Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
Vom Netzwerk:
Rabbi?»
    «Ganz recht. Können Sie mir helfen?»
    «Mrs. Small, ich bin Mrs. Clausen. Der Rabbi meldet sich bei mir an, wenn er zu seinen regelmäßigen Besuchen kommt. Es geht ihm doch hoffentlich gut?»
    «O ja! Es geht hier um einen Fall, den er bearbeitet, und er hat mich gebeten …»
    «Verstehe. Nun, es sind nicht allzu viele. Wahrscheinlich denken Sie an die Ärzte, die hier in der Gegend praktizieren, nicht wahr? Denn wir haben auch eine ganze Anzahl, die zwar hier wohnen, ihre Praxis aber in Boston haben. Sehen wir mal …»
    «Wissen Sie zufällig, welche von ihnen Patienten auch am Abend empfangen?»
    «Wenn’s sich um einen Notfall handelt …»
    «Nein, ich meine regelmäßig.»
    «Nun, das schränkt die Zahl ziemlich ein. Einen Moment. Dr. Boles hat es früher getan, aber ich weiß, dass er es jetzt nicht mehr tut. Er ist zu alt. Abner Gordon tut es normalerweise nicht, würde es aber vielleicht tun, wenn der Rabbi mit ihm spricht, vor allem, wenn er sich für den Fall interessiert. Ich meine, wenn es dabei um etwas geht, über das er gerade eine Abhandlung schreibt.»
    Schließlich hatten sie eine Liste von vier Namen, von denen Miriam zwei sofort ausschied, weil sie ganz eindeutig jüdisch klangen. Sie war überzeugt, dass Maltzman bei einem jüdischen Arzt vermutete, die Chance, dass etwas in der Gemeinde durchsickere, sei wesentlich größer. Einer der letzten beiden Namen war weiblich. Minutenlang überlegte Miriam; dann sagte sie sich, dass Maltzman seine persönlichen Sorgen wohl eher einer Frau als einem Mann anvertrauen würde.
    «Dr. Sayre? Ich hätte gern gewusst, ob ich bei Ihnen zur Behandlung …»
    Eine energische Altstimme fragte: «Mit wem spreche ich, bitte?»
    «Mein Name ist … Myra, Myra Little.»
    «Miss oder Mrs.?»
    «Miss.»
    «Also gut. Und weswegen wollen Sie zu mir kommen?»
    «Es ist … Ich möchte das nicht so gern am Telefon sagen … Ich meine, falls jemand mithört …»
    «Wer hat Sie an mich verwiesen, Miss Little?»
    «Na ja, kein Arzt, sondern einer von Ihren Patienten. Henry Maltzman.»
    «Ah ja.» Es war nichts als höfliche Zustimmung und bedeutete möglicherweise gar nichts, aber sie verlieh Miriam den Mut, weiterzumachen.
    «Er sagte mir, Sie nähmen manchmal auch abends Patienten, das ist nämlich die einzige Zeit, wo ich kommen könnte.»
    «Das stimmt, aber nur manchmal.»
    «Tja also, könnte ich vielleicht am Freitagabend einen Termin haben? So gegen halb neun?»
    «Freitagabend? Sehen wir mal. Oh, das ist Mr. Maltzmans Termin.»
    «Sind Sie ganz sicher, Frau Doktor? Weil er nämlich sagte …»
    «Ganz sicher. Er …»
    Aber Miriam hatte schon aufgelegt, und die Ärztin blickte verdutzt auf ihr Telefon, das so unvermittelt verstummt war.
    Als der Rabbi kurz darauf heimkam, sah man ihm seine Enttäuschung an. «Ich hätte zuvor anrufen sollen», sagte er. «Als ich hinkam, war niemand da.»
    «Macht nichts, David», antwortete sie. «Macht wirklich nichts.» Sie war freudig erregt über ihren Erfolg, fürchtete jedoch, er könne ihr Handeln missbilligen.
    Der Rabbi hörte schweigend zu, als sie ihm alles berichtete.
    Dann schüttelte er verwundert den Kopf und lächelte. «Wie ich vorhin bereits bemerkte, wer kennt die verborgenen Tiefen seiner Mitmenschen?»
    «Bist du jetzt böse? War das sehr schlecht von mir?»
    «Der Talmud verbietet, den Kaufmann nach dem Preis seiner Ware zu fragen, wenn man nicht die Absicht hat, etwas zu kaufen. So etwas weckt in ihm die Hoffnung, ein Geschäft machen zu können, und bereitet ihm unnötigen Kummer, wenn man ihn enttäuscht. Ich nehme an, dasselbe trifft auf die Ärzte zu.» Er warf den Kopf in den Nacken und lachte fröhlich. «Aber es war herrlich clever von dir. Und jetzt sollte ich wohl Lanigan aufsuchen.» Er zögerte. «Hast du vielleicht noch andere kluge Ideen, die du ausprobieren kannst, während ich weg bin, Miriam?»
    «Ach David!»
     
    «Also, Chief, ich versichere ihnen, dass ich an jenem Abend – und an jenem Tag – keinen Fuß in die Nähe des Jordon-Hauses gesetzt habe. Und ich bin bereit, das zu beschwören. Ich weiß verdammt genau, dass Sie mich keineswegs verdächtigen, etwas mit dem Mord zu tun zu haben, und ich betrachte es als schwere Verletzung meiner Rechte.»
    Lanigan lauschte mit wachsender Ungeduld. Schließlich explodierte er. «Verdammt noch mal, hier geht es nicht um verkehrswidriges Parken! Hier geht es um Mord und …»
    Über die Gegensprechanlage kam die Stimme des

Weitere Kostenlose Bücher