nicht. Mein Name ist Segal. Es geht um … Wissen Sie, ich möchte lieber nicht am Telefon darüber reden. Wenn Sie mir sagen würden, wann ich Sie aufsuchen darf …»
    «Ich habe den ganzen Abend Zeit, Mr. Segal. Sie können jederzeit kommen. Wenn Sie wollen, auch jetzt gleich.»
    «Bin schon unterwegs, Rabbi.»
    Zwanzig Minuten darauf schüttelten sie sich die Hand, und Rabbi Small sagte: «Ich habe schon von Ihnen gehört, Mr. Segal.»
    «Wirklich? Haben Sie etwa an der Börse spekuliert?» Und als der Rabbi verneinend lächelte: «Ach so, ich weiß! Dieser Immobilienmakler, Mr. Maltzman, hat mit Ihnen gesprochen. Das hatte er nämlich vor. Aber er hat mir noch nicht Bescheid gegeben. Geht alles in Ordnung?»
    «Wir würden uns freuen, wenn Sie Mitglied unserer Gemeinde würden, Mr. Segal. Aber eine besondere Zeremonie ist dazu nicht notwendig.»
    «Aber die Bar Mitzwa …»
    «Sie hatten Bar Mitzwa, als Sie dreizehn wurden, ob Sie das nun gefeiert haben oder nicht. Es bedeutet lediglich, dass Sie nach unseren Gesetzen großjährig sind.» Er setzte ihm die Bedeutung der Zeremonie auseinander und erklärte ihm, wie sie sich zu den gegenwärtigen Proportionen entwickelt hatte. Segal hörte zu, aber ohne großes Interesse.
    «Gut», sagte er, als der Rabbi endete. «Wissen Sie, nachdem ich zugesagt hatte, habe ich darüber nachgedacht. Ich war bereit, mitzumachen, aber ich fand es doch ein wenig peinlich. Ich bin wahrhaft froh, dass es nicht nötig ist.»
    «Wollten Sie mich deswegen sprechen, Mr. Segal?»
    «O nein! Mit der Synagoge hat das nichts zu tun. Es geht mir um diesen William Green, der in den Mordfall verwickelt ist. Haben Sie die Sache verfolgt?»
    «Ich habe in der Zeitung davon gelesen und die Nachrichten im Rundfunk gehört.»
    «Wissen Sie, Rabbi, ich wohne augenblicklich im Hotel und nehme dort auch meine Mahlzeiten ein. Da hört man unwillkürlich, worüber sich die Leute unterhalten, und im Augenblick sprechen sie nur davon. Alle sind sich einig darin, dass dieser William Green der Mörder ist. Wie ich vermute, ist er fremd hier in der Stadt und war nur bei dem Ermordeten zu Besuch. Man scheint außerdem auch der Meinung zu sein, dass der junge Mann etwas sonderbar ist, dass er keine Freunde hat und sehr zurückhaltend ist. Ein Mann sagte, der Beweis für seine Schuld sei, dass die Polizei ihn in Gewahrsam hält. Daran ist sicherlich etwas Wahres, denn in der Zeitung stand, die Presse komme nicht an ihn heran, und in den Abendnachrichten heute wurde behauptet, er sei für Interviews mit Reportern nicht erreichbar. Dann hieß es noch, er sei der Sohn von Hester Grimes, der bekannten Nightclub- und Fernsehsängerin. Da habe ich aufgehorcht, Rabbi, denn ich kenne Hester Grimes.»
    «Und Sie meinen, er ist gar nicht ihr Sohn?»
    «Oh, das weiß ich nicht. Ich meine, so gut kenne ich sie nun wieder nicht. Ich wollte nur sagen … Hören Sie, ich werde immer wieder aufgefordert, an Ausschüssen für Bürgerinitiativen und Wohltätigkeitsaktivitäten teilzunehmen. Nicht etwa, weil ich mehr Nächstenliebe und Bürgersinn hätte als die anderen, sondern weil man meint, ich hätte verwaltungsfachliche und unternehmerische Qualitäten, vor allem aber, weil man annimmt, dass ich eine große Geldspende gebe und meine reichen Freunde ebenfalls dazu veranlasse. Nun hatte ich letztes Jahr mit einem Wohltätigkeitsbasar zu tun, zu dem wir viele Leute vom Showgeschäft geholt hatten. Und wenn die kommen, dann kümmern sich die Ausschussmitglieder um sie, gehen mit ihnen zum Essen aus, laden sie zu sich nach Hause ein und so weiter, weil sie für ihren Auftritt nämlich keine Gage bekommen, verstehen Sie? Jedenfalls, mir wurde Hester Grimes zugeteilt. Ich ließ sie vom Flughafen abholen und zu uns ins Hotel bringen. Dort aßen wir zu Abend, und nach ihrem Auftritt bei

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