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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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nicht vollendet hat, wofür er zurückgekommen ist.«
     
     
    Will Thorpe war aus dem Wingate-Lees-Campingplatz hinausmarschiert, sobald er glaubte, dass ihn niemand sah. Er wäre lieber in einem Wohnheim gewesen. Dann hätte er wenigstens kein Problem mit der Unterkunft gehabt oder mit den Leuten, die sie leiteten. Die waren in der Regel recht zuvorkommend.
    Doch die Vorstellung, dass jeder wusste, wo er sich aufhielt, hatte ihn nervös gemacht. Er hatte sich gefangen und festgenagelt gefühlt, dazu verdammt, hilflos auszuharren, bis jemand kam, der ihn finden wollte. Bereits wenige Minuten nach seiner Ankunft auf Wingate Lees war er sich darüber im Klaren gewesen, dass er wieder von dort wegmusste. Er hatte bemerkt, wie Connie Proctor ihn beobachtete. Sie hätte Ray ohnehin am nächsten Tag gebeten, ihn fortzuschicken.
    Thorpe erinnerte sich an die verlassene Scheune auf dem Feld. Er war sich ziemlich sicher, dass er schon einmal darin geschlafen hatte. Der Gestank machte ihm nichts aus. Eigentlich nahm er ihn gar nicht mehr zur Kenntnis. Er war einfach nur ein Zeichen dafür, dass Menschen in der Nähe waren, eine Warnung, dass er vorsichtig und wachsam sein musste.
    Die gemauerte Scheune stand zwischen Dirtlow Rake und dem Steinbruch des Zementwerks. Thorpe hörte das Brummen und Quietschen von Maschinen im Steinbruch und das Rumpeln der Bagger. Vom Eingang aus konnte er einen Kipper über den Grat fahren sehen, der eine Staubwolke hinter sich herzog.

    Im Inneren war die Scheune in zwei leere Räume aufgeteilt. Sie waren durch eine Türöffnung miteinander verbunden, die so niedrig war, dass er sich bücken musste, um unter dem Sturz hindurchzukommen. Der unbefestigte Boden war uneben, und es lagen überall Kalksteinbrocken herum, die aus den Wänden gefallen waren, sowie Chipstüten und zusammengeknüllte Taschentücher, die seine Vorgänger hinterlassen hatten. Über Kopfhöhe verliefen runde Balken, und hoch oben befanden sich Öffnungen in der Wand – eine davon sah aus, als hätte sie früher einmal als Feuerstelle gedient.
    Thorpe sah sich skeptisch um. Das Gebäude besaß keine Türen, und die Fensteröffnungen verschmälerten sich wie Schießscharten von dreißig Zentimetern Breite auf der Innenseite zu wenige Zentimeter schmalen Schlitzen auf der Außenseite. Durch diese Öffnungen gab es kein Entkommen, weder für Tiere noch für Menschen.
    Das Dach war jedoch weitgehend in Ordnung, und Thorpe konnte am unbefestigten Boden erkennen, dass es nur an einer Stelle hereinregnete. Es sei denn, es stürmte, und der Wind drückte den Regen durch sämtliche Ritzen und Spalten. Die Scheune stand vollkommen frei, und selbst jetzt fegte der böige Wind mit einem Geräusch um das Gebäude, als würde jemand von außen gegen die Wände schlagen.
    Vor der Scheune fand Thorpe ein Stück Wellblech, das zwischen hohen Brennnesseln lag. Es musste schon einige Zeit dort gelegen haben, da die Brennnesseln durch Schraubenbohrungen im Blech wuchsen. Das Blech krachte laut, als Thorpe daraufstieg, und er beschloss, es zur Sicherheit vor die Türöffnung zu ziehen.
    Er war hundemüde und wollte nur noch schlafen. Manchmal wünschte er sich, wie ein Vogel zu sein – Vögel schliefen nicht wie Menschen, sondern waren in der Lage, jeweils nur eine Hälfte ihres Gehirns abzuschalten, während die andere in Alarmbereitschaft blieb.

    Er wollte ohnehin nicht lange bleiben. Morgen würde er wieder aufbrechen und die Gegend verlassen. Er war hier nicht mehr in Sicherheit. Doch der Tag war anstrengend gewesen, und er brauchte Schlaf.
    Draußen rumpelte der Kipper wieder über den Grat zurück. Der Staub, den er aufwirbelte, verfärbte sich gelb, als sich im Osten dunkle Wolken auftürmten und das Abendlicht verschluckten. Doch das nahm Will Thorpe nicht mehr wahr.
     
     
    Diane Fry hielt es einfach nicht mehr aus. Am Abend suchte sie Ben Coopers Telefonnummer heraus und rief ihn zu Hause an.
    »Oh, Diane, du bist es«, sagte er. »Was ist passiert?«
    »Nichts.«
    »Nichts? Ich dachte schon, Quinn wäre vielleicht gefunden worden. Oder jemand anderer...«
    »Nein. Nichts.«
    »Okay.«
    Daraufhin kehrte betretenes Schweigen ein. Es war eine jener Pausen, zu der sie es unter keinen Umständen hatte kommen lassen wollen, weil sie befürchtete, dass sie sich dann verpflichtet fühlen würde, sie mit dem üblichen »Tja, dann will ich dich nicht länger aufhalten« zu füllen.
    Doch Cooper füllte die Pause mit belanglosem Geschwätz

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