Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Zweifel. Und dabei war er auf einen Abdruck getreten, der bereits da gewesen war. Doch auf wessen Abdruck? Auf seinen eigenen? Oder hatte Mansell Quinn unbewusst das einzige Beweisstück vernichtet, das ihn hätte retten können?
»Sagten Sie 1990?«, fragte Petty. »Ist das der Fall Mansell Quinn?«
»Das ist richtig, Liz.«
»Dann gibt es also keine DNA. Profilfahndung war damals noch nicht allgemein üblich. Die erste Überführung anhand von DNA-Spuren hat ein Jahr zuvor stattgefunden – bei einem Fall in Leicestershire. Ein Typ, der wegen Vergewaltigung eingebuchtet wurde. Und er ist geschnappt worden, weil er einen Freund dazu überredet hat, an seiner Stelle eine DNA-Probe abzugeben, womit er sich ungewollt verraten hat.«
»Ich weiß.«
»1990 sind also keine Proben von einem Verdächtigen genommen worden, nicht einmal nach seiner Verurteilung.«
»Ja, ich weiß, Liz, aber...«
Sie sah zu ihm auf. »Aber was?«
»Ich hab mich gefragt, ob bei diesem Fall vielleicht irgendwelche Beweisstücke aufbewahrt worden sind, die ein bisschen DNA liefern könnten.«
»Aufbewahrt? Haben Sie unseren Lagerraum schon mal gesehen?« Petty seufzte. »Tja, ich nehme an, Sie könnten Glück haben, je nachdem, was es ist und wie damit umgegangen wurde. Hin und wieder stößt man auf etwas in einem Beweisbeutel, der an einer Akte zum Fall befestigt ist.«
»Genau das wäre es.«
»Aber, Ben, was würde das nützen? Dieser Kerl ist wegen Mordes hinter Gitter gewandert und hat seine Zeit abgesessen. Möchten Sie beweisen, dass er es nicht getan hat? Ich meine, was hat das denn für einen Sinn?«
»Ich weiß, ich weiß. Ich verstehe, was Sie meinen, Liz.«
»Sie besitzen eine Probe von diesem Typen zum Vergleich, oder?«
»Nein.«
»Nein?« Petty gab ihm die Fotos zurück. »Ben, was in aller Welt ist eigentlich los mit Ihnen?«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte er.
»Wir können keine Wunder vollbringen, wissen Sie.«
»Vergessen Sie es einfach, Liz.«
Cooper machte sich auf den Rückweg und bereute, dass er das Thema überhaupt angesprochen hatte. Es war eine lächerliche Idee gewesen. Und das Schlimmste war, dass Liz Petty die eine Frage gestellt hatte, auf die er keine Antwort wusste: Was in aller Welt war mit ihm los?
Als Cooper wieder an seinem Schreibtisch in der Einsatzzentrale saß, sah er Diane Fry aus dem Büro des Detective Inspectors kommen. Er versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, doch sie sah weg. Wahrscheinlich hatte sie mit dem Boss wieder über ihn gesprochen. Allerdings beunruhigte ihn das nicht sonderlich – sie sagte ihm regelmäßig ins Gesicht, dass er sich zu leicht ablenken ließ. Natürlich war das allein seine Schuld und nicht ihre.
»Was steht bei dir auf dem Programm?«, erkundigte sich Fry, als sie an seinem Schreibtisch vorbeiging.
»Der alte Mr. Thorpe, Williams Vater.«
»Verwende darauf nicht zu viel Zeit. Und erstatte Bericht.«
»Selbstverständlich. Übrigens, Diane, ich hab ein Exemplar von dem Buch.«
»Von welchem Buch?«
»Das Quinn im Gefängnis gelesen hat – Unterirdischer Tod .«
»Ach das.«
»Es enthält eine Geschichte über einen jungen Höhlenforscher, der 1959 in der Peak Cavern ums Leben gekommen ist. Und du wirst es nicht glauben, aber...«
»Ben – 1959?« Fry zog eine Augenbraue hoch. »Erst ist es 1990, jetzt 1959. Du vergräbst dich in der Vergangenheit.«
»Aber genau das ist es, was ich meine. Lass mich dir kurz erzählen …«
»Nein, Ben. Du lässt dich schon wieder ablenken. Du hörst damit auf, ja?«
»Ja, okay. Entschuldigung.«
Als sie wegging, dachte Cooper an die blutigen Fußspuren auf den Fotos vom Schauplatz des Mordes an Carol Proctor. Mansell Quinn musste die Abdrücke ebenfalls gesehen haben – wenn nicht zu dem Zeitpunkt, als er über der Leiche stand, dann zumindest später, in den Beweisakten, die der Verteidigung vor seinem Prozess zugänglich gemacht worden waren. Seine eigenen Fußabdrücke, deutlich sichtbar in Carol Proctors Blut.
Cooper sah sich die forensischen Berichte von Parson’s Croft an. Die Abdrücke in der Erde in Rebecca Lowes Garten waren abgesteckt und zugedeckt, dann fotografiert und in Gips gegossen worden. Doch der Spurensicherung war es nicht gelungen, eine Route von den Linden zum Haus zu bestimmen. Falls Quinn sich aus dieser Richtung genähert hatte, war er äußerst vorsichtig gewesen, um keine Spuren zu hinterlassen.
Anschließend wandte er sich den
Weitere Kostenlose Bücher