Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Beweisstücken aus dem Haus zu und suchte nach einem Hinweis auf Samen im Teppich oder auf den Fliesen in der Küche. Doch es waren keine gefunden worden. Also hatte Quinn anscheinend die schwarze Regenjacke ausgezogen und in seinem Rucksack verstaut,
sich gründlich abgewischt und sich das Haar gekämmt, ehe er sich dem Haus wie ein Geist näherte, ohne dabei irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Anscheinend.
Und war er dann ebenso still und heimlich durch die Hintertür hineingeschlüpft? Oder hatte Rebecca Lowe die Tür selbst geöffnet und ihn eingelassen?
Cooper erinnerte sich daran, als er Rebecca Lowes Haus betreten hatte. Im Inneren war es völlig still gewesen. Die Teppiche waren so dick, dass sie die Schritte gedämpft hatten, und schwere Vorhänge hatten alle Geräusche von draußen erstickt. Alle Türen hatten leise geschlossen, und sogar die Zeiger der Uhr hatten sich lautlos bewegt. Mrs. Lowe hatte in den letzten Monaten wie in einem Kokon gelebt, von der Außenwelt abgeschirmt. Deshalb hatte sich Cooper im Haus unwohl gefühlt.
Parson’s Croft war eines der Häuser, in denen Radon womöglich ein Problem darstellte, falls es auf Kalkstein erbaut worden war. Zentralheizung und Isolation konnten dafür sorgen, dass ein Gebäude wie ein großer Schornstein wirkte, da die warme Luft Radon aus dem Untergrund durch jede Spalte ins Haus saugte. Wie das Kohlendioxid, das Neil Moss getötet hatte, war Radon farblos, geruchlos und geschmacklos. Manche Leute hatten sich so sorgfältig isoliert, dass sie dadurch ihr Risiko erhöhten.
Es war ein Leichtes, sich einzureden, man sei in einem Haus wie dem von Rebecca Lowe sicher, in das die Außenwelt nie einzudringen schien. Doch das war nur eine Illusion. Die Außenwelt war in der Lage, sich auf eine Art und Weise in das eigene Leben zu drängen, mit der man nicht rechnete. Sie kroch durch die winzigsten Spalten im Fundament. Sie stieg aus dem Untergrund auf und sickerte ins Wasser. Sie war heimtückisch wie Radon-Gas. Und genauso tödlich.
29
Das Netz zieht sich langsam zu«, sagte Detective Chief Inspector Oliver Kessen. »Aber wir bitten alle Bewohner der Region, wachsam zu sein und sich zu melden, falls jemand diesen Mann sehen sollte.«
Kessen wirkte bekümmert. Er blickte für ein paar Augenblicke mit entschlossenem Gesichtsausdruck direkt in die Kamera, bis er ausgeblendet wurde und der Nachrichtensprecher wieder zu sehen war, der die Telefonnummer bekannt gab. Als Ben Cooper den Auftritt des Detective Chief Inspectors sah, fragte er sich, ob dieser kürzlich einen Medienkurs absolviert hatte. Er hatte den direkten Blick ziemlich gut hinbekommen.
»Na, das war doch ein voller Erfolg«, sagte Detective Inspector Hitchens. »Ein paar Tränen, ein bisschen Emotion. Damit sollten wir es in die Ein-Uhr-Nachrichten schaffen. Das hätten sie nicht besser machen können.«
»Ich gehe davon aus, dass Sie die Lowes meinen, und nicht Mr. Kessen«, sagte Chief Superintendent Colin Jepson. Der Divisionsleiter hatte dem Ermittlungsteam eine halbe Stunde Gesellschaft geleistet, um sich die Fernsehausstrahlung anzusehen. Er saß zwischen den Polizisten steif auf einem Stuhl und bemühte sich, informell zu wirken.
»Selbstverständlich, Sir«, erwiderte Hitchens.
Doch Cooper war sich nicht ganz sicher. Er sah sich im Zimmer um, wie der Rest des Teams darauf reagierte. Seiner Ansicht nach war Andrea Lowe bei der Pressekonferenz gut aufgetreten. Sie hatte sich klar ausgedrückt, war überzeugend
gewesen, und ihr Auftreten hatte auf starke Emotionen schließen lassen, die sie nur mit Mühe zurückhalten konnte. Aber ihr Bruder Simon? Von ihm war die ganze Zeit über nur wenig zu hören gewesen. Dieses Mal hatte er Andrea das Wort überlassen, während er angespannt und nervös dagesessen und nur hin und wieder einsilbig seine Zustimmung kundgetan hatte.
Cooper fragte sich, welches Verhältnis Simon zu seinem Vater hatte. Er war zum Zeitpunkt des Mordes an Carol Proctor fünfzehn Jahre alt gewesen, und der Schock musste ziemlich tief gesessen haben. Cooper wusste, wie schwierig es sein konnte, mit widersprüchlichen Gefühlen einem Elternteil gegenüber umzugehen. In Simon Lowe sah er jemanden, der beinahe sein Spiegelbild hätte sein können.
»Sie wissen ja, dass alle Wichtigtuer aus ganz Derbyshire bei uns anrufen werden, oder?«, sagte der Chief Superintendent, als Hitchens dem Fernsehbild mit der Fernbedienung den Garaus machte. »Alle werden sich einbilden,
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