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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Abend zu Jordon gefahren bin?»
    «Großer Gott, ja! Das hättest du unbedingt tun müssen. Es könnte ein wichtiger Hinweis sein. Warum hast du ihm nichts davon gesagt?»
    «Weil du hier warst», antwortete sie mit einem Anflug von Bitterkeit. «Deswegen wollte ich nicht sagen, dass ich weggefahren bin, obwohl ich versprochen hatte, zu Hause zu bleiben. Ich wollte den Beamten später aufsuchen und ihm alles sagen, aber ich hab’s immer wieder aufgeschoben und bin nie dazu gekommen. Und wenn sie jetzt merken, dass ich Informationen zurückgehalten habe …»
    «Wie sollten sie das in Erfahrung bringen?»
    «Nun ja, Stanley hat es dir gegenüber doch auch erwähnt, nicht wahr? Genauso gut kann er es der Polizei gegenüber erwähnen.»
    Bei dem Bewusstsein, dass sie zu Jordon gefahren war, statt zu Maltzman, fiel ihm ein Riesenstein vom Herzen. Jetzt schämte er sich seiner Zweifel an ihrer Treue, und er empfand große Zärtlichkeit für sie. Er verstand, dass sie sich Sorgen machte und ein bisschen verängstigt war, und er wollte ihr diese Angst gern nehmen. Andererseits, nachdem er sie in dem Glauben gelassen hatte, dass er es von Stanley erfahren hatte, wäre es dumm, jetzt noch zuzugeben, dass er es von seiner Mutter wusste.
    «Ach was, ich glaube nicht, dass Stanley zur Polizei gehen würde. Warum sollte er auch?» Und er erläuterte ihr ausführlich, dass die Menschen normalerweise nicht gleich zur Polizei laufen, auch wenn sie wichtige Informationen haben – einfach, weil sie nicht in etwas hineingezogen werden wollen; dass es bei Leuten wie Stanley, die sich zuweilen betrinken und dann womöglich deshalb verhaftet werden, noch weniger wahrscheinlich ist, dass sie der Polizei helfen; dass sie der Polizei gegenüber eine angeborene Abneigung empfinden; und dass sie überhaupt nichts zu fürchten habe.
    Aber er merkte, dass er sie nicht hatte überzeugen können. Schließlich sagte er: «Weißt du was? Ich gehe zum Rabbi und frage ihn, was wir tun sollen.»
    «Was hat denn der damit zu tun?»
    «Er steht mit Chief Lanigan auf sehr freundschaftlichem Fuß. Wie ich hörte, kommen sie auch manchmal privat zusammen. Ich könnte ihm die Sachlage erklären. Schließlich kennt er uns, und er kennt Mutter. Vielleicht spricht er mit Lanigan, dann brauchen wir das nicht zu tun. Oder er ebnet uns wenigstens den Weg.»
    «Nein, den Rabbi können wir nicht um Hilfe bitten.»
    «Warum denn nicht?»
    «Weil wir dann ein schlechtes Gewissen hätten. Ich … Wir haben ihn doch weg haben wollen. Jetzt können wir nicht einfach eine Kehrtwendung machen und ihn um Hilfe bitten.»
    Herb grinste. «Keine Sorge, Liebling. Denn ich habe für den Rabbi gestimmt, und vermutlich war es meine Stimme, die den Ausschlag gegeben hat.»
    « Du hast für ihn gestimmt?»
    Zu spät wurde ihm klar, dass er sich in eine Falle hineinmanövriert hatte, und dass er am besten jetzt restlos auspackte.
    «Ich war eifersüchtig», erklärte er offen. «An jenem Abend, als du fortgefahren warst, kam Henry Maltzman erst nach neun zum Gottesdienst. Und dann, letzten Sonntag, als ich die Zeitung holen gegangen war, saß er hier, und du schienst … na ja, überaus freundlich zu ihm zu sein. Und dann heute bist du zu diesem Bridgenachmittag gegangen, und als ich zu unserer Sitzung kam, hörte ich, dass Henry angerufen und gesagt hatte, es sei ihm etwas dazwischen gekommen. Also habe ich zwei und zwei zusammengezählt und …»
    «Du warst eifersüchtig auf Henry Maltzman? Du dachtest, ich flirte mit Henry Maltzman? Ich hätte gedacht, dass du mich besser kennst! So ein professioneller Macho-Typ wie dieser Maltzman – nicht für mich!»
    «Bitte verzeih», sagte er. «Weißt du, Molly, ich liebe dich so sehr, dass ich manchmal einfach nicht logisch denken kann.»
    Sie wurde weich. Er war ein richtiger großer Junge. Sie kam zu ihm, nahm ihn in die Arme und murmelte: «Dummer Herbie!»
    Er strahlte. «Aber es hat sich alles zum Guten gewendet, nicht wahr? Denn jetzt kann ich den Rabbi ruhig um einen Gefallen bitten.»

49
    «Wissen Sie, Rabbi, sie ist so loyal. Als sie merkte, dass Gore sich Sorgen machte, weil er dem Alten den Bericht wahrscheinlich nicht pünktlich zukommen lassen konnte, erbot sie sich, ihn hinzubringen. Ich glaube, sie dachte, Gore würde sonst einen guten Kunden verlieren. Jordon war so.» Er lachte. «Und das Komische dabei ist, dass die Endsummen nicht einmal stimmten.»
    «Hatte es denn dann überhaupt einen Sinn, den Bericht

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