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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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würde, stünde dort vielleicht, dass er aus Wales stammte.
    »Dort waren wir letztes Jahr«, sagte die Frau. »In Aberystwyth. Ich würde in Wales allerdings nicht wandern gehen. Für meinen Geschmack gibt es dort viel zu viele Berge. Dafür werde ich langsam zu alt.«
    Sie sah ihn forschend an. Quinn war sich darüber im Klaren, dass sie versuchte, sein Alter zu schätzen, und bald würde sie sich fragen, warum er allein wandern ging, mit einem uralten Rucksack und einer zerrissenen Regenjacke.
    Er spürte, wie er wütend wurde. Seine Hände begannen zu zittern, seine Schläfen pochten, und er konnte ein Sausen
im Kopf hören – das Geräusch von Blut, das in sein Gehirn strömte.
    »Möchten Sie nicht das Geld nehmen?«, fragte er.
    Er legte die Scheine auf den Ladentisch und nahm die Plastiktüte.
    »Moment. Sie bekommen noch was raus«, sagte sie.
    »Schon gut.«
    Quinn blieb vor dem Laden stehen und prüfte seine Einkäufe, da er fürchtete, er könnte etwas liegen lassen haben. Instinktiv warf er noch einen Blick durch das Schaufenster und sah die Frau, die ihn bedient hatte, hinter ihrem Ladentisch stehen. Sie beobachtete ihn. Ihr Blick gab ihm das Gefühl, als hätte jemand genau durchschaut, was er vorhatte.
    Er ging schnell von dem Laden weg. Vermutlich sah sie ihn überhaupt nicht an – höchstwahrscheinlich starrte sie auf irgendetwas hinter ihm auf der anderen Straßenseite oder bewunderte ihr Spiegelbild im Fenster. Dann fiel Quinn wieder ein, dass es ohnehin keine große Rolle spielte. Als er hundert Meter entfernt war, hatte er sich wieder beruhigt und ging langsamer.
    Das Vine Inn gab es jedenfalls noch. Er hatte in diesem Pub ein- oder zweimal etwas getrunken, inzwischen war er jedoch renoviert worden, um eine bessere Kundschaft anzusprechen. Er war neu gestrichen worden, und auf den Tafeln im Freien wurden Spezialitäten von der Speisekarte angepriesen.
    Dann bemerkte Quinn das Messingschild an einem der steinumrandeten Blumenbeete vor dem Pub, und die Inschrift fiel ihm ins Auge. Im Andenken an Sergeant Joseph Cooper . Er starrte die Worte an und las sie sich mehrmals vor, ehe er sich erinnerte, wo er war, und aufblickte. Im Andenken an Sergeant Joseph Cooper .
    Zumindest konnte er jetzt die Stadt verlassen. Da er die letzten paar Gegenstände auf seiner Liste nicht in einem x-beliebigen Benefizgeschäft finden würde, musste er woandershin.
Er musste ohnehin weiter. Es gab einiges zu erledigen. Und die Zeit drängte.
    Auf der letzten Etappe seiner Reise schloss Quinn die Augen und versuchte, sich auszuruhen. Als er wieder aus dem Fenster sah, befand er sich bereits im Hope Valley. Die vertrauten Hügel versammelten sich um ihn, hießen ihn willkommen und zogen ihn an.
    Die Vertrautheit der Umgebung schnürte Quinn die Kehle zu, als er aus dem Bus stieg und durch ein Feld auf eine Reihe von Bäumen zuging. Winzige Fliegen stiegen aus den Rispen des langen Grases auf, als er sie im Gehen streifte. Er brach eine Rispe ab und steckte sie in den Mund, um auf ihr zu kauen. Sie schmeckte nach Nuss, erinnerte ihn aber zugleich an Hafer. Er dachte an eine Schüssel Müsli und daran, wie er morgens am Küchentisch saß, Milch einschenkte, Kaffee roch und hörte, wie die Kinder sich für die Schule fertig machten.
    Und dann hörte er irgendwo ein Tor knarren. Er hätte das Tor reparieren sollen. Vor mehr als vierzehn Jahren hatte er versprochen, die Scharniere zu ölen. Das Geräusch genügte, um ihn ins Jahr 1990 zurückzuversetzen und die dazwischenliegenden Jahre zu verdrängen, als hätte es sie nie gegeben. Das Seitentor knarrte, und hier stand Mansell Quinn, lauschte dem Knarren und rechnete jeden Augenblick damit, die Stimme seiner Frau zu hören, die ihn daran erinnerte, dass er versprochen hatte, sich darum zu kümmern.
    Quinn war kurzzeitig verwirrt. Er sah sich selbst das Garagentor öffnen und hörte sich verärgert seufzen, weil er von irgendetwas Wichtigerem abgelenkt wurde. Er hatte vor Augen, wie er eine Dose Rostlöser aus dem Regal nahm, hustete, als er einen Werkzeugkasten hochhob, ein altes Spinnennetz wegwischte und die Dübel fand, nach denen er gesucht hatte. Er konnte sich sogar an die Struktur der Ytongwand hinter dem Regal erinnern und sich ein Bild von ihrer Farbe machen – blassblau, da nach dem Streichen der Küche noch etwas Farbe
übrig geblieben war. Er rief sich ins Gedächtnis, wie er den Rostlöser auf die Scharniere des Tors sprühte und beobachtete, wie sich das

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