Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
besuchte, damit die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass man sich an ihn erinnert.«
»Aber es war auch dasjenige, in dem der Ladentisch von einer Kamera überwacht wird.«
»Er hat die Kamera einfach nicht bemerkt, das ist alles«, sagte Fry. »Das tun die wenigsten Leute.«
Cooper hielt das Band an und spulte den kurzen Abschnitt zurück, in dem Quinn seine Einkäufe nahm und sich vom Ladentisch abwendete. Da war es wieder, das leichte Neigen des Kopfes zur Kamera, nur eine dezente, beinahe unmerkliche Geste. Cooper kam sie vor wie das Nicken eines Schauspielers, der sein Publikum begrüßt.
Doch das war möglicherweise nur Einbildung. Vielleicht lag es daran, dass Cooper glaubte, Mansell Quinn schon einmal gesehen zu haben. Vor weniger als zwei Tagen.
22
Mit seinen fünfzig Jahren war Raymond Proctor älter als Quinn und Thorpe. Und Ben Cooper stellte fest, dass er den Campingplatzbesitzer für den müdesten und demoralisiertesten der drei Männer hielt. Er war sich nicht sicher, woran das lag – Proctor war glücklich verheiratet, und das große Trauma in seinem Leben lag bereits vierzehn Jahre zurück. Eigentlich hätte er es inzwischen überwunden haben sollen.
»Mr. Proctor, wir würden mit Ihrer Erlaubnis gerne einen Blick in einige Ihrer Wohnwagen werfen«, sagte Diane Fry, als sie ihn in seinem Büro auf Wingate Lees antrafen.
Proctor stand auf und ging sofort auf Konfrontationskurs.
»Das geht nicht«, sagte er. »Die sind belegt. Ich hab Gäste darin untergebracht. Ich kann nicht die Polizei in ihren Habseligkeiten rumschnüffeln lassen, während sie unterwegs sind. Was glauben Sie denn, wie sich das auf meine Geschäfte auswirken würde? Und wonach suchen Sie überhaupt?«
»Wir suchen nach Ihrem alten Freund William Thorpe«, erwiderte Fry. »Und wir möchten nicht in den belegten Einheiten nachsehen, sondern nur in den alten Wohnwagen im hinteren Bereich.«
»In denen? Die sind leer.«
»Das würden wir gerne nachprüfen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Proctor seufzte schwer und machte eine große Vorstellung daraus, Schubladen zu öffnen und wieder zu schließen und anschließend die passenden Schlüssel von den ordentlichen
Hakenreihen an der Wand hinter seinem Schreibtisch zu nehmen.
»Ich muss mit Ihnen mitkommen.«
»Gut.«
Sie folgten ihm über den Platz, vorbei an den Bäumen und dem Teich.
»Sehen die etwa belegt aus?«, fragte Proctor und deutete auf die Wohnwagen.
»Nein, das tun sie nicht. Das ist genau der Punkt.«
»Oh, dann denken Sie also, das wäre alles ein cleveres Komplott, um Sie an der Nase herumzuführen? Was glauben Sie, dass ich mache – von einem Wohnwagen mit zwei Schlafplätzen aus einen internationalen Drogenring leiten?«
»Es hat schon abwegigere Sachen gegeben.«
»Aber im Hope Valley ganz bestimmt nicht.«
Proctor steckte einen Schlüssel ins Türschloss des ersten Wohnwagens, rüttelte ohne Erfolg daran und musste einen anderen ausprobieren, um die Tür aufzubekommen. Dabei fluchte er ununterbrochen.
Fry und Cooper tauschten einen Blick. Proctor machte wesentlich mehr Lärm als nötig. War das nur eine Geste der Verärgerung, eine Methode, um sich selbst zu beruhigen? Oder eine Warnung für jemand anderen?
»Sehen Sie, da ist niemand drin«, sagte Proctor, als er die Tür aufstieß.
Fry schielte hinein. »Niemand in diesem, vielleicht.«
»Was?«
»Wir würden gerne in alle einen Blick werfen.«
»Sie machen Witze.«
Sie deutete auf den nächsten Wohnwagen. »Mr. Proctor, wenn es Ihnen nichts ausmacht...«
»Herrgott noch mal. Was für eine Zeitverschwendung.«
Im Inneren des zweiten Wohncontainers roch es schimmlig und abgestanden. Eine große undichte Stelle im Dach hatte
die Decke braun verfärbt, und eines der Paneele löste sich ab.
»Wer wohnt hier?«, fragte Cooper.
»Niemand. Na ja, zurzeit niemand.«
»Hier hat noch bis vor kurzem jemand gewohnt. Die Bettwäsche ist benutzt, und im Spülbecken liegt Besteck.«
»Das waren irakische Flüchtlinge.«
»Was ist aus ihnen geworden?«
»Soweit ich weiß, sind sie zurück in den Irak.«
»Sie haben einige ihrer Sachen zurückgelassen«, merkte Cooper an und blickte auf ein Paar alte Schuhe und ein tragbares Fernsehgerät.
»Wahrscheinlich wollten sie das Zeug nicht den ganzen Weg bis nach Bagdad mitschleppen.«
»Ach ja?«
Cooper sah Proctor an. Seine Geschichte war nicht völlig abwegig. Flüchtlinge und Asylanten tauchten an den unwahrscheinlichsten Orten auf.
»Mr.
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