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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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freundlich: «Der Nachtportier hat zweifellos den Zeitpunkt notiert, zu dem wir das Gebäude verlassen haben.»

32
    Es war Herb, der dem Sergeant die Tür öffnete. Sie waren gerade mit dem Sonntagsessen fertig. Seine Mutter war in ihr Zimmer hinaufgegangen, um ein bisschen zu schlafen, und er hatte, während Molly in der Küche das Geschirr einräumte – sie hatten es sich so eingeteilt, dass er spülte, sie abtrocknete und wegräumte –, im Wohnzimmer die Sonntagszeitung gelesen.
    «Sergeant Holcombe», stellte sich der Besucher vor und zeigte ihm seine Marke in der Lederhülle.
    «Was kann ich für Sie tun, Sergeant?»
    «Darf ich hereinkommen?»
    Herb trat beiseite und bot ihm einen Sessel an.
    «Sie sind Mr. Mandell? Sie unterrichten in der High School, nicht wahr?»
    «Ganz recht.»
    «Meine kleine Schwester hat Buchhaltung bei Ihnen.»
    Molly rief aus der Küche herüber: «Was ist denn, Herb?»
    «Nur eine Schulangelegenheit», antwortete er.
    Der Sergeant war ein wenig verlegen. «O nein, ich bin nicht wegen meiner Schwester gekommen; deswegen hätte ich Sie niemals zu Hause aufgesucht und dazu noch an einem Sonntag, sondern in der Schule, Mr. Mandell. Oder wahrscheinlich überhaupt nicht. Ich meine, dann wäre mein Vater zu Ihnen gekommen. Nein, ich wollte Mrs. Mandell sprechen.»
    «Weswegen?»
    «Ach, nur Routine, Mr. Mandell. Könnte ich sie einen Moment sprechen? Dürfte ich sie fragen …»
    Aber Molly war mit dem Geschirr schon fertig und kam ins Wohnzimmer. Fragend blickte sie den Sergeant an.
    «Wirklich nur reine Routine», wiederholte er entschuldigend. «Ich habe da ein paar Fragen …»
    «Selbstverständlich, Sergeant.» Sie nahm neben Herb auf dem Sofa Platz und wartete, während der Sergeant eine unbeschriebene Seite in seinem Notizbuch suchte.
    «Es geht um Freitagabend, Mrs. Mandell. Mr. Gore sagte, er hätte auf dem Weg nach Boston an einer Tankstelle gehalten und Sie angerufen …»
    «Soll das heißen, Sie verdächtigen Mr. Gore?», erkundigte sie sich indigniert.
    «O nein! Aber der Chief möchte gern alles ganz genau wissen. Dieser Fall ist ziemlich wichtig, darum muss alles hundertprozentig stimmen. Ich glaube, er will jetzt vor allem den genauen Zeitpunkt herausfinden, als … na ja, als es passiert ist. Mr. Gore erinnert sich nicht mehr, wie viel Uhr es war, als er an der Tankstelle hielt, aber er weiß noch, dass er Sie angerufen hat. Und der Tankwart erinnert sich auch nicht, wie viel Uhr es war, aber er weiß noch, dass Mr. Gore telefoniert hat, weil nämlich die Telefonzelle nicht funktionierte und Mr. Gore den Apparat im Büro benutzt hat. Darum dachte ich, Sie erinnern sich vielleicht an die Zeit.» Hoffnungsvoll, den Bleistift gezückt, sah er sie an. «Er hat Sie doch angerufen, nicht wahr?»
    «Ja, er hat mich angerufen», antwortete sie. «Und ich weiß auch noch, wie viel Uhr es war. Es war halb neun.»
    Der Sergeant schrieb glücklich in seinem Notizbuch und sah dann auf. «Sie sind sehr sicher, was den Zeitpunkt betrifft. Warum?»
    «Weil ich auf meine Uhr geschaut habe, natürlich.»
    «Und wieso haben Sie auf Ihre Uhr gesehen? Hat er Sie nach der Zeit gefragt?»
    «Nein, nein. Ich arbeitete an einem Bericht für die Bank. Mr. Gore rief mich an, um zu sehen, wie ich vorwärts kam. Ich war fast fertig und sah auf die Uhr, um zu überlegen, wie lange ich noch brauchen würde.»
    Der Sergeant schüttelte verwundert den Kopf. «Für die Bank, sagten Sie? Machen Sie das öfter?»
    Sie lächelte. «Ich nehme mir häufig Arbeit mit nach Hause, und Mr. Gore tut das, soviel ich weiß, beinahe jeden Tag. Das tun die meisten Leute von der Bank, das heißt, die leitenden Angestellten.»
    Er nickte langsam. «Er rief Sie also an und fragte, wie Sie vorwärts kommen, und Sie sahen auf die Uhr und antworteten, Sie seien fast fertig.»
    «Richtig.»
    «Und auf Ihrer Uhr war es halb neun?»
    «Hm-hm.»
    Lächelnd stand der Sergeant auf. «Und sind Sie dann auch fertig geworden?»
    Sie lächelte ebenfalls. «Ja, Sergeant.»
    Der Sergeant las noch einmal, was er sich notiert hatte. «Sonst noch etwas, das Sie mir sagen könnten, Mrs. Mandell?»
    «Zum Beispiel?»
    «Ach, alles, was mit diesem Fall zusammenhängen könnte.»
    Sie zögerte; dann schüttelte sie langsam den Kopf.
    Dem Sergeant kam ein Gedanke. «Der Chief möchte vermutlich, dass ich dies mit der Maschine schreibe und von Ihnen unterzeichnen lasse», sagte er.
    «Dann werde ich es natürlich unterzeichnen.»
    Als Mandell

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