Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Kribbeln an der Wirbelsäule, drehte sich ruckartig um und richtete den Blick auf die Kabinen. Nur eine Tür ganz am Ende der Reihe war geschlossen.
»Paranoid«, sagte er zu sich selbst. »Paranoid, das bist du.«
Trotzdem stieß er die Tür auf – man konnte schließlich nie wissen. Die Kabine war leer.
Dann warf Cooper einen Blick auf den Boden. Er ging in die Hocke und suchte in seinen Taschen nach Latexhandschuhen oder einer Plastiktüte, fand jedoch weder das eine noch das andere, weil er seine Jacke im Auto gelassen hatte. Stattdessen rollte er mehrere Blatt Toilettenpapier ab. Sie würden ihren Zweck erfüllen.
Behutsam hob er das Ding mit dem gefalteten Papier auf und hielt es ins Licht. Es war die reife Rispe eines Grashalms, auf der herumgekaut worden war. Und zwar ganz sicher von etwas Größerem als einer Maus.
Die äußere Tür des Toilettenhäuschens ging mit einem Knarren der Feder im Schließmechanismus auf. Noch immer in der Hocke, drehte Cooper den Kopf. Ein alter Mann war hereingekommen und öffnete am Urinal seinen Reißverschluss. Er sah Cooper an, der auf dem Boden der Kabine kauerte und ein kleines braunes Ding in einem Knäuel Toilettenpapier hielt.
»Sie Perverser«, sagte er. »Sehen Sie zu, dass Sie hier rauskommen, bevor ich Ihnen die Polizei auf den Hals hetze.«
Alistair Page wohnte in einer engen Gasse, die von der Zufahrt zur Höhle aus steil anstieg. Das Haus war kürzlich renoviert worden, doch äußerliche Veränderungen an Immobilien wurden in dieser Gegend streng kontrolliert. Das Mauerwerk war gereinigt worden, die neuen Fensterrahmen bestanden aus Kiefernholz, und die Eingangstür hatte ein Stalltür-Design, damit sie zu denen der benachbarten Cottages passte. Am Hang darüber stand ein Haus mit einem Rundbogenfenster, das aussah wie eine Kapelle.
Pages Haus war direkt in die Kalksteinwand hineingebaut worden, aus der eine Nische herausgeschlagen worden war,
um Platz für ein kleines Auto zu schaffen. Dort war ein blauer Volkswagen geparkt, der allerdings nur knapp hineinpasste – sein Außenspiegel war nur ein paar Zentimeter von einer High-Peak-Council-Mülltonne mit Rädern entfernt, die vor der Seitentür des Hauses stand. Einen Garten gab es keinen. Und die Eingangstür befand sich wie die der meisten anderen Häuser unmittelbar an der Straße.
Die Aussicht musste jedoch beeindruckend sein. Von den Fenstern im ersten Stock konnte man vermutlich auf die Cottages unten in der Schlucht und geradewegs in die Öffnung der Peak Cavern selbst blicken.
Der Anblick der Höhle ließ Cooper innehalten. »The Devil’s Arse« wurde sie genannt. Doch dabei waren ganz sicher Körperteile durcheinandergebracht worden. Cooper fand, dass der Höhleneingang an einen gähnenden Schlund erinnerte, der darauf wartete, unachtsame Passanten zu verschlingen wie ein urzeitliches Meereswesen, das knapp unter der Wasseroberfläche lauerte, während die verlockenden Stalaktiten und Sinterfahnen in seinem Maul neugierige Elritzen anlockten, von denen es sich ernährte. Und tagsüber strömten ganze Schwärme davon in den Schlund.
Cooper hatte gesehen, wie die Touristen am Drehkreuz Schlange standen, um den Eintritt zu bezahlen, und sich oben auf den Seilerbahnen versammelten, um sich die Vorführungen anzusehen, ehe sie tiefer in die Höhle vorstießen. Weitere Touristen waren auf dem Pfad hinunter in die Schlucht unterwegs und bevölkerten zu Dutzenden den Weg am Fluss, der zum Parkplatz führte. Der gähnende Schlund der Höhle musste nie Hunger leiden – zumindest nicht während der Hochsaison.
»Kommen Sie rein, kommen Sie rein«, sagte Alistair Page, als er in Jeans und einem schwarzen T-Shirt an der Eingangstür seines Cottage erschien. »Ich hab schon Ausschau nach Ihnen
gehalten. Diese Tür benutze ich normalerweise nicht oft – ich gehe zum Seiteneingang rein und raus, damit ich nicht direkt auf der Straße stehe.«
»Ich verstehe.«
»Sie sehen aus, als wäre Ihnen heiß. Hier drin ist es kühler.«
Cooper fühlte sich tatsächlich etwas verschwitzt von dem Fußmarsch. Die Temperaturen waren nicht das Problem – es war nicht annähernd so heiß wie bei der Rekordhitze im letzten Jahr. Die Schwüle war das, was ihn zermürbte und ihm Unbehagen bereitete.
»Setzen Sie sich«, sagte Page. »Was zu trinken?«
»Ja. Was Kaltes wäre gut.«
»Ist Preiselbeersaft okay?«
»Gern.«
»Setzen Sie sich doch, während ich uns was zu trinken hole.«
Cooper
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