Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Ärzte können doch unmöglich mit Sicherheit sagen, dass der Lungenkrebs Ihrer Frau durch Passivrauchen verursacht wurde, oder? Welche Beweise könnte es dafür geben?«
»Wer braucht schon Beweise?«, erwiderte Thorpe. »Was zählt, ist das, was man glaubt. Wie bei der Religion.«
»Mag sein.«
»William hat nie den geringsten Zweifel gehabt. Er ist in vielerlei Hinsicht ein sturer Kerl. Und selbstgefällig ist er auch.«
Cooper nahm noch einmal das neueste Foto in die Hand. »Wie lange ist es her, dass Ihre Frau starb, Mr. Thorpe?«
»Fast zwanzig Jahre.«
»Wann wurde dieses Foto gemacht?«
»Am Tag ihrer Beerdigung.«
»Und das war das letzte Mal, dass er nach Hause gekommen ist?«
»Ja. William hat Sonderurlaub bekommen und ist zwei Tage vor der Bestattung nach Hause gekommen. Am Abend, bevor wir seine Mutter beerdigt haben, hatten wir einen heftigen Streit. Ich hab damals wie verrückt geraucht, wie Sie sich vielleicht vorstellen können – das war eine ziemlich schwierige Zeit. Andererseits hatte ich immer viel geraucht. Seit meiner Jugend. Wir wussten es damals eben nicht besser.«
»Und William hat Ihre Raucherei für den Lungenkrebs seiner Mutter verantwortlich gemacht – das meinte er doch, als er sagte, Sie hätten sie umgebracht?«
»Na ja, ja.«
»Aber Ihr Sohn hat selbst geraucht.«
»Praktisch sein ganzes Leben lang.«
»Also …«
Mr. Thorpe schüttelte den Kopf. »Fragen Sie mich nicht nach einer Erklärung. Vielleicht war es zum Teil aus einem Schuldgefühl heraus. Aber es hat noch mehr dahintergesteckt. William hatte immer seltsame Ideen, und sobald er sie sich in den Kopf gesetzt hatte, sind sie auch dort geblieben. Irgendjemand hatte ihm von diesem Gas erzählt – Radon.«
»Radon? Ich weiß, dass es in manchen Gegenden ein Problem ist.«
»Der Untergrund hier besteht aus Kalkstein, wissen Sie«, sagte Thorpe. »William hat behauptet, dass Radon in Häuser eindringen kann, die auf Kalkstein gebaut sind. Er hat behauptet, dass jedes Jahr zweitausend Menschen daran sterben. Und er hat behauptet, dass sich die Wahrscheinlichkeit, Lungenkrebs zu bekommen, vervielfacht, wenn man Zigarettenrauch und Radon einatmet.«
»Und das war Ihre Schuld?«
»Anscheinend«, erwiderte Thorpe. »Wenn ich nicht dafür gesorgt hätte, dass Sylvia hier einzieht, und nicht geraucht hätte, wäre sie vielleicht noch am Leben. Also hatte William Recht, oder?«
»Mr. Thorpe, ich hab keine Ahnung.«
»Es war Mansell Quinn, der ihm das gesagt hat, wissen Sie.«
»Das mit dem Radon? Na ja, Quinn hatte eine Baufirma, also wusste er vermutlich über die Risiken Bescheid.«
»Wenn man etwas weiß, muss man es noch lange nicht an die große Glocke hängen. Wer klug ist, weiß, wann man etwas für sich behält.« Thorpe machte leise Kussgeräusche in Richtung Katze, die daraufhin mit halb geschlossenen Augen zu ihm aufsah. »Auf jeden Fall sind am Tag der Beerdigung von uns beiden viele Dinge gesagt worden, die nicht hätten gesagt werden dürfen, und Will hat sofort nach dem Gottesdienst seine Sachen gepackt, um wieder zu seinem Regiment zurückzugehen. Ich hatte Glück, dass ich dieses Foto überhaupt bekommen hab – eine seiner Tanten bestand darauf, es zu machen.
Sie hat gemeint, Will wäre genau wie seine Mutter. Ich hab das nie so gesehen.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Quinn Ihrem Sohn nur deshalb von den Auswirkungen von Radon erzählt hat, um Streit zwischen Ihnen zu verursachen?«
Thorpe zuckte mit den Schultern. »Ich hab ihn nie gemocht, und er hat mich nie gemocht. Er war immer derjenige, der die anderen in Schwierigkeiten gebracht hat. Manchmal ist es zu Schlägereien in Pubs gekommen. Probleme mit der Polizei.«
»Ja, ich weiß.«
Der alte Mann sah ihn durchdringend an. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber sehen Sie, Sie haben in Ihrem Beruf gelernt, Dinge für sich zu behalten. Sie hätten nicht verraten, dass Sie es gewusst haben, wenn ich es nicht von selbst gesagt hätte.«
»Haben Sie Mansell Quinn jemals persönlich getroffen, Mr. Thorpe?«
»Ja, ein- oder zweimal. Bevor er ins Gefängnis gekommen ist.«
»Er ist inzwischen wieder frei.«
»Ja, das haben Sie schon gesagt.«
»Ihr Sohn und Quinn sind Freunde geblieben, nachdem er ins Gefängnis gekommen ist, hab ich Recht?«
Mr. Thorpe bewegte nachdenklich die Kiefer, obwohl er nichts im Mund hatte außer seinem Speichel. Er hätte sich irgendetwas zum Kauen besorgen sollen.
»Mag sein.«
»Trotzdem wollte William
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