Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
fröhlich.
»Warum können wir dich nicht jetzt fragen?«, wollte Amy wissen.
»Nein, ich meine, wir gehen morgen hin.«
»Peak Cavern«, sagte Josie. »So heißt sie richtig. Wir gehen in die Peak Cavern.«
Cooper schwitzte. Und das lag nicht nur an der Schwüle. Eine Unterhaltung mit seinen Nichten glich in letzter Zeit einem Spaziergang über ein Minenfeld. Er wollte nicht, dass ihm Matt und Kate vorwarfen, er würde den Mädchen Wörter wie »Arsch« beibringen. Doch er konnte bereits hören, wie sie es verwendeten, wenn sie am Abend auf die Farm zurückkehrten. Onkel Ben sagt, dass wir »Arsch« sagen dürfen . Großartig.
»Aber du hast doch heute frei«, sagte Amy. Sie war die ältere der beiden und kannte sich mit Schicht- und Dienstplänen bei der Kriminalpolizei besser aus als er selbst.
»Ich habe diesmal zwei Tage frei«, sagte er. »Also können wir morgen gehen.«
»Aber …«
»Ja?«
»Aber was ist, wenn du angerufen wirst?«
Cooper seufzte. Er spürte eine Woge des Mitgefühls für alle Familienväter in der E-Division in sich aufsteigen. Für sie war es bestimmt immer so. Die ständigen Klagen wie: »Warum warst du nicht da, Dad?«, »Du solltest doch heute frei haben«, und: »Was ist, wenn du angerufen wirst?«
»Wenn ich angerufen werde«, sagte Cooper, »gehen wir ein andermal. Versprochen.«
Er konnte beinahe hören, wie die Mädchen den Wert seines Versprechens abwogen und seine Verlässlichkeit beurteilten. Sie waren viel zu klug, um dem Versprechen eines Erwachsenen zu trauen, wollten ihm jedoch glauben. Er öffnete den Mund, um hinzuzufügen: Ich hab euch doch noch nie enttäuscht . Doch er wusste, dass das nicht stimmte.
Eine Gruppe von Wanderern ging vorbei. Ihre Bekleidung war leuchtend bunt, und ihre Gehstöcke verkörperten den neuesten Stand der Technik auf dem Gebiet der Stoßdämpfung. Sich für einen Tag in den Hügeln von Derbyshire auszurüsten wurde immer mehr zu einer Übung in Modebewusstsein, und alle Accessoires mussten genau passen. Bald würden die Leute ihre Rucksäcke nach ihrer Augenfarbe aussuchen.
In der Fußgängerzone kam ein weißhaariger Mann auf sie zu. Das Erste, was Cooper an ihm auffiel, war sein über die Glatze gekämmtes Haar. Jedes Mal, wenn Ben jemanden mit einer solchen Frisur sah, hoffte er, dass er schlau genug sein würde, sich das Haar anders zu kämmen, falls es ihm einmal ausgehen sollte. Einen kahlen Kopf zu haben oder einen Hut zu tragen – alles war besser als über die Glatze gekämmtes Haar.
Der Mann war mit einem silbergrauen Sportsakko und einem blauen Seidenhemd bekleidet, das er über der Hose trug. Er hatte leuchtend weiße Turnschuhe an und einen buschigen weißen Schnurrbart, der vermutlich der letzte Schrei gewesen war, als er noch schwarz war. Sein Haar war lang und wurde sogar den Anforderungen seiner Frisur gerecht. Er sah aus wie ein alternder britischer Charakterschauspieler, der in die Rolle eines abgehalfterten Gigolos geschlüpft war.
Cooper war von dem Einkäufer so abgelenkt, dass er zunächst nicht bemerkte, wie ein Mann in der Uniform eines Sicherheitsdienstes vom Eingang zu einer W.H.-Smith-Buchhandlung in seine Richtung gestikulierte. Er war Polizist im Ruhestand, der in die expandierende private Sicherheitsbranche
gewechselt hatte und jetzt eine bessere Uniform tragen durfte.
»Ich glaub, hier drin waren gerade zwei von den Brüdern Hanson«, sagte er. »Richtige Dreckskerle sind das. Die werden beide steckbrieflich gesucht. Ich kenn sie zwar nicht persönlich, aber die beiden sahen aus wie auf den Fotos.«
Cooper blieb stehen. »Ich kenne sie, aber...«
»Vielleicht könnten Sie nach ihnen Ausschau halten. Wahrscheinlich sind sie irgendwo in der Nähe der High Street.«
Amy und Josie sahen den Mann an und lauschten interessiert.
»Sehen Sie, ich bin nicht im Dienst«, sagte Cooper.
Erst jetzt bemerkte der Wachmann die Mädchen. »Oh, natürlich. Sie haben Ihre Kinder dabei.«
»Das sind nicht meine eigenen.«
»Verstehe.«
»Das sind meine Nichten. Die Kinder meines Bruders.«
Schon bevor Cooper stehen geblieben war, um mit dem Expolizisten zu sprechen, war ihm aufgefallen, dass er genau das richtige Alter hatte, um mit seinem Vater zusammengearbeitet zu haben. Er stellte fest, dass er sofort unruhig wurde und weitergehen wollte, ehe wieder Erinnerungen ausgegraben wurden, Geschichten über gemeinsame Spätschichten als junge Polizisten, weil darauf recht bald die Versicherungen folgen
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